Hamburg . Gewitter und tropische Hitze in Hamburg. Wärmeschäden auf A1 bald behoben. Bundeswehr sagt Gepäckmarsch ab.
Tropische Hitze, Unwetter in weiten Teilen Norddeutschlands und Wetterexperten, die angesichts der ungewissen Lage mit den Schultern zucken: Nachdem am Mittwoch starker Regen und Sturm die Menschen in der Region beunruhigt und den Bahnverkehr behindert haben, könnte schon bald das nächste schwere Gewitter aufziehen. Auch Hamburg, das bis jetzt verschont geblieben ist, könnte nun betroffen sein, mit Starkregen, Hagel und schweren Böen.
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Bundeswehr sagt Gepäckmarsch ab
Während im Rahmen des Solidaritätslaufs am Nachmittag etliche Sportler der Bundeswehr Universität einen Halbmarathon um den Öjendorfer See absolvierten, wurden andere Disziplinen wegen der Wärme abgesagt. "Der Gepäckmarsch fällt aus", sagte ein Sprecher der Helmut-Schmidt-Universität (Universität der Bundeswehr Hamburg).
Dieser Marsch verlangt den Soldaten einiges ab: Sie bewältigen mit 15 Kilo Gepäck im Kampfanzug insgesamt zwölf Kilometer. Die Strecke müssen sie in zwei Stunden schaffen. Auch der Bambini-Lauf für Kinder wurde gestrichen. Beim Halbmarathon sorgen mehr Streckenposten als sonst üblich für Verpflegung – vor allem mit Wasser.
Die Bundeswehr dürfte in Sachen Hitze derzeit besonders sensibel sein: Im Juli 2017 marschierten Offiziersanwärter der Bundeswehr durch einen Wald in Munster (Niedersachsen). Der Marsch bei warmem Wetter endete in einer Katastrophe. Mehrere Soldaten gerieten völlig überhitzt in Lebensgefahr, einer starb.
Mineralwasser wird knapp
"Gaanz viel trinken!", heißt es bei der Sauna-Hitze im Norden, möglichst keine Dehydrierung riskieren.
Da sich offenbar viele Menschen an den Gesundheitstipp halten, berichten immer mehr Hamburger von Problemen beim Einkauf von Trinkwasser.
Bei Aldi am Eidelstedter Weg sind ganze Paletten mit Mineralwasserflaschen ausverkauft, meldet eine Leserin. Auch beim Bäcker wurde über Lieferengpässe berichtet, hier waren die Regale mit den Flaschen bereits am Morgen leer – als es noch nicht so heiß war.
Durch Hitze beschädigte Autobahn bald repariert
Die Autobahn A1, die wegen der Hitze im Norden Hamburgs teilweise nicht mehr befahrbar ist, dürfte wohl schon am Wochenende wieder repariert sein. Möglicherweise kann der Verkehr ab Sonnabend wieder dreispurig rollen, melden die Lübecker Nachrichten.
Betroffen von den Beschädigungen war unter anderem ein Abschnitt der Autobahn zwischen Bad Oldesloe und Bargteheide. Dort hatten sich Betonplatten auf Grund der hohen Temperaturen verschoben. Bauarbeiter reparieren die Oberfläche derzeit nach und nach, am Freitag sollen noch der rechte Streifen und die Standspur instandgesetzt werden.
Kliniken: Keine Häufung von Hitze-Patienten
Anders als erwartet sehen sich die Krankenhäuser in Hamburg keinem Ansturm von Kreislaufpatienten gegenüber, die wegen der Hitze kollabieren. "Wir erleben keine Häufung solcher Fälle in der Notaufnahme", sagte Mathias Eberenz von Asklepios. Die Menschen hielten sich offenbar an die Vorsichtsmaßnahmen, viel zu trinken und die Sonne zu meiden. Indes droht am Donnerstag noch eine Zunahme dieser Fälle: Ein für heute angesetzter Halbmarathon der Bundeswehr-Uni, der Solidaritätslauf, wurde trotz der tropischen Bedingungen nicht abgesagt.
Monat Mai bricht Rekordwerte in Hamburg
Ist das schon die Wetter-Wirklichkeit des Klimawandels? Trotz heftiger Turbulenzen vor allem in den letzten Tagen war der Mai 2018 rekordverdächtig heiß – so warm wie in Deutschland zuletzt vor fast 130 Jahren. Nach der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom Mittwoch lag die Durchschnittstemperatur von 16 Grad satte 3,9 Grad über dem Durchschnittswert der Vergleichsperiode. Damit sei der Monat ähnlich warm gewesen wie der Mai 1889, der bisher als der Rekordhalter gilt, hieß es beim DWD. In Hamburg und Schleswig-Holstein war er sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881.
Kein Hitzefrei für Angestellte
Es gibt für Beschäftigte keinen direkten Rechtsanspruch auf klimatisierte Räume oder "Hitzefrei". Nach § 4 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) ist der Arbeitgeber aber verpflichtet die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden wird und verbleibende Gefährdungen gering gehalten werden, heißt es bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz.
