Hamburg. Amtsleiter will Verwaltung so umbauen, dass Bürger binnen sieben Tagen Hilfe erhalten – und immer Ansprechpartner finden.

Mehr für die Bürger zu tun – das hat sich Falko Droßmann (SPD), Leiter des Bezirksamts Mitte, vorgenommen und seinen rund 1500 Mitarbeitern einen Erneuerungsprozess verordnet: „Die öffentliche Verwaltung ist ein Dienstleister, der effizient für den Bürger arbeiten muss. Dazu gehört das Abstellen von vorgetragenen Mängeln in einem angemessenen Bearbeitungszeitraum genauso wie kompetente Ansprechpartner“, sagte Droßmann dem Abendblatt.

Die Veränderungen will Droßmann „nicht alleine, sondern gemeinsam mit seinen Mitarbeitern vorantreiben.“ Dabei hat er ein Ziel vor Augen: „Wir brauchen klare Strukturen, wenn es um die Ansprechpartner geht. Das heißt, der Bürger muss zum Telefon greifen können oder eine E-Mail schreiben, die wirklich in der richtigen Abteilung landet, die sich dann des Problems annehmen kann, und zwar unabhängig davon, ob einzelne Kollegen abwesend sind.“

Nachvollziehen, wohin das Geld geht

Was Dienstleistung für ihn konkret heißt, beschreibt Droßmann so: „Wir müssen klare Ziele definieren. Dazu gehören auch konkrete Bearbeitungs­zeiten. Wenn ein Bürger beispielsweise ein kaputtes Spielgerät in einem Park meldet, dann muss das innerhalb von maximal sieben Tagen ausgewechselt oder repariert sein – und der Bürger eine Rückmeldung erhalten.“

Die Menschen im Bezirk Mitte sollten wissen, was die Verwaltung mit ihrem Geld macht: „Wir brauchen mehr Transparenz. Jeder Bürger hat auch das Recht darauf zu erfahren, wofür das Steuergeld ausgegeben wird.“ Droßmann: „Wenn ein öffentlicher Platz neu gestaltet wird, dann muss auch transparent aufgelistet werden, wofür das Geld exakt verwendet wird.“ Den Startschuss gab Droßmann jetzt bei einer Veranstaltung im Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof, zu der die rund 300 Mitarbeiter des Fachamts „Management des öffentlichen Raums“ des Bezirksamts eingeladen waren.

Kommentar: Droßmann sollte bei Bürgerservice Vorbild sein

Das Fachamt ist unter anderem für den Straßenraum, für Plätze, Grünanlagen, Spielplätze, Sondernutzungen und Ordnungswidrigkeiten verantwortlich. Auf der Versammlung sagt Droßmann: „Ich habe festgestellt, dass die derzeitige Struktur unseres Hauses weder eine für den Bürger verständliche und nachvollziehbare Arbeit leistet noch allen Mitarbeitern bestmögliche Arbeitsbedingungen bietet.“

Jetzt sollen Abläufe und Organisation auf den Prüfstand gestellt werden. Dafür wurde eine Lenkungsgruppe eingesetzt: „Es kann am Ende des Prozesses durchaus sein, dass das Fachamt in seinem jetzigen Aufbau nicht mehr besteht. Es ist möglich, dass wir Bereiche verstärken, aber auch Aufgaben abgeben“, sagte Droßmann. Für den Prozess wurde außerdem eine Organisations­beratung beauftragt. Die Untersuchung könnte auch Auswirkungen auf die Arbeit der anderen Bezirksämter haben, da Droßmann hier die Federführung für alle sieben Bezirke hat. Die Ergebnisse des Fachamts „Management des öffentlichen Raums“ sollen bis September 2018 vorliegen. 2018 sollen auch die Strukturen in allen anderen Fachämtern des Bezirks untersucht werden.

Weckdienst für Obdachlose

Falko Droßmann (43), der im Fe­bruar 2016 in sein Amt gewählt wurde, hat bereits mit einem Weckdienst für Obdachlose oder mit der Zwangssanierung eines leer stehenden Wohngebäudes inklusive anschließender Vermietung für Aufmerksamkeit gesorgt. Auch mehr Service in den Kundenzentren steht auf seiner Agenda – und dort ist er am Standort Steinstraße Vorreiter: Seit Montag ist das Kundenzentrum montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr geöffnet.

Bezirk Mitte

Zurzeit hat das Bezirksamt Mitte rund 1500 Mitarbeiter – und häufig hört Droßmann das Argument, „wir brauchen mehr Leute, dann läuft es auch besser.“ Doch das will der Oberstleutnant der Luftwaffe nicht gelten lassen: „Inwiefern mehr Personal notwendig ist, kann ich doch erst beurteilen, wenn wir unsere Arbeitsweise zuvor kritisch untersucht haben.“ Erst wenn klare Ziele definiert werden würden, könne gesagt werden, welche zusätzliche Ressourcen tatsächlich in den einzelnen Bereichen benötigt werden. Oder wo Stellen umgesetzt werden müssten.

Ein Ziel hat Droßmann schon definiert: Bis Juni 2018 wird das Bezirksamt Mitte vom Klosterwall in der Altstadt an die Caffamacherreihe in einen leer stehenden Teil des Axel-Springer-Verlagsgebäudes umziehen. Den 90er-Jahre-Bau hatte die Stadt von demMedienunternehmen gekauft. Droßmann: „Dort soll das leistungsfähigste Kundenzen­trum der Stadt eröffnen.“