Hamburg. Im Harburger Binnenhafen könnte ein Spielfeld für Fußball und Basketball auf dem Wasser entstehen. Vorbild ist ein Projekt in Wien.

Einen spektakulären Vorschlag für den Sportstättenbau in Hamburg hat Harburgs Baudezernent Jörg Penner unterbreitet: Er könne sich vorstellen, ein sogenanntes Multifunktionsspielfeld auf der Wasserfläche im Harburger Binnenhafen zu errichten. Es wäre Hamburgs erster schwimmender Bolzplatz.

„Wir sind nicht zwingend darauf angewiesen, ein Spielfeld an Land zu machen“, sagte er im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung Harburg. Multifunktionsfelder sind eingezäunte Kleinspielfelder, meist mit Fußballtoren und Basketballkörben. Im Wilhelmsburger Inselpark misst so ein Spielfeld, allerdings an Land, 40 mal 20 Meter. Die Fraktionen wollten von der Verwaltung Ideen hören, wie den Bewohnern des Harburger Binnenhafens Möglichkeiten zum Sport nach dem Hamburger Parksportkonzept angeboten werden könnten. Das Quartier am Wasser gilt als die HafenCity in Hamburgs Süden.

Bauland wird immer teurer

Die Strategie, öffentliche Sportflächen auf Kanäle, in Flüsse oder Seen zu legen, hat Kalkül bei immer knapper und teurer werdendem Bauland in Me­tropolen. 10.000 Wohnungen zusätzlich pro Jahr will die Freie und Hansestadt Hamburg schaffen. Flächen für öffentliche Freizeitsportangebote treten so in Konkurrenz zu lukrativeren Wohnungsbauvorhaben.

Für den Sport geeignete, zusammenhängende Grünflächen gibt es im Harburger Binnenhafen nahezu nicht. Bauland ist begehrt, die Immobilienpreise sind hoch. So bietet die Hamburger Behrendt Gruppe in der Harburger Schloßstraße eine Vierzimmerwohnung (105 Quadratmeter) für 495.000 Euro an. Bei solchen Immobilienpreisen könnte es sich rechnen, öffentliche Sportstätten auf das Wasser zu legen.

Erheblicher Aufwand

In Hamburg seien schwimmende Spielfelder bisher nicht bekannt. Technisch sei das machbar, aber mit erheblichen Aufwand verbunden, heißt es dazu aus dem Bezirksamt Hamburg-Mitte, das für das Sportstättenmanagement in der gesamten Stadt zuständig ist. Harburgs Baudezernent Penner geht davon aus, dass ein schwimmender Bolzplatz finanzierbar sei.

Das Bezirksamt Harburg hatte sich bereits mit der Idee eines Badeschiffes im Harburger Binnenhafen befasst, das aber nie Wirklichkeit geworden ist. Zwei Millionen Euro sollte es damals kosten, heute vielleicht drei Millionen, sagte Jörg Penner auf Nachfrage im Stadtplanungsausschuss. Ein Multifunktionsspielfeld auf dem Wasser, so seine Einschätzung, würde deutlich günstiger sein als ein Badeschiff.

Bedenken, dass Wasser zugebaut wird

Die Stadt Wien könnte Vorbild für Hamburgs ersten schwimmenden Bolzplatz sein. Im Donaukanal liegt ein Badeschiff, über dessen Bad eine Spielfläche für Fußball errichtet worden ist – überdacht mit einem Netz, sodass der Ball nicht in den Kanal fällt.

In Singapur hat sogar ein Stadion im Wasser geschwommen. Genau genommen der Fußballplatz, denn die mit etwa 30.000 Plätzen ausgestattete Tribüne befand sich an Land. Das Marina Bay Floating Stadium war als Provisorium für das spätere Nationalstadion errichtet worden und galt als eines der außergewöhnlichsten Stadien der Welt. 120 Meter lang und 83 Meter breit war die Plattform auf dem Wasser, die das Gewicht von 9000 Menschen ausgehalten hat. Ein Video bei Youtube zeigt, dass auch Menschen eines auf Stelzen errichteten Fischerdorfes im Süden Thailands auf einem Fußballplatz im Wasser spielen.

Es gibt auch Kritik

So spektakulär schwimmende Bolzplätze sind – sie stoßen auch auf Kritik. Mitglieder des Beteiligungsgremiums zur Sanierung des Harburger Binnenhafens haben Bedenken geäußert, das Wasser zunehmend zu verbauen. So gehe das Gefühl verloren, in einem Hafen zu leben. Auch Motorbootsportler und Segler dürften sich in ihrem Revier eingeschränkt fühlen.

Die Fraktion Neue Liberale in der Harburger Bezirksversammlung schlägt vor, Investoren im Harburger Binnenhafen zu verpflichten, zusätzlich zu Gebäuden auch Grünflächen zu schaffen. Mangels Parkflächen im Binnenhafen plant das Bezirksamt, die Bewohner des Quartiers zum Sport in den Nachbarstadtteil Neuland zu schicken.

Der Plan eines schwimmenden Multifunktionsfeldes im Harburger Binnenhafen ist nicht alternativlos: Baudezernent Jörg Penner könnte sich den Quartiersbolzplatz auch an Land vorstellen – etwa in Kombination mit der vorgesehenen Fläche für einen Beachclub.