Hamburg/Kiel. Mehrere Angebote für angeschlagene Bank eingegangen. Länder sprechen von einer „guten Grundlage“ für den Verkaufsprozess.
Nach dem Eingang mehrerer Angebote zur Übernahme der HSH Nordbank hat sich Bankchef Stefan Ermisch erleichtert gezeigt und sich zuversichtlich zu den Verkaufschancen der Bank geäußert. „Das ist ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zu einer erfolgreichen Privatisierung“, sagte Ermisch in einem am Montag auf der Internet-Seite der Bank veröffentlichten Video-Statement. „Was mich dabei vielleicht noch zuversichtlicher stimmt, ist, dass die Investoren einen ganz zukunftsorientierten Blick eingenommen haben, was die HSH Nordbank angeht, und weit nach vorne blicken. Und das lässt uns weiter hoffen", sagte Ermisch.
Am Sonntag hatten die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein als Verkäufer erklärt, es seien verbindliche Angebote für die Übernahme der Bank abgegeben worden. „Nach erster Sichtung bieten diese eine gute Grundlage, um den Verkaufsprozess fortsetzen zu können“, teilten Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) und Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) mit. Ihre Ressorts hatten seit dem Ablauf der Frist am Freitagabend um 19 Uhr die eingereichten Angebote mit einem Heer an Beratern bis Sonntag unter die Lupe genommen, um zu sondieren, ob die Angebote überhaupt die Bedingungen der EU erfüllen.
Gute Kernbank und mit Schrottpapieren gefüllte Aufbaubank
Dazu gehört unter anderem, dass für die intern in eine gute Kernbank und eine mit Schrottpapieren gefüllte Abbaubank aufgespaltene HSH als Ganzes ein positiver Verkaufserlös zu erzielen ist – und sei es auch nur ein Euro. Die HSH Nordbank steht seit Anfang des Jahres zum Verkauf, nachdem sie zuvor durch staatliche Maßnahmen gerettet wurde. Den Verkauf hatte die EU-Kommission zur Auflage gemacht, nachdem die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Garantien für die Bank ausweiten mussten.
Laut Bankchef Ermisch kommt die Kernbank vor allem im Geschäft mit Unternehmenskunden sowie in den Bereichen Erneuerbare Energien und Immobilien gut voran. Das Neugeschäft habe sich durchweg erfreulich entwickelt und sei in den ersten neun Monaten um rund zehn Prozent auf 6,4 Milliarden Euro gestiegen. Auch der Abbau fauler Kredite aus den Jahren vor 2009 schreite zügig voran. Waren zum Jahresende 2016 noch 13,6 Milliarden Altlasten bei der Abbaubank gebündelt, sollen es zum Ende dieses Jahres weniger als acht Milliarden Euro sein. Für die Verhandlungen mit den Bietern haben die Länder nun bis Ende Februar 2018 Zeit. Dann muss ein Vertrag stehen.
Findet sich kein Käufer, muss die HSH Nordbank abgewickelt werden
Der eigentliche Übergang der Bank auf neue Eigentümer kann sich noch länger hinziehen. Sollte der Verkauf scheitern, muss die Bank nach den Auflagen der EU-Kommission abgewickelt werden. Wie berichtet, sollen sich zuletzt die New Yorker Finanzinvestoren Cerberus, Apollo und J.C. Flowers um die HSH bemüht haben – letztere beide offensichtlich als Bietergemeinschaft. Alle drei sind bereits an deutschen Banken beteiligt – Flowers sogar mit 5,1 Prozent an der HSH. Als vierter ernsthafter Kandidat im Bunde galt die britische Gruppe Socrates Capital.
Die Länder äußerten sich wie üblich nicht zu Namen oder Anzahl der Bieter, teilten allerdings mit, die Auswahl der Bieter orientiere sich „nicht nur an dem gebotenen Kaufpreis, sondern auch an der Eignung der Bieter, die Privatisierung unter den gegebenen beihilfe- und aufsichtsrechtlichen Anforderungen erfolgreich durchführen zu können“.
Unterdessen mahnte die schleswig-holsteinische SPD, das HSH-Verkaufsverfahren müsse so weit wie möglich für die Öffentlichkeit nachvollziehbar gestaltet werden - „denn es geht dabei um öffentliche Mittel“, sagte der Sprecher für das Bankenwesen der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Rother. „Es wird jetzt darauf ankommen, die Wirtschaftlichkeit des Verkaufs für das Land gegenüber einer Abwicklung der Bank nachzuweisen. Genauso sind die Auswirkungen für die Region Kiel und die Beschäftigten zu erörtern.“