Hamburg. Politik will den Wolkenkratzer zu einer Attraktion für die Öffentlichkeit machen. Belebung des Standorts angestrebt.
Der Elbtower in der HafenCity soll ein weiteres Wahrzeichen der Hansestadt werden. Wie berichtet, hatte die österreichische Signa Prime Selection AG des Karstadt-Eigners René Benko den Zuschlag für den Bau des 235 Meter hohen Wolkenkratzers von der Stadt erhalten. Das 700-Millionen-Euro-Projekt soll bis 2025/ 2026 an den Elbbrücken errichtet werden. Doch nun gibt es Diskussionen um den Entwurf – Politiker fordern, dass die oberste Etage allen Hamburger zugänglich gemacht werden soll. Etwa mit einer Aussichtsplattform oder einem Restaurant.
Gerade bei der Forderung nach einer Aussichtsplattform herrscht zwischen der rot-grünen Regierungskoalition und der Opposition seltene Einigkeit. Dem Abendblatt sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf: „Viele Hamburger zeigen Fotos von Städtereisen und ihren beeindruckenden Aussichten von Aussichtsplattformen markanter Hochhäuser. Und es stellt sich im Zusammenhang mit dem Elbtower die berechtigte Frage, ob es nicht auch in Hamburg möglich sein müsste, was in anderen Metropolen wie New York, London oder Singapur selbstverständlich ist.“
Weitere Belebung des Standorts
Nämlich dass die Menschen von weit oben den Blick über die Stadt genießen können und so auch von dem Hochhaus profitieren. „Zudem würde eine öffentliche Aussichtsplattform zu einer Akzeptanzsteigerung und weiteren Belebung des Standorts beitragen“, sagte der SPD-Stadtentwicklungsexperte. Gleichzeitig müssten aber etwaige zusätzliche Kosten betrachtet werden. „Diese Frage muss vor einer abschließenden Entscheidung offen diskutiert werden.“
Die Politik hat durchaus noch Einfluss auf das Bauvorhaben, die Bürgerschaft muss dem Grundstücksgeschäft im Sommer zustimmen. Jetzt hat Kienscherf die Investoren in die Fraktion eingeladen, um über das Gesamtprojekt zu sprechen. Auch Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks bezieht Position: „Einen Blick über Hamburg aus 235 Metern Höhe wäre ein absolutes Highlight, nicht nur für Touristen, sondern für alle Hamburger.“
Haus für alle Hamburger
Und die Opposition fordert: „Die Elbphilharmonie hat vorgemacht, dass ein solches Bauwerk erlebbar sein muss. Der Elbtower muss ein Haus für alle Hamburger werden. Dass der Senat es versäumt hat, das im Rahmen der Vergabe sicherzustellen, ist inakzeptabel“, sagte CDU-Fraktionschef André Trepoll. Der Bürgermeister müsse nun nachverhandeln, was sein Vorgänger versäumt habe. „Dass der Zuschlag erteilt wurde, ohne vorher mit dem Investor abzustimmen, dass es auch eine Aussichtsplattform gibt, war ein großer Fehler“, sagte der FDP-Fraktionschef Michael Kruse.
„Der Senat muss diesen dringend korrigieren und mit dem Investor besprechen, wie doch noch eine solche Attraktion für die Öffentlichkeit realisiert werden kann.“ Wie berichtet, hatten sich insgesamt acht Bieter an der Ausschreibung für den Elbtower beteiligt.Nach Abendblatt-Informationen war eine Aussichtsplattform auch Bestandteil mehrerer Konzepte, die aber am Ende nicht den Zuschlag erhalten haben.
Chef der HafenCity GmbH hat Sorge um Mieter
Bedenken hat Jürgen Bruns-Berentelg, Chef der HafenCity Hamburg GmbH. Das städtische Unternehmen hat die Ausschreibung gesteuert. „Eine Verpflichtung des Bauherrn zur Einrichtung einer Aussichtsplattform im Elbtower ist zum heutigen Zeitpunkt nicht sinnvoll, will man das Vorhaben nicht gefährden“, sagte Bruns-Berentelg. „Auch wenn eine Aussichtsplattform durchaus wünschenswert wäre.“ Hintergrund sei die künftige geplante Vermietung des Elbtowers, die bei rund 70.000 Quadratmetern Bürofläche für die Finanzierbarkeit des Vorhabens eine zentrale Rolle spiele.
„Es wird sicherheitssensitive Büromieter wie beispielsweise Banken geben, die den notwendigen Mietpreis bereit sind zu zahlen, aber eine öffentliche Nutzung des Gebäudes in den obersten Etagen zwingend ablehnen müssen, da sie dadurch die Sicherheitsbelange ihres Unternehmens als gefährdet ansehen“, sagte Jürgen Bruns-Berentelg.
Baustart für den Elbtower soll 2021 sein. Das Hochhaus soll rund 100.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche haben, rund 16.000 Quadratmeter sind für ein Viersternehotel vorgesehen. Außerdem sollen Einzelhandel und Gastronomie in das Gebäude einziehen.Während sich die Politik für eine Aussichtsplattform starkmacht, scheint das Thema für die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) nicht relevant zu sein – sie lehnte eine Stellungnahme ab. Die Signa-Gruppe selbst reagierte nicht auf eine Abendblatt-Anfrage.