Hamburg. Mönckebergstraße top, Hohe Bleichen Flop: Warum die Hamburger Altstadt mehr Besucher anzieht als die teure Neustadt.

Der beliebteste Tag zum Einkaufen in der Innenstadt ist der Sonnabend. Dann wird am meisten umgesetzt, und es sind bis zu einer halben Million Kunden in der City unterwegs. Aber wie verteilen sich die Menschen, welches sind die beliebtesten Standorte? Das Maklerhaus Comfort hat nun eine Passantenzählung durchgeführt, um zu untersuchen, welches die belebtesten Straßen in der Innenstadt sind. Als Tag der Stichprobe hatte der Immobiliendienstleister den letzten Sonnabend im Oktober ausgewählt.

Leitartikel: Einkaufen mit allen

Das Ergebnis liegt dem Abendblatt exklusiv vor. Den Spitzenwert erreichten die parallel verlaufenden Einkaufsmeilen Mönckebergstraße und Spitalerstraße. Dort, wo die beiden Straßen aufeinandertreffen, wurden mehr als 17.000 Passanten pro Stunde gezählt. In Höhe der Europa-Passage an der Mönckebergstraße wurden 11.151 Menschen pro Stunde gezählt. Vor dem anderen Eingang der Shoppingmeile am Ballindamm waren es 8174.

Während der Zählung wurden vor H&M/Weser-Optik an der Spitalerstraße 8277 Passanten registriert: „Die Spitalerstraße und die Mönckebergstraße sind die dominierenden Hauptfrequenzmeilen in der Hamburger City. Das liegt natürlich daran, dass hier die wichtigsten gängigen Modemarken und Sportartikelhersteller sowie große Kaufhäuser vertreten sind“, sagte Comfort-Chefstatistiker Olaf Petersen dem Abendblatt. Für Citymanagerin Brigitte Engler steht fest: „Die große Zahl von Besuchern im Bereich Mönckeberg- und Spitalerstraße erklärt sich daraus, dass die Angebote im Einzelhandel einen breiten Kundenkreis ansprechen.“

Bs zu 310 Euro pro Quadratmeter

Allerdings werden in diesen Lagen auch Spitzenmieten verlangt und bezahlt. Denn Leerstände gibt es an den beiden Straßen so gut wie nie. Wird eine Fläche frei, gibt es bereits eine Lis­te von Interessenten. Für Ladenflächen zwischen 80 und 120 Quadratmeter werden an der Spitalerstraße bis zu 310 Euro pro Quadratmeter verlangt, an der Mönckebergstraße bis zu 240 Euro. Einzelhändler, die mehr Platz benötigen, bezahlen weniger: Für Geschäfte mit einer Größe zwischen 300 und 500 Quadratmetern werden an der Mönckebergstraße um die 145 Euro und an der Spitalerstraße um die 200 Euro pro Quadratmeter verlangt.

Inzwischen gibt es an den beiden beliebten Straßenzügen bis auf wenige Ausnahmen – wie das Schuhhaus Görtz oder den Herrenausstatter Braun – fast nur noch internationale Ketten. Es werden laut Petersen „bei den innerstädtischen Einzelhandelslagen weiterhin enorme Unterschiede verzeichnet, nicht nur zwischen den Straßen, sondern auch innerhalb der Straßenzüge.“ Ein Beispiel: Vor dem Juwelier Christ an der Mönckebergstraße wurden am letzten Sonnabend im Oktober 10.187 Passanten pro Stunde gezählt. Nur wenige Hundert Meter weiter in Höhe des Nike Stores wurden nur noch 6558 Menschen registriert.

Schwächere Frequenz am Neuen Wall

Deutlich schwächer, wie auch bei den Zählungen in den vergangenen Jahren, ist die Frequenz am Neuen Wall. Dort wurden 3000 Passanten pro Stunde gezählt: „Die quantitative Passantenzählung hat bei Luxuslagen nur bedingte Aussagekraft. Denn die Geschäfte haben ein deutlich höheres Preisniveau als beispielsweise die Mönckebergstraße, und dementsprechend mehr geben die Kunden pro Kopf aus“, sagte Petersen. Wie auch bei früheren Zählungen sind die „Hohen Bleichen in der Innenstadt die Toplage mit der schwächsten Frequenz“, sagte Petersen. Dort wurden nur 887 Passanten in einer Stunde in Höhe des Modegeschäfts Stone Island gezählt.

Dabei haben sich die Hohen Bleichen in den vergangenen Jahren positiv entwickelt: Die Ladenflächen sind weitgehend vermietet und es haben sich teure Marken angesiedelt. Auch der Jungfernstieg, eine der ersten Adressen der Hansestadt, kann mit der Mönckebergstraße nicht mithalten: So wurden vor dem Schuhgeschäft von Lloyd 5931 Passanten gezählt. An den Großen Bleichen waren es rund 2500 Passanten und an der Poststraße 4800 Menschen pro Stunde.

Dass die Nachfrage in der Hamburger Innenstadt an Werktagen deutlich geringer ist als am Sonnabend, zeigt eine weitere Passantenzählung vom Maklerhaus Comfort am letzten Donnerstag im Oktober 2017. Dabei lagen die Ergebnisse der Zählung durchschnittlich rund 64 Prozent unter der Besucherzahl am Sonnabend.