Hamburg. Nordbank bietet 0,95 Prozent für Festgeld. Mit Einlagen von Privatkunden bereitet sich die Landesbank auf die Privatisierung vor.
Von den Privatkunden hat sich die HSH Nordbank schon lange verabschiedet. 2013 mussten sich deshalb 10.000 Kunden eine neue Bankverbindung suchen. Im Zuge des Umbaus des Instituts zur Bank für Unternehmer und des von der EU wegen der Beihilfen zur Rettung angeordneten Schrumpfkurses war für die relativ wenigen Privatkunden kein Platz mehr bei dem Institut.
Vier Jahre später ist die HSH Nordbank zumindest wieder am Geld der Privatanleger interessiert. Über das Hamburger Internet-Anlageportal „Zinspilot“ bietet die Landesbank ungewöhnlich hohe Zinssätze für Festgeldanlagen bis zu einem Jahr. Wer sein Festgeld über die Vermittlungsplattform „Zinspilot“ für ein Jahr anlegt, bekommt 0,95 Prozent Zinsen. Für eine deutsche Bank ist das ein absoluter Spitzenwert. Das nächstbeste Angebot in der Kategorie deutsches Kreditinstitut kommt von der Opelbank mit 0,60 Prozent Zinsen.
Hervorragende Zinskonditionen
Wer auf eine deutsche Einlagensicherung Wert legt, wird mit etwas besseren Konditionen bei der Akbank mit 0,75 Prozent fündig. Dabei handelt es sich aber um ein türkisches Kreditinstitut, das in Frankfurt/Main eine Niederlassung hat. In der Spitze gibt es für ein Jahr Festgeld 1,33 Prozent Zinsen, wie aus einem Vergleich des Internetportals „Kritische Anleger“ hervorgeht. Dafür muss man aber sein Geld auch bei einer rumänischen Bank anlegen.
Kommentar: Die HSH-Braut macht sich schön
Auch wer sein Geld kürzer parken will, wird von der HSH Nordbank gut bedient. Für drei und sechs Monate Anlagezeitraum gibt es jeweils 0,85 Prozent Zinsen. Keine andere deutsche Bank bietet für diese Zeiträume solche Zinskonditionen. Bei der deutschen abcbank gibt es als nächstbesten Anbieter für sechs Monate 0,40 Prozent. Wer so hohe Zinsen bisher kassieren wollte, musste sein Geld bei französischen oder italienischen Banken anlegen.
Gesetzliche Einlagensicherung schützt Kunden
Die HSH Nordbank um Vorstandschef Stefan Ermisch bereitet sich mit dem neuen Angebot auf eine neue Ära vor. „Für uns sollen diese Einlagen zu einem ganz normalen Refinanzierungskanal werden, denn wir bereiten uns bereits auf die privatisierte Bankenwelt vor“, sagt ein Sprecher der Bank dem Abendblatt. Denn die HSH Nordbank muss bis Ende Februar 2018 privatisiert werden. Sonst droht die Abwicklung des Instituts, das die Eigner Hamburg und Schleswig-Holstein mit milliardenschwerer Unterstützung vor der Pleite bewahrt haben. Doch inzwischen liegen konkrete Kaufangebote für die Landesbank auf dem Tisch. Der Verkauf ist eine Auflage der EU-Kommission im Gegenzug für staatliche Milliardenhilfen.
Noch gehört die HSH Nordbank zur Sparkassen-Finanzgruppe und kann sich über diesen Verbund refinanzieren. Doch mit der Privatisierung werden diese Quellen versiegen. Schon in der Vergangenheit hat die Bank deshalb auf die Finanzierung durch institutionelle Investoren gesetzt. Mit den Privatkunden soll jetzt eine neue Quelle erschlossen werden. Denn diese kleinteiligen Einlagen werden von der Bankenaufsicht gern gesehen. „Diese Gelder sind positiv für unsere Liquiditätskennziffern“, sagt ein Sprecher der Bank. Wie es aus Kreisen der HSH Nordbank heißt, werden die privaten Kundengelder als dauerhafte Möglichkeit der Refinanzierung gesehen.
