Hamburg . Eines der ältesten Kreuzfahrtschiffe kann bald im Hafen besichtigt werden. Es war einst Urlaubsort der linientreuen Bonzen der DDR.

Gut 220 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen gibt es in diesem Jahr – doch das Beste und Ungewöhnlichste kommt zum Schluss: Am 7. und 8. Dezember liegt das letzte Traumschiff der DDR am Cruise-Terminal Altona mit britischen Touristen an Bord, die in der Hansestadt die stimmungsvollen Weihnachtsmärkte besuchen und Geschenke für das Fest einkaufen wollen.

Letzte Station in Hamburg

Die "Saga Pearl II" der britischen Reederei Saga Cruises ist ein 1980 in Hamburg gebautes Kreuzfahrtschiff mit wechselvoller Geschichte, die nun definitiv zu Ende geht. Bevor sich die Reederei von der betagten Lady trennt, sagt sie in ihrem Geburtsort Hamburg Anfang Dezember "Tschüs". Danach schaut die "Saga Pearl II", schreibt der in Hamburg erscheinende "Tägliche Hafenbericht" (THB), einer ungewissen Zukunft entgegen. Das Kreuzfahrtschiff ist eines der ältesten in Europa, die noch immer über die Weltmeere schippern. Das 164 Meter lange Schiff wurde 1980 unter dem Namen Astor bei den Howaldtswerken- Deutsche Werft AG in Hamburg gebaut.

Teile des "Traumschiffes" wurden hier gedreht

Erster Eigner war die HADAG Seetouristik und Fährdienst AG. Zeitweise wurden in den 80er-Jahren auf der "Astor" die ersten Folgen der beliebten ZDF-Serie "Traumschiff" gedreht. Doch weil das Hamburger Unternehmen finanziell angeschlagen war, stand die Zukunft des Urlaubsdampfers unter keinem guten Stern. Erst wurde er an eine südafrikanische Reederei verkauft – und danach ausgerechnet in die DDR. Der Arbeiter- und Bauernstaat wollte seinen linientreuen und zahlungskräftigen Bonzen auch Traumschiffreisen wie im Westen ermöglichen.

Fahrten auf der Ostsee und nach Kuba

Im Auftrag des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) wurde die damalige Astor 1985 von der VEB Deutfracht/Seereederei Rostock übernommen. Aus der "Astor" wurde – Kap Arkona auf der Insel Rügen lässt grüßen – die "Arkona". Der West-Bau ersetzte die betagte DDR-"Völkerfreundschaft". Als Ziele steuerte das letzte Traumschiff der DDR die kommunistische Karibikinsel Kuba und die Ostsee an, zum Teil machten auch westliche Gäste auf dem Schiff Urlaub. Die DDR brauchte deren Devisen. Auch für die DDR-Fernsehserie "Luv und Lee" diente die "Arkona" als Kulisse für eine maritime Fernweh-Reihe.

Kapazität von rund 450 Passagieren

Nach dem Ende der DDR fuhr das Schiff wieder als "Astoria" unter bundesdeutscher Flagge und wurde schließlich an den heutigen Eigner nach England verkauft. Die mehrfach modernisierte "Saga Pearl II" hat eine Kapazität von rund 450 Passagieren. Bei ihrem letzten Aufenthalt in Hamburg kann der alte Dampfer vom 7. Dezember, 14 Uhr, bis 8. Dezember, 17 Uhr, in Altona bestaunt werden.