Hamburg. Anhörung zum geplanten Wolkenkratzer: Experte befürchtet flackernde Fassade, Architekt sieht Mehrwert.

Braucht Hamburg einen 235 Meter hohen Wolkenkratzer an den Elbbrücken? Welche Chancen und Risiken liegen darin für die Stadt? Darüber gingen bei einer Expertenanhörung im Stadtentwicklungsausschuss der Bürgerschaft am Donnerstagabend im Rathaus die Meinungen weit auseinander.

Mario Bloem vom Büro d-plan Stadtentwicklung GmbH ließ kein gutes Haar an dem Projekt. Als Wahrzeichen sei das Haus für Hamburg ungeeignet, es füge sich auch nicht harmonisch ein, wie vom Senat behauptet, sondern entwerte die Elbbrücken als ein Wahrzeichen der Stadt. Große Bedenken äußerte Bloem mit Blick auf die LED-Fassade des Wolkenkratzers, die vom Wind gesteuert werden solle: „Dieser Turm ist ein LED-Bildschirm. Das Ding flackert“, sagte Bloem, der prophezeite: „Die Leute werden verrückt.“

Schon erste HafenCity-Skizzen sahen Hochhäuser vor

Die von der Politik nach Abschluss des Grundstückskaufvertrags geforderte Aussichtsplattform sei ein „Einfallstor für Nachforderungen“ des Investors und könne für die Stadt sehr teuer werden. Der Architekt Volker Halbach widersprach weitgehend. Schon die ersten HafenCity-Skizzen Mitte der 90er-Jahre hätten Hochhäuser an den Elbbrücken vorgesehen, und er sei auch der Meinung, dass dieses große Stadtentwicklungsprojekt so einen Abschluss brauche. Das Grundstück zwischen den Elbbrücken sei dafür ein „geeigneter Standort“, auch, weil es bislang weitgehend ungenutzt sei.

Halbach widersprach auch Bloems Kritik, die Glasfassade des Elbtowers werde dunkel erscheinen und nicht hell, wie in den Entwürfen: Ja, Glas sei dunkel, aber die vorgesehenen Alu-Lamellen würden das ausgleichen, sagte Halbach, der das verantwortliche Architekturbüro Chipperfield lobte: „Dieser Entwurf ist ein Mehrwert für die Stadt.“

Frage nach dem Mehrwert des Projekts für Hamburg

Auch der Jurist Johannes Conradi von der Kanzlei Freshfields, Bruckhaus, Deringer, der den Kaufvertrag mit der Signa Prime Selection AG des österreichischen Milliardärs und Karstadt-Eigners René Benko für die Stadt verhandelt hatte, nahm Bloems Rundumschlag aufs Korn: „Ich bewundere Ihren Mut zum Universalgelehrtentum.“ Das Projekt biete der Stadt „ein hohes Maß an vertraglicher Sicherheit“. Der Immobilienexperte Andreas Kleinau, dessen Com­bine Consulting GmbH die Stadt ebenfalls beraten hatte, wies Bedenken zurück, der Elb­tower könne Vermietungsprobleme bekommen: Hochhäuser seien sehr flexibel und Adressen in solchen Gebäuden beliebt – daher erwarte er, dass der Turm, in den Signa rund 700 Millionen Euro investieren will, „langfristig wirtschaftlich tragfähig“ sein werde.

Kritisch äußerte sich dagegen Henning Laubinger (Deutsche Immobilien Entwicklungs GmbH). Er frage sich, was der Mehrwert des Projekts für die Hamburger sei. Die Aussichtsplattform könnte das sein, werde aber vom Investor nicht gewollt. „Bemerkenswert“ finde er auch, dass der Investor keinerlei Erfahrung mit Hochhäusern habe.