Bad Gandersheim. Die Wetterexperten warnen vor weiteren Unwettern vom Nordwesten bis in den Osten und Süden: „Es wird wieder krachen.“
Wolkenbruchartige Regenfälle und Blitzschläge haben in Teilen Niedersachsens für Millionenschäden und Behinderungen gesorgt. Besonders betroffen von dem stundenlangen Unwetter am Dienstagabend war Bad Gandersheim im Kreis Northeim, wo viele Straßen unterspült wurden, zahlreiche Keller vollliefen und etliche Bäume umstürzten. Wegen der Wassermaßen seien möglicherweise auch einige Gebäude vom Einsturz bedroht und nicht mehr bewohnbar, sagte Gandersheims Polizeichef Ralf Dösselmann. Menschen wurden nicht verletzt. Während die Aufraumarbeiten am Mittwoch noch voll im Gange waren, zogen bereits weitere Unwetter mit schwerem Gewitter, Regen und Hagel heran.
„Das Wasser kam sintflutartig herunter“, sagte Dösselmann. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Es war, als ob jemand am Himmel Hunderte von Gartenschläuchen gleichzeitig aufgemacht hätte.“ Viele abschüssige Straßen hätten sich daraufhin blitzartig in reißende Flüsse verwandelt. Anwohner hätten ihm berichtet, dass einige Straßen mehr als einen Meter unter Wasser standen, sagte der Gandersheimer SPD-Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz. Einen genauen Überblick über die Schäden in Bad Gandersheim gebe es noch nicht, sagte Verwaltungssprecher Kielhorn. Klar sei nur: „Die Aufräumarbeiten werden noch längere Zeit in Anspruch nehmen.“
Strom fiel vorübergehend aus
Von dem Unwetter waren vor allem die Gandersheimer Ortschaften in der sogenannten Heberbörde betroffen: Gehrenrode, Gremsheim, Ackenhausen, Helmscherode und Altgandersheim. Dort fiel wegen der Wassermassen vorübergehend auch der Strom aus. Ein Landwirt brauchte deshalb ein Notstromaggregat, um seine Kühe zu melken. Auch im Kurviertel von Bad Gandersheim trat der Fluss Gande über die Ufer und es gab Überschwemmungen. Die Schäden dort seien aber überschaubar, sagte Stadtsprecher Manfred Kielhorn. Die Innenstadt und die Einrichtungen der Gandersheimer Domfestspiele seien von den Überflutungen verschont geblieben. Das Festival soll am 15. Juni eröffnet werden.
Das Wetter beeinträchtigte auch die Bahn. Wie die Polizei mitteilte, fuhr am Dienstag ein ICE nahe Bad Gandersheim in einen umgestürzten Baum. Die Fahrgäste mussten in einen Ersatzzug umsteigen. Nahe Bad Zwischenahn konnte ein Intercity wegen eines Stromausfalls seine Reise nicht fortsetzen. Rund 250 Reisende mussten stundenlang im Zug ausharren, bevor er weiterfahren konnte. Zahlreiche Reisende strandeten auch im Oldenburger Bahnhof, da der Zugverkehr teilweise eingestellt oder stark eingeschränkt war. Am Mittwoch verkehrten die Züge größtenteils wieder planmäßig.
Noch bis zum Wochenende Regen und Gewitter
Im Rest des Landes ging das Unwetter glimpflich aus. Im Emsland schlugen mehrere Blitze in Gebäude ein, verletzt wurde dabei niemand. Im Kreis Osnabrück mussten einige Keller ausgepumpt werden. Vielfach mussten umgestürzte Bäume oder herabgefallene Äste von der Straße geschafft werden.
Regen und Gewitter in Niedersachsen und Bremen gehen nach Einschätzung von Meteorologen noch bis zum Wochenende weiter. Für Mittwoch warnte der Deutsche Wetterdienst für große Teile des Landes vor schweren Gewittern mit heftigem Regen und Hagel. Punktuell könnten Regenmengen von 60 Litern pro Quadratmeter fallen. Am Donnerstag soll es besonders im Emsland stark gewittern.