Hamburg. Notenbank-Vorstand Andreas Dombret in Hamburg: „Risiken werden unterschätzt“

In Hamburg ist Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret in den zurückliegenden Monaten häufiger gewesen. Den Anlass dafür liefert der von der EU-Kommission angeordnete Verkauf der HSH Nordbank, für den die Frist am 28. Februar endet. Für die Wirtschaft in Norddeutschland und darüber hinaus sei die Landesbank als Finanzierer und Arbeitgeber wichtig, sagte Dombret beim Jahresempfang der Bundesbank-Hauptverwaltung für Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern im Hamburger Em­porio-Hochhaus stattfand.

„Deutschlands Bankensektor ist für Investoren in den vergangenen Jahren deutlich attraktiver geworden“, so Dombret. „Für alle Beteiligten wäre es sehr erfreulich, wenn sich dieses Interesse auch auf die HSH erstrecken würde.“

In seiner Rede ging der Bundesbank-Vorstand vor allem auf Faktoren ein, die den aktuellen Aufschwung in Deutschland und in der Euro-Zone gefährden können. „Die guten Konjunkturaussichten sollten den eigenen Blick nicht rosarot vernebeln“, sagte Dombret. „Aber die Erfahrung lehrt, dass bei guter Konjunktur Risiken eher unterschätzt werden.“ Schließlich neigten die Menschen dazu, positive Entwicklungen einfach in die Zukunft fortzuschreiben und damit Blasen aufzubauen.

Das könne zum Beispiel den Immobiliensektor betreffen. Schließlich seien die Preise seit 2010 in Norddeutschland wie im gesamten Bundesgebiet jedes Jahr um durchschnittlich 5,3 Prozent gestiegen. „Im Bereich der Wohnimmobilien hat sich die Überbewertung in städtischen Gebieten im vorigen Jahr weiter erhöht“, so Dombret.

Für Banken sei das aktuelle Niedrigzinsumfeld eine besondere Herausforderung. So simuliere man im Rahmen der Bankenaufsicht regelmäßig auch einen Zinsschock, erklärte Dombret: „Liegt in diesem Szenario der Verlust bei mehr als 20 Prozent des Eigenkapitals, spricht man von erhöhten Zinsänderungsrisiken.“ Davon sei mittlerweile fast jedes zweite Kreditinstitut in Deutschland betroffen.