Hamburg. Besser kochen mit Monika Fuchs. Die Hamburgerin verrät im Internet Küchentricks und ihre Rezepte – und lädt Gäste zu sich ein.
Die sogenannten Influencer im Internet, die andere hauptberuflich beeinflussen wollen, sind fast alle jung. Die Frauen unter ihnen tragen ihre Haare gern im Dutt, wirken trotz oder gerade deswegen jung und dynamisch. Natürlich sind sie immer gut drauf, das gehört zum Geschäft.
Oder aber sie sehen aus wie Monika Fuchs. Sie trägt ihre langen Haare auch mal gerne hochgesteckt, gut drauf und dynamisch ist sie ohnehin. Nur das mit dem Jungsein haut nicht mehr so ganz hin. Frau Fuchs ist 80 Jahre alt und hat jetzt ihren eigenen YouTube-Kanal. Und Bloggerin ist sie auch noch.
Hört sich leicht an, macht aber Arbeit
Das Erfolgsrezept der Hamburgerin sind Rezepte. Monika Fuchs zeigt Interessierten im Internet, wie man richtig kocht. Saltimbocca lief am besten und wurde bislang mehr als 1170-mal aufgerufen, dicht gefolgt vom Apple Crumble mit 638 Aufrufen. Die kurzen Filmchen, in denen Monika Fuchs Tipps gibt und ihre Rezepte verrät, dauern bis zu zwölf Minuten. Jeden Montag dreht sie mit ihrem Sohn Martin, der Grafiker und Texter ist, in ihrer Küche an der Isestraße Videos, donnerstags werden sie auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlicht.
Seit ihrem Start vor wenigen Wochen haben Mutter und Sohn sechs Filme produziert. Was sich so leicht anhört, ist mit viel Arbeit verbunden. „Wir drehen den ganzen Montag und machen noch immer viele Fehler“, sagt Frau Fuchs. Mal haben sie nach dem Dreh zum Vitello Tonnato erst festgestellt, dass das Mikrofon nicht funktionierte, mal war die Ausleuchtung in ihrer kleinen Altbauküche zu schlecht. Aber es wird von Dreh zu Dreh besser. Weder Monika Fuchs noch ihr Sohn sind Profis, alles haben sie sich selbst beigebracht. Dabei arbeitet ihr jüngerer Sohn Sebastian beim Fernsehen. Monika Fuchs und Sohn Martin wollten es nicht anders, und sie wollten es zu zweit machen.
Sie bekocht Fremde in ihrem Wohnzimmer
Die Hobbyköchin hat vier Kinder und neun Enkelkinder. Natürlich ist es nicht leicht, vor einer solchen Großfamilie etwas geheim zu halten. Vom YouTube-Projekt aber, das hatte sich Monika Fuchs vorgenommen, sollte die Familie erst erfahren, wenn die ersten Filme zu sehen waren. Sonst hätte jeder reinreden wollen. Die Videos, der Blog: Das ist ihr Ding, genau wie das Kochen. Jeden Freitagabend lädt die frühere Journalistin seit rund drei Jahren fremde Menschen in ihr Wohnzimmer ein und bekocht sie. Die Nachfrage ist so groß, dass sie schon auf Monate hin ausgebucht ist. Wenn sie etwas macht, dann richtig und vor allem mit Herz und Leidenschaft. Jedes Mal tischt sie ihren bis zu 20 Gästen ein Fünf-Gänge-Menü auf.
Warum? Einfach so, und auch um als Seniorin nicht nur auf dem Sofa rumzuhängen. Das ruhige, eingefahrene und bequeme Leben ist noch nicht dran. Dafür ist Monika Fuchs viel zu quirlig. Früher hat sie bis zum Aus der Sendung das Catering für die Sendung „Beckmann“ gemacht. Schon das Ende ihrer Arbeit dort war ihr schwergefallen.
„Das bin ich gar nicht“, sagt sie über ihr YouTube-Ich
Eigentlich hat sie mit der Freitagsrunde doch genug zu tun, schließlich muss das Essen auch vorbereitet werden, muss sie dafür einkaufen gehen. Aber an ihrem Geburtstag im März kam ihr der Gedanke: „Es ist Zeit, wieder etwas Neues zu starten.“ Sie wurde sogar ein wenig melancholisch: „Viel Zeit bleibt mir ja nicht mehr. Also muss ich mich beeilen ...“ Trockenen Humor hat sie ja. Und weil ihre Freitagsgäste jedes Mal nach ihren Rezepten fragen und Monika Fuchs diese aber bislang nie rausrücken wollte, lag die Idee mit der Kochsendung nah. Schlicht und unkompliziert macht sie das. An ihre Rolle als Internetköchin muss sie sich allerdings noch gewöhnen. „Ich bin viel zu uneitel dafür. Diese Hürde, mich zu präsentieren, musste ich erst mal überwinden“, sagt sie. Und so ist sie auch noch nicht ganz zufrieden mit sich. „Das bin ich gar nicht“, sagt sie über ihr YouTube-Ich.
Im wahren Leben ist sie viel lockerer. Aber das wird schon. „Ich bin nicht mutlos und weiß, ich kann noch lernen.“ So langsam macht es auch Spaß, sagt sie wieder ganz trocken. Ganz der Profi, der sie mittlerweile ist, fügt sie noch hinzu, dass sie dringend mehr Abonnenten für ihren Newsletter braucht. 85 sind es zurzeit. Da gehe noch was.
Ihr Problem: Ihr fehlen die Rezepte
Lange Zeit hatte sie sich gegen diese YouTube-Idee gesträubt. Doch dann war bei einem Freitagsdinner Greta Silver zu Gast, die fast 70 Jahre alte bekannte Werbe-Ikone, und hat sie ermutigt, neue Wege zu gehen. Gesagt, getan. Aber ein Problem hat Köchin Fuchs: Ihr fehlen die Rezepte. Denn sie hat gar keine. Sie hat alles im Kopf, improvisiert und kocht nach Gefühl. Aber das kommt manchmal gar nicht gut an. Einmal hat sie vergessen, die Temperatur anzugeben und in welche Schiene das Gericht im Ofen geschoben werden muss. Sofort kamen Nachfragen von Usern. Da müsse sie sich noch mehr disziplinieren, sagt sie.
Die härtesten Kritiker, aber auch die größten Bewunderer sind ohnehin ihre Enkel. „Momo! Diese dunkle Bluse ging aber gar nicht“, sagte eine Enkeltochter. Seitdem trägt Monika Fuchs wieder ihre typischen hell karierten Blusen. Sie hat schließlich ein Image zu wahren. Das der dynamischen Großmutter. Läuft doch, bei Monika Fuchs.
Monikas YouTube-Kanal finden Sie hier
Ihr Blog steht unter www.monika-fuchs-kocht.de