Hamburg. Firmen der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir prüfen, wie gut sie sind. Heute: eine Knabberei aus Gemüse.

Erbsen aus der Dose, aus der Tiefkühltruhe, getrocknet oder frisch aus dem Garten. Das kennt man. Gegessen werden die Hülsenfrüchte im Eintopf, mit Möhrchen und einer Messerspitze Butter als Beilage zu Kartoffeln und Fleisch. Aber Erbsen als Snack auf dem Sofa? Klingt erst mal befremdlich. Das Hamburger Traditionsunternehmen Kühne – bekannt für Essig, saure Gurken, Rot- und Sauerkohl – bringt nach Gemüsechips aus Pastinaken, Rote Beete und Süßkartoffeln jetzt Erbsen im Knuspermantel auf den Markt. Es ist eine Innovation in Deutschland.

„Das Spannende ist, dass die Erbsen mal was anderes sind. Etwas, was der Verbraucher noch nicht kennt“, sagt Maike Schulz, die bei Kühne für Neuentwicklungen im Snackbereich zuständig ist. Die Idee entstand im Frühjahr 2017. „Wir beobachten internationale Trends und sind so auf die Knuspererbse gestoßen. Erbsen sind Gemüse, das passt zu Kühne“, sagt die Betriebswirtin. Gemüse gehöre zur DNA des für Gewürzgurken bekannten Unternehmens. Snacks aus Nüssen oder gar Schokolade würden zu Kühne dagegen nicht passen.

Alternative zu Chips und Erdnüssen

Die Knuspererbsen entwickelte das Unternehmen mit einem niederländischen Partner, der auch die Produktion übernimmt. „Wir bräuchten Anlagen für die Herstellung der Knuspererbsen, die es in Kühnes Werken so nicht gibt“, sagt Linda Boltz, die die Markteinführung des Snacks begleitete, der „ohne Konservierungsstoffe, Aromen und Zusatzstoffe“ hergestellt wird. Die Knuspererbsen seien „eine Alternative zu Chips und Erdnüssen“, sagen die beiden Innovationsmanagerinnen.

Mit den ummantelten Erbsen der Produktlinie Enjoy – dazu zählen neben den Gemüsechips auch Salatdressings auf Essigbasis – geht Kühne einen weiteren Schritt bei seiner Verjüngungsstrategie. „Die Zielgruppe ist 25 bis 49 Jahre alt und ob im Büro, unterwegs oder auf dem Sofa: Leckeres Essen ist ihnen wichtig“, sagt Linda Boltz. Intern haben die Innovationsmanagerinnen ihren Käufern Namen gegeben, wie „Andrea aus Barmbek“ und „Julia aus Ottensen“. „Frauen machen noch immer öfter die Einkäufe im Haushalt“, sagt Linda Boltz. Erste Tests allerdings haben gezeigt, dass die Sorten Paprika und Sweet Chili auch bei Männern gut ankommen.

Seit Juli stehen die Knuspererbsen in deutschen Supermärkten im Regal. Gespräche gibt es jedoch bereits mit potenziellen spanischen und italienischen Abnehmern. „Wir stellen das Produkt peux à peux vor. Abnehmer hat Kühne weltweit in mehr als 80 Ländern“, sagt Linda Boltz. Die Reaktionen von Handel und Verbrauchern in Deutschland seien positiv. „Neuprodukte bekommen selten ein so gutes Feedback vom Handel“, sagt Maike Schultz. Kühne sei zuerst mit der Schätzung in den Markt getreten, jährlich 2,5 Millionen Euro Umsatz mit den Knabbererbsen machen zu können. Mittlerweile geht das Unternehmen davon aus, dass es auch doppelt so viel sein könnte.

Bei Gemüsechips ist Kühne Marktführer

Eine Erfolgsgeschichte schreibt das vor fast 300 Jahren gegründete Unternehmen Kühne auch mit seinen 2015 eingeführten Gemüsechips. „Gemüsechips waren auf dem Markt fast gar nicht existent. Er ist nun auf fast 20 Millionen Euro Umsatz gewachsen“, sagt Stefan Leitz, der Vorsitzende der Kühne-Geschäftsführung. Auf dem deutschen Gemüsechips-Markt hat das Unternehmen einen Anteil von 53 Prozent. Im November kommt die neue Geschmacksrichtung Oriental auf den Markt.

Generell bieten Snackanbieter ihren Kunden oft und gerne neue Geschmacksrichtungen oder innovative Produkte an. Die Produktion von Knabberartikeln insgesamt ist in den vergangenen Jahren gestiegen. 2017 wurden nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie 4,2 Prozent mehr Kartoffelchips und -sticks sowie 9,1 Prozent mehr Nussmischungen als 2016 produziert.

Für Kühne läuft das Geschäft seit geraumer Zeit insgesamt positiv. „Wir verzeichnen das fünfte Jahr in Folge steigende Umsätze. Wir werden im Geschäftsjahr 2017/2018 mit etwas mehr als drei Prozent Wachstum wieder einen Rekordumsatz erreichen“, sagt Leitz. Das liege auch an der Einführung der Produktlinie Enjoy. Wie sich die Knuspererbsen da einreihen, wird sich noch zeigen. Das letzte Wort haben die Kunden: Knuspern Erbsen besser als Erdnüsse und Chips?

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