Lasbek. Die Reparatur der A1 soll am Mittwoch beginnen. Die wichtigsten Antworten zum Brösel-Beton auf Hamburgs Verbindung nach Lübeck.
Stoßstange an Stoßstange stehen derzeit Pendler, Ostseeurlauber und Berufskraftfahrer kilometerlang auf der A 1 im Stau. Der Grund: Das sommerliche Wetter hat den Beton platzen lassen. Auf einem kurzen Abschnitt zwischen der Ausfahrt Bad Oldesloe und dem Autobahnkreuz Bargteheide im Kreis Stormarn zerbröckelte an mehreren Stellen der Beton. Seitdem ist in Richtung Hamburg nur noch eine Spur befahrbar. Die Reparatur soll etwa eine Woche dauern. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu der Brösel-Autobahn zwischen Hamburg und Lübeck.
Wie kommt es zum sogenannten Blow-Up, der die Betondecke platzen lässt?
„Bei Hitze dehnt sich der Beton aus“, erklärt Torsten Conradt, Chef des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr (LBV). Damit die Fahrbahn nicht bricht, gibt es zwischen den Betonplatten Fugen. „Ist dort kein Platz mehr, wölbt sich die Fahrbahn nach oben und bricht letztlich.“ Je älter eine Autobahn, desto eher tritt dieser Effekt ein. „Das ist wie mit einer Büroklammer. Wenn ich diese immer wieder knicke, bricht sie irgendwann“, sagt Conrad.
Wann und wie werden die Hitzeschäden auf der A 1 repariert?
Bereits am heutigen Mittwoch sollen in aller Frühe die Arbeiten laut LBV beginnen. Dabei werden nicht, wie zunächst angedacht, alle Fahrstreifen Richtung Hamburg gesperrt und der Verkehr auf die Gegenfahrbahn umgeleitet. Vorteil: Die Fahrbahn Richtung Norden bleibt nun von den Bauarbeiten völlig unberührt. Bauarbeiter der Firma Bunte werden zunächst die Betonplatten auf der linken und mittleren Fahrbahn entfernen und mit Asphalt auffüllen. Sind sie damit fertig, bekommen die Standspur und der rechte Fahrstreifen eine Asphaltdecke.
Der LBV rechnet mit einer Bauzeit von einer Woche. Der Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) sagt: „Damit verhindern wir eine Vollsperrung, verkürzen in erheblichem Maß die Bauzeit und sorgen auf der stark befahrenen Strecke zumindest für ein kleines Stück Entspannung.“ Conradt ergänzt: „Wir sind sehr froh, dass wir so schnell eine Lösung mit der ausführenden Baufirma gefunden haben, die diese ad-hoc-Lösung umsetzt.
Der Sommer hat erst gerade begonnen. Drohen weitere Sperrungen auf der A 1?
Die Autobahnmeisterei in Bad Oldesloe schließt dies nicht aus. „Es gibt vorgeschädigte Bereiche, da gucken wir jetzt genauer hin“, erklärt Leiter Jörg Becker und nennt den Autobahnabschnitt an der Anschlussstelle Ahrensburg in Richtung Norden als Beispiel.
Wie kontrolliert die Autobahnmeisterei die Autobahn?
„Sobald es an drei Tagen hintereinander 25 Grad warm ist, machen wir Hitzekontrollen“, sagt Becker. Eine Kolonne fährt in der Woche zwischen 16 und 19 Uhr regelmäßig die Fahrbahnen ab. Am Wochenende zwischen 12 und 19 Uhr. „Stellen wir Schäden fest, wir die Fahrbahn sofort gesperrt.“
Lassen sich Hitzeschäden auf Autobahnen verhindern?
Eine moderne Bauweise mache die Betondecke weniger hitzeempfindlich. Darin sind sich LBV und der ADAC einig. Carsten Willms Sprecher des ADAC Hansa erklärt: „Die alten Autobahnen bestehen aus einzelnen Betonplatten. Bei modernen Bauverfahren wird der Beton in einem Stück gegossen. „Die Rillen werden erst nachträglich in den Beton geschliffen“, sagt Wilms. Torsten Conradt fügt hinzu, auch die Dicke des Betons und die Qualität spiele eine große Rolle. Während ursprünglich die Fahrbahnen 22 Zentimeter dick waren, werden heute 27 Zentimeter hohe Betondecke auf Autobahnen gegossen und zusätzliche Stahleinlagen verbaut.
Wie viele Kilometer Autobahn erfüllen inzwischen diesen Standard?
Seit Ende der 90er Jahre werden auf der A 1 nur noch 27 Zentimeter dicke Betonfahrbahnen gegossen. Die A 1, die sich über 117 Kilometer auf Schleswig-Holsteiner Boden erstreckt, besteht auf 76,5 Kilometern aus einer Betonfahrbahn. Pro Richtungsfahrbahn sind das also 153 Kilometer. Davon sind mit 65 Kilometern nicht mal die Hälfte nach modernen Prinzip gebaut. Der ältesten Abschnitte liegt zwischen den Anschlussstellen Sereetz und Neustadt-Mitte im Kreis Ostholstein.
Wie alt ist der Beton, der jetzt auf Autobahn im Kreis Stormarn aufgebrochen ist?
„Die linke und die mittlere Fahrspur wurde vor 20 Jahren erneuert. Die rechte sowie die Standspur sind 14 Jahre alt“, sagt Conradt. Die Bauweise sei nicht optimal, weil sie nicht aus einem Guss entstanden sei. Eigentlich soll eine Betonfahrbahn rund 30 Jahre halten.
Kann es ähnliche Schäden auch auf der A 7 geben, die gerade saniert und verbreitert wird?
„Nein“, sagt Florian Zettel vom Baukonsortium Via Solutions Nord. „Wir haben Sicherheitsmechanismen eingebaut. Die Fahrbahn wird verdübelt und verankert, das verhindert ein Aufwölben.“ Ohnehin sei ein derartiger Schaden bei neuen Fahrbahnen sehr selten.