Wohnen statt Leerstands im Harburg Center und ein Schwimmbad stehen ganz oben beim Beteiligungsprojekt „Mitten in Harburg“.
Mindestens ein neues Bad mit echtem Schwimmbecken in der Harburger City, Wohnen statt Leerstand im Harburg Center und kostenlose WLAN-Hotspots in der Innenstadt – das sind die drei größten Wünsche der Bürger, die sich am Projekt „Mitten in Harburg“ beteiligt haben – Ziel ist ein Integriertes Entwicklungskonzept (IEK) für die Harburger City und Eißendorf-Ost.
Im April organisierte die städtische Entwicklungsgesellschaft steg fünf Info-Stände in dem Entwicklungsgebiet. Dort konnten Passanten unter 48 vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen maximal sechs Favoriten auswählen. Oder eigene Vorschläge machen und zur Diskussion stellen, wie beim Schwimmbad geschehen.
Das Projekt IEK startete im Dezember 2016 und sammelte bis zum Sommer Wünsche und Forderungen an die Gestaltung des Gebietes. „Wir präsentierten Projektideen und ließen sie von den Harburgern bewerten. Und natürlich haben wir auch einige der neuen Vorschläge in unser Konzept aufgenommen“, sagt Daniel Boedecker von der steg.
Zusammen mit Kaja Steffens ist er im neuen Stadtteilbüro im Gloria-Tunnel ansprechbar für alle Bürger, die sich an der Entwicklung ihres Quartiers beteiligen möchten. Inzwischen liegt ein Konzeptentwurf vor, der am vergangenen Montag vom zuständigen Senatsausschuss beschlossen wurde.
Das Konzept enthält eine Bestandsaufnahme und konkrete Projektvorschläge. Zu den Mängeln zählen die schlechte Einbindung des Bahnhofs und des Binnenhafens in die Innenstadt sowie der allgemeine Eindruck, dass Harburgs City mit Auto oder Fahrrad nicht gut erreichbar sei. Dazu passt die Tatsache, dass der Ausbau von Radwegen Rang vier auf der Harburger Wunschliste belegt. Radfans forderten zum Beispiel eine Vorfahrt für Fahrradfahrer auf der Eißendorfer Straße, Bestrafungen für auf Radwegen parkende Autos und die Ausbesserung von schlechten Wegstrecken, etwa an der Knoopstraße. Andere Teilnehmer wünschten sich die Neue Straße als Radweg.
Auch das Projekt einer Landschaftsbrücke in den Binnenhafen fand bei den Harburgern großen Anklang. Wobei es nicht unbedingt eine breite, grüne Brücke für Fußgänger und Radfahrer sein muss – egal wie: Hauptsache, der Binnenhafen wird besser mit der Innenstadt verbunden. Der radikalste Projektvorschlag lautete: Die B73/Buxtehuder Straße untertunneln und die Schienentrasse verlegen.
Zur Anbindung des Harburger Bahnhofs an die City halten die am Projekt beteiligten Bürger die – bereits geplante – Umgestaltung der Seevepassage für besonders wichtig. Auch wäre es aus ihrer Sicht ein städtebaulicher Gewinn, den industriegeschichtlichen Standort der ehemaligen Phoenix-Werke wiederzubeleben und aus ihm ein lebendiges Viertel zu machen.
Relativ hohen Zuspruch bekam die Idee, eine Markthalle am Sand zu bauen, die tagsüber als Treffpunkt für die Verkäufer dienen und abends Raum für Veranstaltungen bieten könnte. Daniel Boedecker hält diesen Wunsch jedoch für unpassend: „Die Idee einer Markthalle haben viele Leute sicherlich aus ihrem Spanien-Urlaub mitgebracht. Sie passt nicht zu den hiesigen Marktstrukturen mit mobilen Verkaufswagen, die an einem Tag in Harburg und am nächsten an einem anderen Ort stehen.“ Auch kollidiere diese Idee mit der geplanten Schönheitskur am Sand: Die Marktfläche soll laut Planung eine Ziegelsteinpflasterung, neue Beleuchtung, Sitzmöbel, Spielgeräte und frisches Grün bekommen.
Im Themenfeld Städtebauliche Strukturen belegte die Markthalle Rang zwei. Deutlich vor ihr rangiert der Wunsch, dass an Stelle des seit Jahren leer stehenden Harburg Centers bald urbanes Wohnen ermöglicht wird. Auch in der Nachbarschaft sehen die Bürger Verbesserungsbedarf: Der Harburger Ring teile die Innenstadt und könnte, so ein Projektvorschlag, zu einer Gemeinschaftsstraße ausgebaut werden, auf der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind.
Für den öffentlichen Raum kamen neben der Umgestaltung der Seevepassage drei weitere Stichpunkte bei den Harburgern besonders gut an: erstens mehr Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten an der Außenmühle für Jugendliche, die nicht in Sportvereinen organisiert sind. Zweitens die Modernisierung des Spielplatzes Am Irrgarten mit dem Ziel, ihn für ältere Kinder attraktiver zu machen (die Arbeiten sollen im Frühjahr 2018 starten). Drittens eine barrierearme Innenstadt.
Allgemein wünschen sich die Harburger – wie wohl alle Hamburger – modernen, bezahlbaren Wohnungsbau. Auch die Stichworte „Wohnen 60+“, bei dem Wohnraum zum gemeinsamen Älterwerden geschaffen werden soll, und „Generationswohnen“ mit mehreren Generationen unter einem Dach erhielten viel Zuspruch.
„In den kommenden Jahren wird sich in Harburg viel verändern“, sagt Boedecker. „Der Harburg Center wird verschwinden, der Sand verschönert, Velorouten entstehen, die Saga baut Wohnungen an der Knoopstraße, die Seevepassage wird aufgewertet, um nur einige Beispiele zu nennen.“
Nicht alle Wünsche können realisiert werden, und einige brauchen einen langen Anlauf. Aber etwas Zeit bleibt noch: Hamburg fördert die bürgernahe Stadtplanung bis zum Jahr 2023.
Mitten in Harburg
Das Projekt Mitten in Harburg wird vom Hamburger Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) insgesamt über sieben Jahre gefördert.
Der Quartiersbeirat ist ein wichtiges Instrument des Projekts. Er gibt Bürgern die Möglichkeit, den Entwicklungsprozess zu begleiten. Mit einem Jahresbudget von 25.000 Euro kann der Beirat kleinere Stadtteilprojekte fördern, etwa Nachbarschaftsfeste, die Ausstattung eines Vereins oder Schulgartens. Auch das gerade veröffentlichte Video zum Harburg-Song hat er gefördert.
Im Internet ist das Projekt unter www.mitteninharburg.de präsent.