Hamburg. Große Bauprojekte an Schulen, im Binnenhafen und in Neugraben. An der Technischen Universität wechselt die Spitze.

Wohnungsbau und Stadtentwicklung werden im kommenden Jahr verstärkt voranschreiten, vor allem aber wird 2018 ein Jahr des Neubeginns. Die wichtigste Personalie im Bezirk: Nach dem tragischen Tod des „Harburger Bürgermeisters“ Thomas Völsch wird im Harburger Rathaus ein neuer Bezirksamtsleiter gekürt werden. Und die Technische Universität Hamburg in Harburg erhält einen neuen Präsidenten. Der Binnenhafen bekommt mit dem Baubeginn von Hamburg Innovation Port ein neues Prestige-Projekt.

Politik

Zum Jahresbeginn steht die Bezirkspolitik vor der Aufgabe, einen Nachfolger von Thomas Völsch zu finden. Gerade für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt, ist er im November 59-jährig gestorben. Derzeit leitet Verwaltungsdezernent Dirk Trispel das Bezirksamt (1) kommissarisch. Die Regularien sehen vor, dass die Stelle ausgeschrieben wird. Doch das würde mehrere Monate dauern. Nach dem Bezirksverwaltungsgesetz kann auf eine Ausschreibung verzichtet werden, wenn die Bezirksversammlung einen Kandidaten benennt. Das Vorschlagsrecht hat die SPD-Fraktion, die zusammen mit der CDU im Bezirk regiert. „Wir werden uns demnächst Gedanken machen und dann mit unserem Koalitionspartner darüber sprechen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Heimath – „zeitnah, aber ohne Hektik“.

Nach dem Tod von Thomas Völsch im
November sucht die Bezirksversammlung
Harburg nach einem neuen Chef
für das Harburger Rathaus. Einen
Kandidaten gibt es noch nicht,
das Vorschlagsrecht liegt bei der
SPD-Fraktion
Nach dem Tod von Thomas Völsch im November sucht die Bezirksversammlung Harburg nach einem neuen Chef für das Harburger Rathaus. Einen Kandidaten gibt es noch nicht, das Vorschlagsrecht liegt bei der SPD-Fraktion © HA | Uwe Spriestersbach

Im Laufe des Jahres wird sich das Bezirksparlament wohl auch mit dem Bürgerbegehren „Yes we Swim“ auseinandersetzen müssen, dessen Initiatoren eine Schwimmhalle im Harburger Kerngebiet fordern. Ein Schwimmbad gibt es im Bezirk derzeit nur in Neugraben, zehn Kilometer von der Harburger Innenstadt entfernt. Das Freizeitbad Midsommerland an der Außenmühle verfügt lediglich über Wohlfühl- und Nichtschwimmerbecken.

Hochschule

Auch die Technische Universität (TU) Hamburg (2) bekommt eine neue Spitze. Im Februar wird Prof. Hendrik (Ed) Brinksma von der niederländischen Universität Twente die Nachfolge von Prof. Garabed Antranikian antreten. Antranikian sollte planmäßig im Frühjahr 2017 in den Ruhestand gehen. Da der designierte Nachfolger Prof. Dieter Jahn von der TU Braunschweig jedoch nach seiner Ernennung einen Rückzieher machte, erklärte sich Antranikian bereit, am Ruder zu bleiben, bis ein neuer Nachfolger übernimmt. Der kann im Mai das 40-jährige Bestehen der TUHH feiern.

Wohnungsbau

Mit dem Fischbeker Heidbrook (3) nähert sich das zweite große Neubaugebiet in der Region Süderelbe seiner Fertigstellung. Auf dem ehemaligen Panzerkasernengelände entstehen gut 1200 Wohneinheiten in Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern sowie kleinteiligen Mehrfamilienhäusern.

