Hamburg. Abendblatt-Dossier: US-Finanzinvestoren schlucken wohl die HSH Nordbank. Alles über Aufstieg und Fall des staatlichen Geldhauses.
Elf Tage vor Ablauf der Verkaufsfrist verdichten sich die Hinweise, dass die Privatisierung der HSH Nordbank gelingen wird. Die Verhandlungen mit einem Konsortium aus den beiden US-Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers seien auf der Zielgerade, bestätigten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Der Verkaufspreis dürfte zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro liegen.
Die Privatisierung erfolgt auf Anordnung der EU, die damit einen zehn Jahre währenden Streit um staatliche Beihilfen für die HSH beendet hat. Wird sie nicht bis zum 28. Februar vertraglich vereinbart, muss die Bank abgewickelt werden. Für die beiden US-Investoren spricht: Flowers ist bereits seit 2006 Miteigentümer der Bank und besitzt daher nach Abendblatt-Informationen ein Vorkaufsrecht für die Anteile. Cerberus ist unter anderem an der Deutschen Bank beteiligt und hatte sich 2006 ebenfalls um die HSH-Anteile bemüht – beide Investoren kennen die Bank also bestens.
HSH Nordbank ist das größte Fiasko für Hamburg
Dass die 2017 Insidern zufolge mit 300 Millionen Euro Gewinn ihr Ziel für 2017 deutlich übertroffen haben soll, dürfte den Verkauf erleichtern. Dennoch endet der 2003 gestartete Versuch, aus zwei Landesbanken einen Global Player zu schaffen und an die Börse zu bringen, für Hamburg und Schleswig-Holstein im größten Fiasko ihrer Geschichte: Rund 13 Milliarden Euro wird die HSH die Länder am Ende kosten – das entspricht einem kompletten Jahresetat der Hansestadt.
„Wie konnte das passieren?“ Dieser Frage geht das Abendblatt in der Sonnabend-Ausgabe in einem sechsseitigen Dossier über die Geschichte der Bank nach. Erstmals überhaupt äußert sich darin der erste Vorstandsvorsitzende der HSH Nordbank, Alexander Stuhlmann, zu seiner Rolle.
HSH-Vorstand rechtfertig sich im Abendblatt
Dabei verteidigt er die umstrittenen Investitionen in das riskante Kreditersatzgeschäft: „Dass in der Finanzkrise aus einem Wertpapier mit einem AAA-Rating mal ein Junk-Bond werden würde, war schlicht nicht vorstellbar.“ Der extreme Expansionskurs sei vor allem auf Druck der Ratingagenturen erfolgt, die 15 Prozent Rendite verlangt hätten, sagt Stuhlmann und betont: „Wir waren keine Zocker und keine Hasardeure.“