Hamburg. Frank Horch tritt aus Liebe zu seiner kranken Frau zurück. Parteien und Wirtschaftsverbände zollen ihm dafür Respekt.

    Nach dem überraschenden Rücktritt von Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hat im Hamburger Rathaus die Suche nach einem geeigneten Nachfolger begonnen. Wie das Abendblatt aus Senatskreisen erfuhr, ist außer Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nur ein sehr kleiner Kreis hochrangiger Politiker in den Prozess eingebunden, unter ihnen Fraktionschef Dirk Kienscherf sowie die SPD-Landesvorsitzende und Sozialsenatorin Melanie Leonhard.

    Über die Nachfolge solle zügig, aber ohne Zeitdruck entschieden werden, hieß es. Eine Vorfestlegung – zum Beispiel auf eine Frau – gebe es nicht. Die SPD hat zwar laut Koalitionsvertrag das Vorschlagsrecht für das Wirtschaftsressort, dennoch gilt das Parteibuch nicht als zwingende Einstellungsvoraussetzung. Auch mit dem parteilosen Horch habe man sieben Jahre lang sehr gute Erfahrungen gemacht – er genießt auch SPD-intern hohe Anerkennung.

    Spagat zwischen Familie und Beruf

    In Fraktionskreisen wurden daher die Namen zweier Hamburger Wirtschaftsgrößen bekannt, die wie Horch parteilos sind und als Quereinsteiger das Amt übernehmen könnten. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, und den früheren Vorsitzenden des Industrieverbands Hamburg, Michael Westhagemann. Beide wollten sich auf Anfrage des Abendblatts gestern nicht äußern.

    Leitartikel: Gelungenes Experiment

    Noch-Senator Horch sagte, er habe den Bürgermeister gebeten, ihn spätestens zum Jahresende von seinen Aufgaben zu entbinden. Selbstverständlich stehe er aber zur Verfügung, bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden ist. Zuvor hatte der 70-Jährige mit brüchiger Stimme die Gründe für seinen Rücktritt erklärt. „Jetzt ist der Zeitpunkt da, zu erkennen, dass mein Privatleben nicht länger mit dem Amt vereinbar ist. Der Spagat zwischen familiärer Verpflichtung und Beruf ist inzwischen so intensiv, dass es für mich nicht mehr leistbar sein wird“, las der Senator aus einer Erklärung vor.

    Ausschließlich eine persönliche Entscheidung

    „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, fügte Horch hinzu, konnte über den Scherz aber selbst kaum lächeln, denn der Hintergrund seiner Amtsaufgabe ist ernst: Horch will sich um seine seit Längerem erkrankte Frau Margret (80) kümmern, deren Gesundheitszustand sich in den vergangenen Wochen noch einmal verschlechtert hat.

    Gesucht: Hamburgs neuer Wirtschaftssenator

    Öffentlich sagte Horch, bei seinem Amtsverzicht handele es sich um eine ausschließlich persönliche Entscheidung, „die mir gewiss nicht leicht gefallen ist, die aber genauso unumkehrbar ist“. Er sei gerne Senator, so Horch, der das Amt seit der Bürgerschaftswahl im März 2011 ausübt.

    Wirtschaftspolitische Erfolge

    Bürgermeister Tschentscher dankte Horch und verwies auf dessen wirtschaftspolitische Erfolge: „Die von ihm umgesetzten Projekte bis hin zur Fahrrinnenanpassung waren und sind für unsere Stadt von zentraler Bedeutung.“ Handelskammer und Handwerkskammer, zahlreiche Wirtschaftsverbände sowie alle Fraktionen in der Bürgerschaft zollten Horch ihren Respekt. Dessen Entscheidung mache ihn „traurig, sei aber verständlich“, sagte der Fraktionschef der Grünen, Anjes Tjarks. Der Kieler Wirtschaftsminister Bernd Buchholz bezeichnete Horch als einen „verlässlichen Partner für Schleswig-Holstein“.