Hamburg. Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir prüfen, wie gut sie sind. Heute: Die Marke Harvest Moon.

Genau genommen ist Joghurt nicht ganz richtig. „Joghurt wird laut Gesetz aus Tiermilch hergestellt. Weil wir aber keine Milch verwenden, dürfen wir unsere Produkte nicht Joghurt nennen“, sagt Florian Jung. Der Gründer und Geschäftsführer der Hamburger Bioprodukte-Firma Whollees GmbH weiß sich zu helfen. Weil das, was sein Unternehmen in leicht recycelbare Becher füllen lässt, in fast jeder Hinsicht sehr, sehr stark an Joghurt erinnert, bezeichnet er das Lebensmittel mit dem Zusatz „mit Joghurtkulturen“. Zuerst kam unter dem Markennamen Harvest Moon Kokosmilch mit Joghurt-Kulturen auf den Markt, neuerdings gibt es auch Cashew mit Joghurtkulturen.

Wie aber macht man eine Art Joghurt aus eher blassen und wenig geschmacksstarken Nüssen? „Die Cash­ews werden leicht angeröstet, gemahlen und mit Wasser zu einer cremigen Flüssigkeit gemischt. Dann werden Joghurtkulturen zugesetzt“, erklärt Jung den Herstellungsprozess. Seit Februar ist Cashew-Joghurt auf dem Markt.

Erfolgreichste Neuprodukt-Einführung

„Es ist unsere bislang erfolgreichste Neuprodukt-Einführung“, sagt der 33-Jährige, der in Celle geboren wurde, in Frankfurt und Southampton Wirtschaftswissenschaften studierte, Anfang des Jahrzehnts nach Hamburg kam und mit einem Studienfreund die Firma Whollees gründete. Der Name leitet sich vom Englischen „whole“ ab, was so viel wie umfassend bedeutet. Und das beschreibt auch das Ziel der Gründer: Lebensmittel zu schaffen aus fair gehandelten und biologisch angebauten Zutaten, ein Teil des Umsatzes wird regelmäßig für soziale Projekte gespendet.

Als erstes Produkt kamen 2011 und noch unter dem Namen Whollees mehrere Smoothie-Sorten auf den Markt. Derzeit sind es drei und inzwischen tragen auch sie den Markennamen Harvest Moon (Mond der Erntezeit). Dann folgten Soja-Shakes, mittlerweile hat das Unternehmen diese Produktlinie aber wieder eingestellt. Die Kundenbasis sei zu klein gewesen, heißt es.

Vor drei Jahren dann brachte Whollees das erste joghurtartige Lebensmittel auf den Markt: Kokosmilch mit Joghurtkulturen, vegan und laktosefrei. Das Herstellungsverfahren ist dem des Cashew-Joghurts ganz ähnlich. Das Fleisch reifer Kokosnüsse wird fein gemahlen, mit Kokoswasser versetzt und dann fermentiert.

Budni war erster großer lokaler Händler

Der erste große lokale Händler, der Harvest Moon Kokos ins Kühlregal nahm war Budni. Mittlerweile werde es in mehr als 20 europäischen Ländern verkauft, sagt Jung. Vornehmlich in den Filialen von Bio-Supermarktketten, in Deutschland aber auch in Rewe- und Edeka-Märkten. Sechs Geschmackssorten werden in 125-Gramm-Becher gefüllt. Die unverbindliche Preisempfehlung lautet 1,99 Euro. Drei verschiedene Sorten gibt es zudem im 375 Gramm-Becher für 3,99 Euro.

Produzieren lässt Whollees in Deutschland und Österreich, gelenkt werden die Firmengeschäfte aus der Hamburger Zentrale. Die 15 Mitarbeiter sitzen in den Räumen einer ehemaligen Wurstfabrik an der Eimsbüttler Chaussee. Die Geschäfte laufen gut, sagt der Geschäftsführer, Zahlen möchte er nicht nennen. Nur so viel: „Die Millionenmarke beim Umsatz haben wir schon vor Jahren überschritten.“ Und: „Das Unternehmen ist profitabel.“

Gut ein Jahr habe es gedauert, bis die ersten Konkurrenten ebenfalls mit Kokos-Joghurt kamen, erinnert sich Jung. Bei Whollees wurde zu diesem Zeitpunkt bereits an der Cashew-Variante gearbeitet. „Wir wollten eine leichtere Alternative anbieten können“, sagt Jung. Der Kokos-Joghurt hat sehr viele Kalorien.

Die Cashews kommen aus Burkina Faso

Mehr als ein Jahr dauerte es von der Idee bis zur Marktreife. „Wir haben sehr lange nach den richtigen Cashews gesucht.“ Die Nüsse stammen aus dem afrikanischen Burkina Faso und aus fairem Handel. Derzeit werden die Joghurt-Geschmackssorten Natur und Vanille produziert und in 300-Gramm-Bechern verkauft. Die unverbindliche Preisempfehlung lautet 2,79 Euro.

Ein vergleichbares Produkt auf Cash­ew-Basis, sagt Florian Jung, kenne er nicht. Von Provamel gibt es aber einen Cashew-Drink mit sechs Prozent Nussanteil. Die Innovation aus Hamburg sei mittlerweile fast überall dort im Kühlregal, wo es auch den Kokos-Joghurt gibt, sagt der Geschäftsführer. Die Produktentwickler an der Eimsbüttler Chaussee arbeiten derweil längst an den nächsten Neuerungen. Ende dieses Jahres oder Anfang des kommenden Jahres sollen weitere Produkte mit Joghurtkulturen im Handel sein.

Der Abendblatt-­Test – jeden Dienstag im Wirtschaftsteil. Alle bisherigen Folgen gibt es unter www.abendblatt.de/testserie