Harburg/Ohlsdorf. Auch Bürgermeister Olaf Scholz verabschiedete sich vom Harburger Bezirksamtsleiter: „Er wird fehlen.“
Astor Piazolla und John Coltrane: Die Musik, die Thomas Völsch noch persönlich für seine Trauerfeier ausgesucht hatte, verriet, was für ein Feingeist der verstorbene Bezirksamtsleiter von Harburg war.
Hunderte Harburger und Hamburger waren nach Ohlsdorf gekommen, um sich von Völsch zu verabschieden. Die Sitzplätze in der zweitgrößten Trauerhalle des Parkfriedhofs reichten nicht aus. Viele Trauergäste mussten stehen. Die Harburger SPD war mit einem eigens gecharterten Reisebus gekommen, um sich von ihrem Genossen zu verabschieden. Völsch’ Amtsvorgänger Torsten Meinberg (CDU) und Bernhard Hellriegel (SPD) und sein Nachbar-Bezirksamtsleiter Falko Drossmann (SPD, Hamburg-Mitte) waren ebenfalls in der Kapelle.
Völsch war gerade erst als Bezirksamtsleiter bestätigt worden
Thomas Völsch, Jahrgang 1958, war gerade erst für eine zweite Amtszeit als Bezirksamtsleiter gewählt und bestätigt worden, als die Krebserkrankung, die er besiegt glaubte, erneut ausbrach und er ihr innerhalb weniger Wochen erlag. Dass er an Krebs erkrankt war, hatte Völsch erst im Frühjahr erfahren. Sein offener Umgang mit der Erkrankung und seine schnelle Rückkehr auf den Chefsessel im Harburger Rathaus nach Not-OP und Therapie, hatten ihm in ganz Hamburg Respekt und Sympathie eingebracht.
„Nach jeder Behandlung hat Thomas Völsch einen Rundbrief an Verwandte und Freunde geschrieben, damit sie sich keine Sorgen machen und seine Zuversicht teilen“, sagte Trauerrednerin Annette Rosenfeld, „aber zum Ende hin wollte er gehen.“
Thomas Völsch’ älterer Sohn Tobias erinnerte an den Familienmenschen Thomas Völsch, der leidenschaftlich Geschichten erzählte, hartnäckig diskutierte, großzügig bei den Mahlzeiten und gnadenlos bei den Brettspielen war. Thomas und Susanne Völsch hatten sich als Kommilitonen an der Verwaltungs-Fachhochschule kennen gelernt und zusammen zwei Söhne, Tobias und Alexander.
Olaf Scholz würdigte Völsch als „geschickten Vermittler“
Bürgermeister Olaf Scholz beschrieb als dritter Redner den Politiker Thomas Völsch als einen Menschen, der immer neue und überraschende Perspektiven in festgefahrene Debatten bringen konnte. „Als hauptamtlicher Geschäftsführer der SPD-Bürgerschaftsfraktion wirkte er zunächst als geschickter Vermittler in einer Rot-Grünen Koalition und half der SPD ab 2001 ihre bis dahin völlig ungewohnte Rolle als Oppositionsfraktion zu finden und zu erfüllen“, sagte Scholz, „Thomas Völsch war einer, der wusste, dass Demokratie von Kompromissen lebt.“
Völsch war erst 1990 in die SPD eingetreten. 1994 hatte die Partei den Diplom-Verwaltungswirt beim Rechnungshof „ausgeliehen“, damit er die Geschäfte der Bürgerschaftsfraktion führt. Dieses Amt behielt Völsch bis 2004. Nach der Wahl 2008 war er dann selbst Bürgerschaftsabgeordneter und übernahm 2009 als ehemaliger Rechnungshof-Beamter den Vorsitz des Untersuchungsausschusses zur HSH Nordbank. „Dort bewies er sich als akribischer Aufklärer mit analytischem Verstand“, sagte Olaf Scholz, „Thomas hat immer Verantwortung übernommen und das auch von anderen erwartet.“
Völsch’ Urne wird im Ohlsdorfer Friedhofs beigesetzt
Seit 2012 war Thomas Völsch Bezirksamtsleiter von Harburg. „Mit seiner ruhigen, beständigen Art kümmerte er sich um Wohnungsbau und Flüchtlinge im Bezirk Harburg und vertrat den Bezirk hartnäckig der Stadt gegenüber“, sagte Olaf Scholz. „Dafür war er auch bei der Opposition anerkannt. Thomas Völsch ist ein Mann gewesen, den man gerne traf. Sehr viele wollten ihn noch häufig treffen. Er wird fehlen.“
Thomas Völsch’ Leichnam wird eingeäschert. Die Urne wird im Familienkreis im Friedwald des Ohlsdorfer Friedhofs beigesetzt, neben der Urne seines Vaters.