Zwei achtgeschossige Wohnhäuser in
direkter Nähe des S-Bahnhofes
Neugraben werden den von Weitem
sichtbaren Eingang zum Neubaugebiet
Vogelkamp bilden. 2018 dürften die
letzten Häuser fertig werden
Zwei achtgeschossige Wohnhäuser in direkter Nähe des S-Bahnhofes Neugraben werden den von Weitem sichtbaren Eingang zum Neubaugebiet Vogelkamp bilden. 2018 dürften die letzten Häuser fertig werden © HA | IBA Hamburg/HPP Architekten

Auch im Neubaugebiet Vogelkamp Neugraben (4) dürften 2018 die letzten Häuser fertig sein. Nach Mitteilung des Zentralen Koordinierungsstabs sollen im Mai 37 Reihenhäuser mit 74 Wohnungen (40, 70 und gut 80 Quadratmeter groß) und Platz für 300 Menschen an den Landesbetrieb fördern und wohnen übergeben werden.

Im dritten großen Neubaugebiet Fischbeker Reethen (5) könnten 2018 die Bauarbeiten starten. In den drei neuen Quartieren werden insgesamt bis zu 12.000 Menschen leben. Dazu muss die öffentliche Infrastruktur mitwachsen. Kita-Plätze fehlen jetzt schon, und der Mangel droht sich bei den Schulen und Sportplätzen fortzusetzen.

Teil 1 der Serie: So wächst Wandsbek

Teil 2 der Serie: So wächst Eimsbüttel

Teil 3 der Serie: So wächst Altona

In der Harburger City wird 2018 ein Gebäude verschwinden, das viele Einheimische als Schandfleck empfinden: Das Harburg-Center (6) steht seit Jahren leer und verfällt. Nun wird das gescheiterte Einkaufszentrum abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, in dem hauptsächlich Wohnungen entstehen sollen. An der Harburger Schloßstraße wird ebenfalls gebaut. Das Unternehmen Behrendt komplettiert sein IBA-Projekt Maritimes Wohnen am Kaufhauskanal (7) durch drei weitere markante schwarze Häuser sowie ein Backsteingebäude mit knapp 60 Mietwohnungen. Auf dem Nachbargrundstück entsteht das „Weiße Haus“ mit knapp 40 kleineren Mietwohnungen, gebaut vom Investor Arne Weber, Chef des Bauunternehmens HC Hagemann.

Stadtentwicklung

Jenseits des Kaufhauskanals, am westlichen Rand des Binnenhafens, startet Weber ein neues Projekt: Dort wird 2018 der erste Abschnitt des Hamburg Innovation Port (8) gebaut. Auf einem ehemaligen Industriegrundstück sollen bis zu 70.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für Technologieunternehmen, für Forschungslabors der Technischen Universität und anderer Institutionen entstehen. Im ersten Bauteil werden rund 6000 Quadratmeter Büro- und Forschungs­räumlichkeiten errichtet.

Auch mit dem Hamburg Innovation Port soll
es in diesem Jahr vorangehen. Im ersten
Bauabschnitt werden auf einer Industriebrache
rund 6000 Quadratmeter Büro- und
Forschungsräumlichkeiten errichtet
Auch mit dem Hamburg Innovation Port soll es in diesem Jahr vorangehen. Im ersten Bauabschnitt werden auf einer Industriebrache rund 6000 Quadratmeter Büro- und Forschungsräumlichkeiten errichtet © Architektenbüro MVRDV, Rotterdam

Im Stadtzentrum bekommt Hamburgs älteste Marktfläche, der Sand (9), eine Schönheitskur. Im Sommer soll der Umbau des Platzes beginnen. Die Hauptarbeiten sind 2019 vorgesehen. Dann wird der Markt zeitweilig auf den Rathausplatz umziehen.

Verkehr

Auch auf Harburgs Straßen wird gebaut. Das meiste Aufsehen wird der Abriss und Neubau der Brücke Hannoversche Straße (10) über die Gleisanlage der Deutschen Bahn erregen. Die Hannoversche Straße ist der direkte Weg aus der Harburger Innenstadt zur alten Elbbrücke und ein traditioneller Weg zur A 1. Die Kreuzung, an die die Brücke anknüpft, ist ein neuralgischer Punkt für den Verkehr im Hamburger Süden. Vom 5. Januar an ist die Brücke gesperrt und wird auf den Abrisstermin Ende Februar vorbereitet. Im Frühjahr 2019 soll die neue Brücke freigegeben werden. Vom Frühjahr 2018 an soll zudem der Ehestorfer Heuweg (11) komplett erneuert werden, eine wichtige Zufahrtsstraße nach Rosengarten.

