Hamburg. Das Hamburger Start-up Breeze, das vernetzte Luftsensoren anbietet, wurde am Montag in der Kategorie Existenzgründer ausgezeichnet

Im Dezember 2014 hat Robert Heinecke offenbar das richtige Gespür für das beherrschende Thema in Sommer 2017 gehabt. In Istanbul schrieb er an seiner Masterarbeit in IT-Management und Consulting. Ständig musste er husten und niesen, plötzlich konnte er die Skyline nicht mehr sehen: Smog. Er sah sich die Luftwerte an. Sie waren schlecht. „Da habe ich erkannt, dass Luftqualität ein europaweites Problem ist.“ Heinecke gründete in Hamburg das Start-up Breeze Technologies zusammen mit Sascha Kuntze und Jan Rübbelke, der allerdings zu Jahresbeginn ausgeschieden ist. Das Unternehmen baut kleine Sensoren, die verschiedene Schadstoffe der Luft wie Feinstaub, Ozon und Kohlenstoffoxide messen und die Daten über ein WLAN-Modul in eine Cloud schicken. So entsteht ein dezen­trales System, das Aussagen über die Luftqualität ermöglicht.

Für diese Geschäftsidee erhält ­Breeze in diesem Jahr den Gründerpreis in der Kategorie Existenzgründer. Heinecke zeigte sich erfreut und überrascht über den Preis: „Ich glaube, da spielt der Zeitgeist hinein, mit Dieselskandal und Luftreinhalteplan.“ Beschönigte Abgaswerte der Autohersteller sind bundesweit Dauerthema, der Hamburger Luftreinhalteplan mit partiellen Fahrverboten für Tausende Dieselautos prägen die lokale Berichterstattung.

Breeze-Geräte können in Büros oder an den Straßen eingesetzt werden

Die Breeze-Geräte können in Büros, Werkshallen oder an den Straßen eingesetzt werden. Das Programm analysiert die gemessenen Daten und spricht Handlungsempfehlungen aus. Zu 3500 Maßnahmen kann geraten werden, zum Beispiel zum Einbau einer Wand aus Moos oder Wasser in ein Gebäude, zum Verwenden von Filtern in der Klimaanlage oder spezieller Asphaltsorten. Rund 30 Sensoren baute das sechs Mitarbeiter große Unternehmen bisher. Alle in aufwendiger Handarbeit.

„Der Start der Serienproduktion ist für Ende dieses Jahres vorgesehen“, sagt Heinecke. Ein deutscher Dienstleister soll die Herstellung übernehmen. Zunächst ist eine Vorserie mit 50 Stück geplant. Potenzielle Abnehmer soll es für alle geben. Auf der Warteliste stünden ein bis zwei Dutzend Kunden, die auch mehrere Geräte abnehmen würden, sagt Heinecke. Um die Expansion zu finanzieren, befindet sich das Unternehmen in Verhandlungen mit Venture-Capital-Gesellschaften und Vermögensverwaltern reicher Familien. 1,2 Millionen Euro will Breeze einsammeln, im Gegenzug erhalten Investoren Anteile, deren Höhe noch Verhandlungssache ist. Mit dem Geld soll neben der Serienproduktion ein eigenes Labor aufgebaut werden, in dem die Sensoren kalibriert werden.