Hamburg. Am Terminal Altona kann die „Aidasol“ ihre Motoren abschalten. Für andere Städte ist das Projekt ein Vorbild.

Hamburg hat mit seiner Landstrom-Anlage für Kreuzfahrtschiffe am Terminal Altona einen Trend gesetzt, der sich nach Ansicht von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zunehmend durchsetzen wird. „Einer muss anfangen, auch wenn er dann vielleicht noch technisch einiges nachbessern muss“, sagte Tschentscher am Donnerstag bei einem Besuch auf der „Aidasol“, die in Hamburg während ihrer Liegezeiten mit Landstrom versorgt wird und so die Dieselmotoren abschalten kann. Andere Hafenstädte und Reedereien zögen nun nach. „Wir können Schiffe mit laufendem Motor inmitten der Großstadt nicht brauchen.“

Die Landstrom-Anlage am Kreuzfahrt-Terminal Altona wurde 2016 als Pilotprojekt in Betrieb genommen und läuft seit April 2017 im Regelbetrieb. In diesem Jahr versorgt sie die „Aidasol“ bei 22 Anläufen mit Landstrom. Zahlreiche Vertreter von Kreuzfahrthäfen und -reedereien hätten sich die Anlage bereits angesehen, um ähnliche Projekte zu planen, berichtete Tino Klemm von der Hamburger Hafenbehörde HPA. Im kommenden Jahr soll die „Europa2“ von Hapag-Lloyd Cruises als weiterer Kunde die Anlage nutzen. Auch das neue Kreuzfahrt-Terminal in der Hafencity soll eine Landstrom-Anlage erhalten. Am Terminal Steinwerder können sich die Schiffe mit Strom aus verflüssigtem Erdgas LNG versorgen.

Reedereien stehen unter Druck

Die Kreuzfahrt-Reedereien stehen unter Druck, ihre Umweltbilanz zu verbessern und investieren deshalb in neue Technologien. Bislang nutze die „Aidasol“ Landstrom nur bei ihren Stopps in Hamburg, doch in Kiel und Rostock-Warnemünde würden entsprechende Anlagen vorbereitet und könnten in den nächsten zwei Jahren in Betrieb gehen, sagte Aida-Chef Felix Eichhorn. Auch im norwegischen Bergen werde eine Landstrom-Anlage errichtet.

Im November wird das neue Aida-Schiff „Aidanova“ erstmals in Hamburg erwartet, das als erstes Kreuzfahrtschiff weltweit auch auf See mit LNG betrieben werden kann. „Hamburg und Aida haben Pionierarbeit für die Nutzung von umweltfreundlichen Antriebstechnologien geleistet“, sagte Eichhorn. Bei rund drei Vierteln der Aida-Anläufe in der Hansestadt werde das Schiff entweder mit Landstrom oder mit LNG versorgt und so die Luftbelastung mit Schadstoffen reduziert. Landstrom ist für die Reedereien deutlich teurer als selbst erzeugter Strom, sie erhalten jedoch einen Rabatt beim Hafengeld.

Strombedarf einer Kleinstadt

Die zehn Millionen Euro teure Landstrom-Anlage in Altona wurde vom Bund und der EU mit 7,2 Millionen Euro gefördert. Die „Aidasol“ benötigt eine Leistung von 4,5 Megawatt, sodass während einer achtstündigen Liegezeit rund 36 Megawattstunden verbraucht werden. Das entspricht dem Strombedarf einer Kleinstadt. Als Problem benannte Eichhorn die unterschiedlichen technischen Standards und regulatorischen Vorschriften in verschiedenen Häfen.