Hamburg. Mit Blick auf den anstehenden Verkauf nennt ein Bericht der Länder erstmals eine Summe. Theoretisch ist die Bank aber weit mehr wert.

Seit Wochen wird spekuliert, zu welchem Preis Hamburg und Schleswig-Holstein ihre HSH Nordbank verkaufen werden. 200 Millionen, 700 Millionen oder sogar mehr als eine Milliarde Euro? Vier Wochen vor Ablauf der von der EU gesetzten Verkaufsfrist am 28. Februar gibt es jetzt erstmals schwarz auf weiß eine Summe, wie hoch die Länder eigentlich den Wert der Bank ansetzen: 643 Millionen Euro.

Das geht aus dem Geschäftsbericht 2016 der HSH Beteiligungs Management GmbH hervor, jener Holding, in der die Länder und die schleswig-holsteinischen Sparkassen insgesamt 94,9 Prozent der HSH-Anteile gebündelt haben und die als eigentlicher Verkäufer auftritt. Der Bericht stammt bereits vom April 2017, war von Landesregierungen in Hamburg und Kiel aber zurückgehalten worden, um den Bietern keine Einblicke in ihre Kalkulation zu gewähren. Dass das Papier nun veröffentlicht wurde, lässt vermuten, dass das Verkaufsverfahren kurz vor dem Abschluss steht. Wie berichtet, gilt der US-Finanzinvestor Cerberus als Favorit auf die HSH-Übernahme. Er soll eine Bietergemeinschaft mit dem US-Investor Flowers bilden, der bereits 5,1 Prozent der HSH-Anteile hält.

Theoretisch ist die HSH sogar 1,4 Milliarden wert

Dem Bericht der Holding zufolge wurde der Wert der HSH Nordbank zum 31. Dezember 2016 per Gutachten zunächst sogar auf 1,41 Milliarden Euro taxiert. Mit Blick auf den Verkauf – den die EU als Bedingung für die Genehmigung staatlicher Milliardenhilfen angeordnet hatte – wurde jedoch ein rund 770 Millionen Euro niedrigerer „objektivierter Unternehmenswert unter Veräußerungsgesichtspunkten“ angesetzt. Dem lag die Annahme zugrunde, dass ein Käufer die Risiken im Bereich Schiffsfinanzierung „sehr wahrscheinlich“ um 431 Millionen Euro höher ansetzen, für geplante neue Banken-Regeln („Basel IV“) Belastungen von 312 Millionen Euro einpreisen und die Aussichten im Neugeschäft um 24 Millionen niedriger ansetzen würde. Der Verkaufserlös kann natürlich über oder unter dem theoretischen Wert liegen. So oder so wird er die Milliardenbelastungen der Länder aus dem HSH-Drama nur geringfügig reduzieren.

„Es zeigt sich, dass die HSH Nordbank einen positiven Wert hat“, sagte CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer. „Allerdings ist der teuer erkauft worden durch die Inanspruchnahme der Milliarden-Garantie, die die Länder der Bank stellen.“ Der Kaufpreis sei jetzt nur einer von mehreren wichtigen Punkten, so Kleibauer: „Entscheidend ist, dass der Verkauf der HSH Nordbank gelingt, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben und dass eine neue, tragfähige Bank entsteht.“