Noch sind neuen Zinsangebote ein Geheimtipp
„Angestrebt werden Einlagen von Privaten von einer Milliarde Euro und mehr“, sagt ein Bankmanager. Die Konditionen liegen nach Einschätzung der Bank im üblichen Rahmen. So verweist die Bank etwa auf ein Tagesgeldangebot der ING-DiBa in Höhe von 0,75 Prozent. Allerdings wird es nur Neukunden gewährt und fällt nach vier Monaten auf 0,10 Prozent. Wie lange die Konditionen bei der HSH Nordbank so hoch bleiben, ist offen. Es handele sich aber nicht um ein Lockangebot.
Noch sind die neuen Zinsangebote der HSH Nordbank ein Geheimtipp. Sie werden ausschließlich auf der Vermittlungsplattform „Zinspilot“ gelistet. Diese Vorgehensweise ist von der Bank beabsichtigt. Sie geht davon aus, dass die Zinskonditionen für sich sprechen und sich schon herumsprechen werden. Gleichzeitig soll offenbar ein gewaltiger Ansturm auf das Vermittlungsportal „Zinspilot“ vermieden werden.
„Wir haben der HSH Nordbank unsere Lösung bereits vor einigen Jahren vorgestellt“, sagt Tim Sievers, Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens Deposit Solutions, das die Plattform „Zinspilot“ betreibt. „Mit der anstehenden Privatisierung wurde unser Angebot für die HSH Nordbank jetzt aktuell, um sich bei der Refinanzierung breiter aufzustellen“, sagt Sievers.
Die Lösung von Deposit Solutions erspart der HSH Nordbank den Kontakt mit den privaten Anlegern. Das „Zinsportal“ vermittelt in Zusammenarbeit mit einer Hamburger Bank das angelegte Geld der Kunden. Sie haben so die Möglichkeit, Tages- und Festgelder bei verschiedenen Banken – vorwiegend im Ausland – anzulegen, ohne jeweils eine neue Bankverbindung einrichten zu müssen. Da „Zinspilot“ nur als Vermittler agiert, laufen die Transaktionen über die Hamburger Sutor Bank. Bei ihr – nicht aber bei der HSH Nordbank – muss der Kunde ein Verrechnungskonto einrichten. Darauf überweist er dann die Summe, die er bei der HSH Nordbank oder auch einem anderen Institut anlegen will.
Einlagensicherung bei 100.000 Euro pro Person
Die Einlagen der Sparer unterliegen bei der Zinsofferte der HSH Nordbank der gesetzlichen Einlagensicherung, die bei 100.000 Euro pro Person liegt. Das ist auch der Höchstbetrag, der angelegt werden kann. Gleichzeitig ist die HSH Nordbank Mitglied im Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe, die keine betragsmäßige Begrenzung von geschützten Einlagen kennt.
Selbst wenn die Landesbank privatisiert wird, endet die Mitgliedschaft im Sicherungssystem der Sparkassen frühestens Ende Februar 2020, wie aus einem Produktinformationsblatt zu dem Festgeld hervorgeht. „Wir sehen bei diesem Angebot keine Risiken für die Sparer“, sagt Gabriele Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das gelte auch, wenn die Privatisierung nicht gelingen sollte und die Landesbank doch abgewickelt werde. Auch die Bank verneint jegliche Risiken für die Kunden, und ein Scheitern der Privatisierung werde von keiner Seite mehr erwartet.
Deposit Solutions hat mit der HSH Nordbank einen großen Anbieter auf seine Plattform gelockt. Das kann nach der Übernahme des Berliner Konkurrenten Savedo im August 2017 als weiterer Erfolg verbucht werden. Bisher nutzen 80.000 Kunden das Anlageportal und haben 3,5 Milliarden Euro bei anderen Instituten angelegt.