Und: Steigt das Thermometer im Büro über 26 Grad, sollte der Chef was tun. Nach Hause gehen dürfen Arbeitnehmer dann aber noch nicht.
Warnung an Kirchenbesucher
Der Orgelexperte Winfried Dahlke bittet dringend alle Kirchenbesucher, bei sommerlicher Hitze die Kirchentüren hinter sich zu schließen. "Die warme Sommerluft transportiert so viel Luftfeuchtigkeit in die Kirchen, dass sich in den Orgeln Schimmel bilden kann", warnte der Leiter des Orgel-Akademie "Organeum" im ostfriesischen Weener, Winfried Dahlke.
"Unser Problem ist weniger das Wetter, sondern vielmehr die damit verbundene Luftfeuchtigkeit", erläuterte Dahlke: Für die oft mehrere Hundert Jahre alten Instrumente seien etwa 60 Prozent Luftfeuchte optimal. Schwappe im Sommer jedoch davon zu viel in die Kirchen, etwa weil Besucher vergessen, die Kirchentüren hinter sich zu schließen, könne die Feuchtigkeit aus dem kühleren Kircheninneren nicht mehr entweichen. Ab 75 Prozent Luftfeuchte drohe bereits eine Schimmelbildung, bei 80 Prozent sei dies fast nicht mehr zu vermeiden.
Bahnverkehr behindert
Nach Starkregen und schweren Böen am Mittwoch wirkt sich das Unwetter auch noch am Donnerstag aus. Fahrgäste müssen sich auf Verspätungen einstellen.
So haben Bäume in der Oberleitung zwischen Uelzen und Lüneburg noch am frühen Morgen zu einer Streckensperrung geführt. Passagiere des Metronom mussten auf einen Ersatzverkehr mit Bussen umsteigen. Seit 7.30 Uhr fangen die Bahnen auf dem Streckenabschnitt wieder an zu rollen, sie fahren laut Metronom aber mit Verzögerungen. Gegen Mittag normalisierte sich der Verkehr wieder.
Gefahr von Gewittern
Die Wetterlage in Hamburg bleibt nach Angabe von Meterologen risikobehaftet. Es bestehe am Donnerstag die Gefahr schwerer Gewitter, sagte Kent Heinemann vom Institut für Wetter und Klimakommunikation. Da die Wolken wegen schwacher Winde nur langsam zögen, könne ergiebiger Regen fallen. "Bis jetzt sind wir weitgehend verschont geblieben", sagte Heinemann, aber nun seien "kräftige Schauer möglich". Auch vor Hagel und Sturmböen warnt der Deutsche Wetterdienst.
So schützen Sie sich bei Gewitter
Am Wochenende bleibe die Wetterkonstellation bestehen. Wer derweil auf Abkühlung hofft, muss sich noch gedulden: Die Hitze der vergangenen Tage bleibt dem Norden zunächst erhalten. Unter 28 Grad Celsius falle das Thermometer vor dem Wochenende nicht, erst ab Sonnabend könne es auf bis zu 25 Grad herunterkühlen.
Unwetterartige Gewitter erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor allem auch in Niedersachsen. Besonders in Ostfriesland sowie im Harz sei mit Starkregen und Gewitter zu rechnen. Eine amtliche Warnung vor schwerem Gewitter gab der DWD am Donnerstag für die Region Goslar heraus. Heftiger Starkregen und Hagel könnten die Gegend bereits am Mittag heimsuchen.
Trocken und schön bleibt es laut Heinemann an der Ostsee. Wer einen Ausflug plane, könne am besten Richtung Osten fahren, Rügen etwa bleibe von den Gewittern verschont.
Verkehr bei Harburg normalisiert
An der Unfallstelle auf der Strecke zwischen Harburg und Buchholz, wo am Mittwoch 15 Fahrgäste aus einem wegen umgestürzter Bäume gestrandeten Zug evakuiert werden mussten, läuft der Verkehr wieder normal.
Am Mittwochabend hatte das Unwetter Teile Hamburgs und des nahen Umlands zum Teil verwüstet. Es gab starken Regen, Sturmböen und Hagel. Die Feuerwehr Hamburg war in den vergangenen 24 Stunden zu 20 wetterbedingten Einsätzen ausgerückt. Hiervon waren 16 Einsätze Medizinische Notfälle, zwei sogenannte Kleinfeuer und zwei Feuer auf Bundesautobahnen.
Vorsorge der Feuerwehr
Nach Warnungen des Deutschen Wetterdienstes vor Unwettern mit Starkregen hatte die Feuerwehr in Hamburg vorsorglich fünf zusätzliche Führungsdienste und fünf Beamte der Rettungsleitstelle in Rufbereitschaft versetzt sowie das Technische Hilfswerk informiert. Auch weiterhin will die Feuerwehr ihre Ressourcen an die aktuell noch anhaltende Extremwetterlage anpassen, hieß es.
So schützen Sie sich bei Gewitter