Hamburg. Umweltschützer werfen der Stadt vor, Luftverschmutzung im Hafen nicht zu dokumentieren. Umweltbehörde widerspricht.

Wie gut – oder schlecht – die Luft an Hamburgs vielbefahrenen Straßen ist, das weiß man relativ genau: Das Luftmessnetz Hamburg hat Stationen an verschiedenen Hauptverkehrsadern, die stundengenau die Belastung mit Schadstoffen wie Feinstaub oder Stickoxiden messen – und aufgrund deren Daten bereits Dieselfahrverbote ausgesprochen wurden.

Doch wie sieht es am Hamburger Hafen aus? Laut dem Naturschutzbund Hamburg (Nabu) viel schlechter: Die Umweltschützer weisen auf ihre im Juni dieses Jahres zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe erhobenen Messwerte hin, die ergeben hätten, dass die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) in unmittelbarer Elbnähe weit über dem EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3) läge.

Direkt am Anleger der Landungsbrücken sei mit 98,5 µg/m3 der bundesweit höchste Wert der Langzeitmessungen erhoben worden, auch die Vergleichsstation weiter oben an der Promenade habe über dem Grenzwert (54,5 µg/m3) gelegen. Gemessen wurde mit so genannten Passivsammlern, die kontinuierlich Schadstoffe aufnehmen – es handelt sich also nicht um Einzelwerte, sondern um einen Gesamtwert, der den Zeitraum insgesamt widerspiegelt.

Umweltbehörde weist Vorwürfe zurück

Die Umweltschützer erheben harsche Vorwürfe: „Die Politik ignoriert die giftigen Abgase der Schiffe und schützt Hamburgs Bürger nicht. Wer am Hafen lebt oder arbeitet wird einer erheblichen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt", sagt Malte Siegert vom Nabu. Man wolle nun ein eigenes Messnetz aufbauen, um die Belastungen am Hafenrand selbst zu dokumentieren. Dafür haben sich die Umweltschützer mit dem Hamburger Start-Up Breeze zusammengetan. Die Firma entwickelt Sensoren, die verschiedene Schadstoffe messen und per Internet zu einer Karte mit Belastungs-Hotspots zusammenstellen sollen. So wolle man dokumentieren, wie stark die Luft in unmittelbarer Nähe des Hafens belastet sei.

Den Vorwurf, die Stadt habe eine Datenlücke im Hamburger Luftmessnetz, weist die Umweltbehörde zurück. Sprecher Jan Dube erläutert: „Wir haben in Hamburg ein Luftmessnetz, das den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Danach bewerten wir die Luftqualität. Maßgeblich ist der Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (Langzeitwert), als Stundenwert sind es 200 Mikrogramm." Die Werte seien an der "hafennahen Messstation am Olbersweg seit Jahren nicht überschritten" worden, so Dube weiter. Zudem könne Hamburg als Stadt keinen direkten Einfluss auf Grenzwerte für Schiffsabgase nehmen: "Diese müssen im Rahmen internationaler Abkommen über den Bund und die EU ausgehandelt werden."