Bus und Bahn

Im öffentlichen Nahverkehr können sich die Harburger 2018 über ein verbessertes Busangebot an Wochenendnächten freuen. Werktags und in Spitzenzeiten lässt sich dagegen wenig optimieren – Harburgs zentraler Bus-Knotenpunkt kratzt an der Kapazitätsgrenze. Busbeschleunigung und damit dichtere Fahr­takte kann es erst geben, wenn eine Lösung für den Ausbau des ZOB (12) gefunden ist. Auch die S-Bahn-Linie S 3 bleibt rappelvoll. Neue Fahrzeuge mit größeren Passagierkapazitäten erhält Hamburgs meistgenutzte S-Bahn-Linie frühestens Ende des Jahres. Eine dritte Harburger Linie, die so genannte Verstärkerlinie S 32, ist noch nicht endgültig beschlossen.

Schulen

Hamburgs größtes Schulbauprojekt befindet sich auf der Zielgeraden. Der Schulcampus Hanhoopsfeld (13) ist von September an neue und gemeinsame Heimat von 1600 Schülern und 120 Lehrern der Lessing-Stadtteilschule sowie des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums. Knapp 45 Millionen Euro wurden investiert, um das Mammutprojekt in Wilstorf zu realisieren.

Die Goethe-Schule-Harburg (14) bekommt im nächsten Jahr für rund 3,3 Millionen Euro ein neues Fachklassengebäude. Zusätzlich beginnen Ende 2018 die Bauarbeiten für ein neues Mehrzweckgebäude, das etwa 3,9 Millionen Euro kosten und 2020 fertig sein wird. An der Grundschule An der Haake (15) wird der Verwaltungsbereich für 1,1 Millionen Euro saniert. Und die Schule Rönneburg (16) bekommt einen Neubau mit Unter­richts­räumen für 2,5 Millionen Euro.

Die Schule Grumbrechtstraße (17) freut sich über ein dreigeschossiges Mehrzweckgebäude mit Sporthalle, Mensa und Aula im Erdgeschoss und acht Klassenräumen im Obergeschoss. Zudem gibt es die Möglichkeit, bei schönem Wetter im attraktiven Außenbereich zu unterrichten. Ursprünglich sollte das 7,6 Millionen Euro teure Projekt 2017 eingeweiht werden, doch der Umbau der Verwaltungs- und Fachräume verzögerte sich. Inzwischen steht fest: Die Feier steigt am 3. Mai mit Schulsenator Ties Rabe als Ehrengast.

Kultur

Zu den Veranstaltungshöhepunkten 2018 gehört das Binnenhafenfest (18). Es ist am Wochenende 2./3. Juni geplant. Am 3. Juni ist gleichzeitig hamburgweit ein verkaufsoffener Sonntag. Zwei Wochen zuvor, am 19. Mai, wird der 5. Discomove (18) den Binnenhafen beschallen. Die Freilichtbühne im Harburger Stadtpark (19) könnte reaktiviert werden: Bezirksamt und lokale Initiativen planen einen „Kultursommer“, der das Kleinod im August beleben soll. Im selben Monat wird das Außenmühlenfest (20) gefeiert, Harburgs Version des Alstervergnügens.

Harburgs schon jetzt nennenswerte Clubszene wächst weiter. Die Inselklause (21) am Elbdeich, bislang nur ein Open-Air-Veranstalter, baut sich ein flut-und wettersicheres Domizil und mischt dann ganzjährig mit. Gleichzeitig wächst die alternative Open-Air-Kultur: Zusätzlich zum „Keine-Knete-trotzdem-Fete“-Festival etabliert sich mit dem „Umsonst-und-draußen-Kulturfest“ ein weiteres kostenloses Festival der alternativen Szene.

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