Hamburg. Konstanze Ullmer inszeniert ihr eigenes Stück, was dem Abend nicht immer guttut. Auf Dauer nervig.
„I fought the law, and the law won“, dröhnen The Clash durchs Hamburger Sprechwerk, „Ich kämpfte gegen das Gesetz, und das Gesetz hat gewonnen.“
Drei ehemalige Linksterroristen treffen sich ein letztes Mal – in den 1980ern planten sie Anschläge gegen den Überwachungsstaat, aber noch bevor die Planungen in die Tat umgesetzt werden konnten, wanderten Iris (Jasmin Buterfas) und Gabriel (Joachim Liesert) in den Knast. Dort entfremdeten sie sich erst von der gemeinsamen Tochter Esther (Ines Nieri), dann voneinander, während Mosko sich (Stephan Arweiler) nach einem Schlaganfall ins Rollstuhlrevoluzzertum verabschiedete. Aus der Revolte wurde nichts, in Zeiten sozialer Medien lässt sich die Bevölkerung fröhlich selbst überwachen, und ob Militanz eine legitime Strategie ist, darf auch bezweifelt werden ...
„Entwaffnung“ ist ein echtes Theaterstück: mit Text, mit Figuren, die das gesamte Stück über eins mit sich sind, mit Konflikten, die über mehrere Aufzüge durchdekliniert werden. Also genau das, was man im heutigen Theater kaum noch findet, in der freien Szene erst recht nicht. Außer am Sprechwerk.
„Entwaffnung“ ist ein gutes Drama
Hier hat Hausherrin Konstanze Ullmer die Autorentheater-Reihe „Wortgefechte“ initiiert und mit „Entwaffnung“ gleich selbst einen Reihenbeitrag verfasst. Und, was soll man sagen: „Entwaffnung“ ist ein gutes Drama, das klug Fragen nach Schuld und Verantwortung stellt, mit Figuren, die einerseits Thesen repräsentieren, andererseits aber echte Menschen darstellen, nicht zuletzt mit kleinen, bösen Spitzen.
Nur macht „Entwaffnung“ eben auch deutlich, weswegen solches Theater in der freien Szene ausstirbt: Die Mittel hier sind dem Stück nicht angemessen. Obwohl sich die Darsteller redlich mühen, die Protagonisten mit Leben zu füllen, bleiben ihre Dialoge papieren, wirkt die szenische Lösung eines von Datenströmen durchzogenen Raumes gewollt und auf Dauer auch nervig (Bühne: Nicole Bettinger).
Und dass Ullmer als ihre eigene Regisseurin vielleicht zu wenig Distanz zum Stück hat, tut dem Abend nicht gut. Nichts gegen „Entwaffnung“, das schon die richtigen Fragen stellt – aber ästhetisch ist dieses Theater so aus der Zeit gefallen wie die Revolutionsromantik der drei beschriebenen Helden.
„Entwaffnung“, Hamburger Sprechwerk, wieder am 7. und 8. 12., 20 Uhr, Klaus-Groth-Str. 23, Karten unter T. 69 65 05 05.