Hamburg. Die Produktion „Girl from the Fog Machine“ ist sehr poetisch. Die liebenswerte Schrulligkeit erinnert an Christoph Marthaler.
Eine zarte Wolke steigt auf, kriecht in den Raum hinein, wabert eine Weile, spürbar und doch unaufdringlich. „Jede Nebelschwade ist nur so gut, wie die Geschichte, die sich dahinter verbirgt“, heißt es an einer Stelle in Thom Luz’ „Girl from the Fog Machine“. Poetisch ist diese Produktion, die der Schweizer Theatermacher zum Sommerfestival als Deutschland-Premiere und Co-Produktion auf Kampnagel zeigt.
Die liebenswerte Schrulligkeit und Musikalität der Arbeit erinnern an Christoph Marthaler, nur eben buchstäblich vernebelt. Rauchkringel und schwebende Geister, dicker Dunst und kleine Wölkchen – „Die Nebelschwade tut nie, was man von ihr erwartet.“
Warmherziger und lustiger Abend
Das ist übertragbar auf das gesamte Programm des Festivals – nur auf eines kann man sich immer verlassen: Dass der kanadische Musiker und Hip-Hop-Produzent Josh Dolgin, Künstlername Socalled, mit von der Partie ist. Diesmal macht er gemeinsame Sache mit dem fantastischen Kaiser Quartett, direkt nach dem Nebel geht es also für viele Zuschauer eine Kampnagelhalle weiter zum Socalled-Konzert.
Zu jiddischen Theater- und Kunstliedern, in Vergessenheit geratenen Werken, die der Sänger selbst auf seine spleenige Art auch am Klavier oder Akkordeon begleitet. Ein so melancholischer wie persönlicher, warmherziger wie lustiger Abend, in dem Socalled die Sprache, die Musik, die Kultur und verstorbene Freunde ehrt und zum Schluss „a schöne Woch“ wünscht. Beglückter kann man nicht in die neue Woche gehen.