Die neue Zählung in der City zeigt: Hamburger shoppen am liebsten in der Masse.

Eines habe ich schon in ganz frühen Jahren gelernt: dass man sein Geld nur einmal ausgeben kann. Wenn man derzeit durch die Hamburger Innenstadt geht, hat man allerdings den Eindruck, als würden die Menschen nicht nur ihr Gehalt, sondern auch sämtliches Ersparte auf den Kopf hauen.

Klar, Weihnachten steht vor der Tür, und da lassen sich die Leute nicht lumpen. Viele haben Weihnachtsgeld bekommen und geben es nun mit vollen Händen aus.

Auch wenn derzeit gefühlt die gesamte City voller Menschenmassen ist und die Schlangen an allen Kassen schier endlos sind, zeigt eine neue Studie des Einzelhandelsspezialisten Comfort, dass es sehr deutliche Unterschiede bei den innerstädtischen Standorten gibt. Die Mönckebergstraße und die Spitalerstraße ziehen demnach wahre Massen an. Mehr als 17.000 Menschen sind dort, wo die beiden Straßen zusammenlaufen, in Spitzenzeiten stündlich unterwegs.

Dieses Ergebnis konterkariert aber die weit verbreitete Überzeugung, dass eine Häufung von Filialisten Innenstädte unattraktiver macht, dass sie durch die immer gleichen Läden austauschbarer werden.

Elisabeth Jessen ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts.
Elisabeth Jessen ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts. © HA / Andreas Laible

Tatsächlich gehen Hamburger wie Touristen am liebsten dort shoppen, wo sie ein geballtes Angebot finden und wo es große Geschäfte gibt, die ein breites Publikum ansprechen. Ein Standortvorteil ist sicher auch die Nähe zum Hauptbahnhof.

Besonders erfolgreich ist laut Citymanagerin Brigitte Engler das Konzept, Kunden mit einem großen Gastronomieangebot zu locken. Die Europa Passage etwa hat ihr Angebot kürzlich deutlich ausgebaut. Viele neue kleine Restaurants und 1000 Plätze im sogenannten Food Sky buhlen erfolgreich um Gäste. Ist ja auch praktisch – da kann die Tochter das vegane Curry ordern, der Sohn den Burger, und die Eltern essen wahlweise italienisch, asiatisch oder orientalisch. Alle werden nach eigenem Gusto satt, können aber gemeinsam am Tisch sitzen und danach ohne Verzögerung wieder dem Kaufrausch frönen. Einkaufen müsse immer mehr Erlebnischarakter bekommen, sagt die Citymanagerin.

Nach Ladenschluss ist es allerdings duster in der City, daran ändern auch mehrere neue Restaurants nichts, die abends einen Besuch lohnen. Solange hier nicht mehr Menschen wohnen, werden die Straßen nachts verlassen bleiben.

Die Passantenzählung zeigt auch, dass in den weniger frequentierten Lagen viele hochpreisige Geschäfte liegen. Am Neuen Wall mit all den Nobelmarken kaufen nun mal nur Hamburger und Touristen mit gut gefülltem Geldbeutel ein. Da kommen zwar insgesamt weniger Kunden, aber wer dort eine Handtasche kauft, gibt vielleicht 2000 Euro aus, die Kundin im Kaufhaus dagegen eher 120 Euro.

Überzeugte Online-Shopper sind für den stationären Einzelhandel wahrscheinlich ohnehin dauerhaft verloren. Wer auf Trubel und Menschenmassen keine Lust hat, bestellt seine neuen Sportschuhe oder seine Winterjacke lieber im Internet und schickt sie eben zurück, wenn sie nicht passen.

Die Chance für die großen neuen Einzelhandelsflächen wie Stadthöfe, Alter Wall, Springer Quartier oder das monumentale Überseequartier liegt vielleicht in neuen Marken, die es in Hamburg bisher noch nicht gibt. Und dass noch mehr Touristen hier möglichst viel einkaufen. Denn auch in ein paar Jahren wird gültig sein: Man kann sein Geld nur einmal ausgeben.