Hamburg. Flüchtlingsunterkünfte, Planetarium und Kirchenumbau werden teurer als geplant. Doch es geht auch anders.
Zwar hat der Senat seit 2012 die Kosten von Großprojekten fester im Blick, doch nicht immer greift das Programm: Die größte Fehlkalkulation der jüngeren Zeit ist demnach der Umbau der Justizvollzugsanstalt Glasmoor, der mehr als doppelt so teuer wird wie ursprünglich geplant. Die Kosten für Neu- und Umbauten des Gefängnisses waren von der damaligen Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) im März 2012 mit rund 15,8 Millionen Euro kalkuliert worden. Nach aktuellem Stand werden sie aber mehr als 32,8 Millionen Euro erreichen, was einer Kostensteigerung von 17 Millionen Euro oder 108 Prozent entspricht. Das geht aus einer aktuellen Senatsdrucksache hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Dabei legt man im Rathaus Wert auf die Feststellung, dass das Großprojekt Glasmoor noch vor der Einführung des „kostenstabilen“ Bauens begonnen wurde.
Kostensteigerung bei UKE-Forschungstierhaltung
Die höchste Kostensteigerung bei den bereits unter den neuen Vorgaben kalkulierten Projekten gab es beim Neubau der neuen UKE-Forschungstierhaltung. Diese sollte die Steuerzahler gemäß dem 2013 festgelegten Kostenrahmen 20,2 Millionen Euro kosten. Nun werden es nach aktueller Prognose mindestens 30,1 Millionen – eine Steigerung von 49 Prozent. Rund 25 Prozent oder 9,5 Millionen Euro teurer wird nach aktuellem Planungsstand der Neubau der Waltershofer Brücken zur Anbindung des Burchardkais. Die Sanierung des Alten Elbparks schlägt mit fast einer Million Euro mehr zu Buche, was einer Steigerung von 20 Prozent entspricht.
Der denkmalgerechte Umbau der Dulsberger Frohbotschaftskirche wird 566.000 Euro oder fast elf Prozent teurer als zunächst kalkuliert. Mit einer Kostensteigerung von 4,5 Prozent fällt der Bau von sechs öffentlichen Unterkünften für Flüchtlinge moderater aus – schlägt aber in der Summe deutlich stärker zu Buche. Die Unterkünfte Eulenstraße, Averhoffstraße, Hagendeel, Heidkoppel, Binnenfeldredder und Papenreye sollten zusammen 79,6 Millionen Euro kosten. Nach Stand September 2017 werden die Kosten sich aber auf 83,2 Millionen Euro erhöhen. Etwas höher fallen auch die Hamburger Anteile am Bau des Lärmschutzdeckels an der Autobahn 7 aus.
Günstiger wird die neue Kattwykbrücke
Zu den Projekten, die zum Teil deutlich günstiger werden, gehört laut dem Entwurf der Senatsdrucksache der Bau des Logistikparks „Neuland 23“ auf einem rund 34 Hektar großen Wiesengelände. Er soll jetzt noch 30,3 Millionen Euro kosten, während bei Planungsbeginn 2014 noch von 36,2 Millionen die Rede war. Das entspricht einer Einsparung von mehr als 16 Prozent. Deutlich günstiger wird auch die neue Kattwykbrücke.
War sie im Kostenvoranschlag vom März 2016 noch mit 40,4 Millionen Euro kalkuliert worden, so liegt die aktuellen Kostenprognose bei nur noch 34,6 Millionen Euro, also mehr als 14 Prozent niedriger. Die höchste Summe wurde aber beim Aus- und Umbau der berufsbildenden Schulen eingespart. Die „Ist-Kosten“ liegen demnach 32,5 Millionen Euro unter den Kalkulationen und sogar noch viel weiter unter den rund 401 Millionen Euro, die in den Verträgen festgelegt wurden. Günstiger wird nach aktuellem Stand auch das umstrittene Busbeschleunigungsprogramm des Senats. Bis Ende 2019 soll es nun mit insgesamt 146 Millionen zu Buche schlagen. Geplant waren 157 Millionen Euro.
Deutliche Kostenüberschreitungen
Nicht so gut fällt die Bilanz bei den bereits abgeschlossenen Projekten aus. Dort kam es zu zahlreichen, teilweise deutlichen Kostenüberschreitungen. So kostete der Sockelausbau des Planetariums 8,75 Millionen statt der eingeplanten 4,36 Millionen Euro. Auch die neue UKE-Kinderklinik wurde mit 69,5 Millionen Euro deutlich teurer als im ursprünglichen Kostenrahmen mit 40 Millionen Euro angenommen. Allerdings legt das UKE Wert auf die Feststellung, dass der Anteil der Stadt sich dadurch nicht erhöht habe. Die Harburger Hafenschleuse verteuerte sich besonders extrem. Statt der kalkulierten 12,31 Millionen Euro zahlte die Stadt schließlich fast 32 Millionen Euro. Demgegenüber stehen in der Summe meist geringere Minderausgaben bei den abgeschlossenen Großprojekten – etwa bei der Sanierung des Mahnmals St. Nikolai oder beim Bau von Flüchtlingsunterkünften.
Insgesamt ergibt sich also ein gemischtes Bild, was die Kostenkontrolle bei Hamburger Großprojekten angeht. Auch wenn man im Rathaus mit den Ergebnissen dieses fünften Monitoring-Berichts nicht durchweg glücklich ist, so heißt es doch: Wir sind mit unserem Kontrollsystem auf einem sehr guten Weg. Dass die Opposition das auch so sieht, ist naturgemäß weniger wahrscheinlich.