Hamburg. Das Hamburger Wohnungsunternehmen klagt über wachsenden Widerstand gegen Neubauprojekte und fehlende Unterstützung.

Im Prinzip hatten Thomas Krebs, Sprecher des Vorstands der Saga, und sein Kollege Wilfried Wendel am Montagmorgen allen Grund für gute Laune. Bei der Bilanz-Pressekonferenz konnten die Chefs des kommunalen Wohnungsunternehmens gute Zahlen vorlegen. Die Saga steigerte 2017 den Ertrag von 150 Millionen aus dem Vorjahr auf mehr als 202 Millionen Euro.

Zudemschob der Konzern, mit 132.592 Wohnungen mit Abstand größter Vermieter in Hamburg, den Baubeginn von mehr als 1926 Wohnungen an. „Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Konzerns ermöglicht uns auch in den kommenden Jahren jeweils einen Baubeginn von 2000 Wohnungen“, sagt Krebs.

Saga sucht dringend Handwerker

Allerdings haben die Saga-Chefs auch Sorgen. Diese betreffen vor allem die angespannte Situation in der Baubranche. „Wir hätten gern noch mehr in die Pflege unseres Bestands investiert“, sagt Wendel. Aber es werde immer schwieriger, noch Handwerker zu finden. Mit diesem Problem würden inzwischen auch die Mieter belastet: „Wenn es einen Wasserrohrbruch in einer Wohnung gibt, kriegen wir den unmittelbaren Schaden zwar schnell repariert. Aber mancher Mieter muss dann damit leben, dass er wochenlang auf ein Loch in der Wand im Badezimmer starrt.“

Bei Modernisierungen würde die Saga den Mangel an Handwerkern besonders spüren: „Eine solche Maßnahme ist häufig sehr komplex. Da ist es für viele Firmen attraktiver, in einem standardisierten Neubau zu arbeiten“, sagt Krebs. Aber auch bei Neubauvorhaben zeige sich die Überhitzung der Branche: „Wir haben große Probleme, überhaupt noch Angebote zu bekommen. Manchmal bekommen wir gar keine. Oder sie sind völlig überteuert.“

Ein anderes Problem ist für Krebs die sinkende Akzeptanz bei Nachverdichtungsprojekten im Quartier: „Es gilt das Sankt-Florians-Prinzip. Wohnungsbau ist eine tolle Sache, aber bitte nicht bei uns.“ Die juristischen Auseinandersetzungen hätten deutlich an Schärfe zugenommen, man werde immer wieder mit Klagen konfrontiert: „In der Regel gewinnen wir zwar die Verfahren. Aber wir verlieren Jahre. Und Zeitverlust führt beim Bauen immer zu höheren Kosten.“

Gefragt sei vor allem das Stehvermögen von Bezirkspolitikern, wenn sich im Quartier Unmut gegen das Neubauprojekt regt: „Manchem ist das Hemd der Bezirksfraktion aber näher als der steife Gehrock des Senats.“ Allerdings, ohne mehr Gemeinsinn sei das Hamburger Ziel, 12.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, nicht zu erreichen.

Schulden in Höhe von 3,16 Milliarden Euro

Die Nachverdichtung werde ohnehin immer schwieriger: „Die niedrig hängenden Früchte haben wir geerntet, jetzt müssen wir an die hoch hängenden ran“, sagt Krebs.

Für vertretbar hält Krebs den weiteren Anstieg der Schulden durch die jährlichen Investitionen zischen 600 und 700 Millionen Euro. Laut Krebs kalkuliert der Konzern für 2022 mit Schulden in Höhe von 3,16 Milliarden Euro, eine Milliarde mehr als 2017. Daher habe die Saga auch nichts zu verschenken: „Wir haben keine Geldsäcke im Keller stehen.“ Jeden Euro aus dem Gewinn brauche der Konzern für seine Anstrengungen bei den Investitionen.

Die Mieten stiegen im vergangenen Jahr moderat. Im Schnitt zahlen Saga-Mieter 6,44 Euro pro Quadratmeter (Nettomiete, ohne Betriebskosten), elf Cent mehr als 2016. „Trotz des weiter angespannten Wohnungsmarktes liegt unser Konzern um 20 Prozent unterhalb des Hamburger Mietenspiegels“, sagt Wendel.

Leerstandsquote liegt bei 0,1 Prozent

Im Gegensatz zu den 1980er-Jahren, als die Saga als Sanierungsfall galt, hat das Unternehmen nahezu alle Wohnungen vermietet. Die Leerstandsquote lag 2017 bei gerade 0,1 Prozent. Im Prinzip steht eine Saga-Wohnung nur bei einem Mieterwechsel eventuell kurz leer. Die Fluktuationsquote unter den Mietern sank nochmals leicht (6,0 gegenüber 6,1 Prozent im Vorjahr).

Große Hoffnungen verbindet die Saga mit dem Systemhaus, das im Herbst vorgestellt werden soll. Es entsteht nach dem Baukastenprinzip. Der Konzern erhofft sich vor allem mehr Tempo beim Bauen, da auch Genehmigungen schneller erteilt würden.