Kein anderes Kreuzfahrtschiff weckt in Hamburg diese Gefühle: Warum die “Queen Mary 2“ schon bei ihrer Hafen-Premiere besonders war.

Aus der schwarzen, regnerischen Sommernacht taucht sie auf, in der Nordsee vor Cuxhaven, bevor sie gleich in die Elbmündung fährt, Kurs Hamburg. Mit dem Bug steht sie in unserer Richtung, hell erleuchtet. Es ist 1.30 Uhr, als uns der Schlepper „Taucher O. Wolf“ zur „Queen“ bringt. Am späten Abend war es von Hamburg aus mit dem Auto nach Cuxhaven gegangen, um bei der Premierenfahrt der „Queen Mary 2“ dabei sein zu können.

Langsam nähert der Schlepper sich dem Kreuzfahrtriesen, dem größten Passagierschiff der Welt. Über eine Jakobsleiter klettere ich mit Wasserschutzpolizei und Zoll bei fiesem Wind und Regen durch ein Schott an Bord. So abenteuerlich ging es für mich bis zu diesem Tag nie an Bord eines Schiffes. Aber es ist ja nicht irgendein Schiff, das hier in der Nordsee das Tempo drosselt, um uns aufzunehmen: willkommen auf der „Queen Mary 2“.

Die "Queen" kommt im Innern elegant daher

Dicke, rote Teppiche, geschliffenes Glas an den Treppengeländern, breite Treppenstufen. Elegant kommt sie im Inneren daher. Es ist das erste Mal, dass die Queen an diesem 20. Juli 2004 die Hansestadt besucht, und es ist der Anfang der Kreuzfahrtschiff-Hysterie in der Stadt. Damals noch viel mehr als heute. Hunderttausende hatten zwischen Schulau und Grasbrook Tücher geschwungen, den Luxusreisenden an Deck zugewinkt.

Längst ist das Einlaufen der Königin und anderer Giganten normal geworden. Fast schon Alltag. An diesem frühen Julimorgen aber war es eine Premiere, und das Abendblatt durfte mit an Bord.

Bevor das Schiff von der Elbmündung die rund 100 Kilometer lange Strecke bis nach Hamburg zurückgelegt hatte, ging es mitten in der Nacht auf eine Sightseeing-Tour übers Schiff: Restaurants angucken, vom indischen Koch erfahren, dass das Essen eine der Hauptbeschäftigungen auf einer Kreuzfahrt ist. In der Bäckerei geht die Schicht von 22 Uhr abends bis acht Uhr morgens, in der Wäscherei werden gerade Handtücher und Bettlaken gereinigt.

Ein erhabener Moment, auf der "Queen Mary 2" dabei zu sein

Später dann der erste von vielen weiteren Gänsehautmomenten an diesem Julitag, als sie am Willkommhöft die englische Nationalhymne „God save the Queen“ spielen. Kurz danach darf ich auf die Brücke zu Captain Paul Wright. Der schwärmte damals: „Das ist einer der besten Empfänge, vor allem zu dieser Uhrzeit.“ Dann ertönt dieser fette, tiefe unverkennbare Klang des Schiffshorns. Wieder Gänsehaut.

Draußen an Deck gehöre ich dazu, zur „Queen Mary“-Familie und darf auch ein bisschen winken und aus fast 70 Metern Höhe heruntergucken auf die kleinen Boote und auf die vielen Menschen, die sich entlang der Elbe positioniert haben, um die Königin zu empfangen. Im Hotel Louis C. Jacob winken sie uns mit weißen Bettlaken zu. Das fühlt sich gut an, so willkommen zu sein. Ein erhabenes Gefühl – und dazu die Gewissheit, dass das hier ein besonderer Moment ist. Nicht nur für mich persönlich, sondern auch für die Stadt.