Hamburg. US-Konzern streicht Anläufe der “Norwegian Jade“. Warum NCL Amsterdam und Southampton Hamburg vorzieht.

Deutlicher Rückschlag für den Kreuzfahrtstandort Hamburg: Die US-Reederei Norwegian Cruise Line (NCL) zieht ihr Schiff "Norwegian Jade" im kommenden Jahr aus Hamburg ab. Bisher war das Kreuzfahrtschiff mit fast 2500 Passagieren an Bord insgesamt sechs Mal im Jahr von der Hansestadt aus zu Touren Richtung Norwegen und zum Nordkap aufgebrochen, wie eine Sprecherin des Unternehmens dem Abendblatt bestätigte.

Damit wird 2019 überhaupt kein Schiff von NCL den Hamburger Hafen ansteuern. Der US-Konzern mit Sitz in Miami zählt neben Carnival (Aida) und Royal Caribbean zu den größten Kreuzfahrtunternehmen der Welt.

Schlechte Flugverbindungen nach Hamburg

Hintergrund des Rückzugs sind offenbar die schlechten Flugverbindungen von Hamburg aus, die es US-Passagieren erschweren, direkt an die Elbe zu kommen. NCL wird im kommenden Jahr zwar weiterhin mit zwei Schiffen, der "Norwegian Spirit" und der "Norwegian Pearl" in Europa vertreten sein. Diese starten dann jedoch vom englischen Southampton und von Amsterdam aus. "Amsterdam und London bieten als internationale Flughäfen bessere Anbindungen als der Hamburger Flughafen – vor allem für Gäste aus Übersee", so die NCL-Sprecherin. Die Hansestadt hatte erst kürzlich ihre letzte Direktverbindung in die USA verloren.

Diese Traumschiffe kommen 2019 nach Hamburg

Der Rückzug von NCL dürfte besonders die Chefin der drei Hamburger Cruise Center, Sasha Rougier, schmerzen. Zusammen mit dem ehemaligen Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hatte sich die Geschäftsführerin von Cruise Gate (CGH) auf einer Reise in die Kreuzfahrt-Hochburg Miami im Jahr 2015 sehr dafür eingesetzt, NCL verstärkt nach Hamburg zu locken. Die Stationierung der "Norwegian Jade" an der Elbe galt im Anschluss als großer Erfolg für den Kreuzfahrtstandort.

Ende des Kreuzfahrtbooms in Hamburg?

Nun sieht es entgegen der zuletzt eher positiven Meldungen von Cruise Gate so aus, dass das kräftige Wachstum im Kreuzfahrtgeschäft für die Hansestadt erst einmal vorbei sein könnte. Nach aktuellem Stand sind im kommenden Jahr lediglich 217 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen geplant – das wären drei weniger als in diesem Jahr. Bei einer Pressekonferenz im Oktober war Cruise Gate noch von 223 Anläufen und damit einem minimalen Wachstum ausgegangen.

In jedem Fall dürfte es für den Kreuzfahrtstandort Hamburg in 2019 schwer werden, die kräftigen Wachstumszahlen der Vorjahre zu erreichen. Zwischen 2015 und 2018 hat sich die Zahl der Passagiere um satte 76 Prozent auf 915.000 erhöht. Die Zahl der Anläufe stieg von 160 im Jahr 2012 auf 198 in 2017 und 220 in 2018.