Hamburg . Die Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten für Wahl 2020 beginnt von vorn. Am Montag trifft sich der Landesvorstand.
Nach der Absage der erkrankten Aygül Özkan muss die Hamburger CDU mit ihrer Suche nach einer Spitzenkandidatin oder einem -kandidaten für die Bürgerschaftswahl 2020 neu beginnen. Am Montagabend kommt der Landesvorstand zu einer Sondersitzung zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Entscheidende Weichen könnten bereits am kommenden Wochenende gestellt werden. Dann treffen sich Partei und Fraktion zu einer großen Klausurtagung, an der auch die Vorsitzenden aller Ortsverbände teilnehmen.
Die von CDU-Parteichef Roland Heintze und Fraktionschef André Trepoll im August als Bürgermeisterkandidatin 2020 vorgeschlagene Aygül Özkan hatte am Sonnabend mitgeteilt, sie werde nicht antreten. In einer Mail an die Parteispitze, über die das Abendblatt als Erstes berichtete, erklärte sie den Verzicht.
Kommentar: Eine Tragödie mit Ansage
„Nach intensiver Überlegung und reiflicher Abwägung bin ich zu dem Entschluss gekommen, der CDU Hamburg nicht als Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahlen 2020 zur Verfügung zu stehen“, schreibt die 47-jährige Hamburgerin mit türkischen Wurzeln. „Diese Entscheidung erfolgt auch aus Respekt vor der bedeutenden und herausfordernden Aufgabe. Es ist für mich keine einfache Entscheidung, zumal ich auch aus der Partei in den letzten Wochen sehr großen Zuspruch bekommen habe. Aber es gibt Momente im Leben, in denen man innehält, Ereignisse und bisherige Pläne überdenkt und neu bewertet. In der Folge musste ich meine Prioritäten anders und neu setzen.“
Özkan gibt Empfehlung zum Bewerberprofil
Sie bedanke sich für das „große Vertrauen“. Ihr besonderer Dank gelte Heintze und Trepoll. „Ihr habt mich vorgeschlagen und euch für mich stark gemacht. Umso mehr tut es mir leid, dass ich dem Wunsch, als Spitzenkandidatin anzutreten, nicht nachkommen kann. Gleichwohl bin ich sicher, dass die Partei eine Person als Spitzenkandidatin/einen Spitzenkandidaten wählt, die die CDU als Volkspartei in der Hansestadt sehr gut repräsentieren wird; eine Person, die die Probleme der Bürger offen angeht – aber auch die Annehmlichkeiten herausstellt, in der schönsten Stadt Deutschlands zu leben. Ich bitte euch um Verständnis für meine Entscheidung.“
Heintze und Trepoll gaben die Nachricht zunächst an die Ortsverbandsvorsitzenden weiter. „Damit ist jetzt leider das eingetreten, was wir natürlich nicht erhofft haben“, schreiben sie in der Mail, die dem Abendblatt vorliegt. „Es zeigt sich mal wieder: Nichts ist wichtiger als die Gesundheit und die Genesung von Aygül Özkan geht jetzt vor. Wir haben ihr in einem persönlichen Gespräch für ihre Bereitschaft, als Spitzenkandidatin der CDU Hamburg anzutreten, gedankt und ihr im Namen der ganzen Partei eine schnelle Genesung gewünscht.“
Der Landesvorstand habe den Fraktionsvorsitzenden und den Landesvorsitzenden damit beauftragt, einen gemeinsamen Vorschlag für die Spitzenkandidatur der CDU zu erarbeiten. „Diesen Auftrag haben wir mit Aygül Özkan als unseren gemeinsamen Vorschlag erfüllt und damit unter anderem unter Beweis gestellt, dass wir eine mutige und moderne Großstadtpartei in Hamburg sind“, so Heintze und Trepoll.
Hill wurde häufiger als Kandidat genannt
Natürlich stehe nun die Frage im Raum, wie es mit der Spitzenkandidatur weitergehe. „Aber rund 16 Monate vor der Wahl gibt es aus unserer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt keinen übertriebenen Zeitdruck“, so Heintze und Trepoll. „Zur Erinnerung: Schleswig-Holstein hat erst sechs Monate vor der Wahl die Kandidatenfrage noch mal völlig neu geklärt. Aber natürlich ist das nicht unser Ziel! Unruhe entsteht nur, wenn wir diese zulassen. Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir als Partei geschlossen und gut zusammenarbeiten. Lasst uns diese Geschlossenheit nach innen und außen nutzen, um nun miteinander in der gebotenen Ruhe eine gute und tragfähige Lösung für die kommenden Wahlauseinandersetzungen zu finden. Wir wollen 2020 wieder Regierungsverantwortung übernehmen und werden unseren Anspruch mit einem guten Programm und einem guten personellen Angebot auch entsprechend deutlich machen“, schreiben Partei- und Fraktionschef.
Heintze und Trepoll hatten Özkan Mitte August öffentlich als Bürgermeisterkandidatin der CDU vorgeschlagen, obwohl bei ihr kurz zuvor eine schwere Erkrankung diagnostiziert worden war. Vereinzelt war kritisiert worden, dass sie die Personalie überhaupt noch bekannt gemacht hatten. Dies sei nötig gewesen, da einzelne Medien schon an einer Berichterstattung gearbeitet hätten, hieß es. Im Übrigen sei die Veröffentlichung mit Özkan abgesprochen gewesen.
Nachdem sich die Hoffnung auf schnelle Genesung nicht erfüllt hat, muss die CDU neu nachdenken. Eine Kandidatur von Heintze oder Trepoll komme nicht in Betracht, hieß es aus der Parteispitze. Man werde weiterhin eine Kandidatin oder einen Kandidaten suchen, der, wie Özkan, „anschlussfähig an die Mitte“ sei. Dabei werde man deutschlandweit Gespräche führen. Dass die lange favorisierte heutige Kieler Bildungsministerin Karin Prien ihr Amt in Schleswig-Holstein für eine Kandidatur in Hamburg aufgibt, gilt als unwahrscheinlich. Möglicherweise wird nun aber auch wieder über den früheren CDU-Staatsrat Nikolas Hill nachgedacht, der zuletzt ebenfalls häufiger als möglicher Kandidat genannt wurde.