Hamburg. 82.000 Fans zahlten bei dem Konzert in Hamburg hohe Ticket-Preise. Doch einige Politiker und Azubis kamen gratis in den Stadtpark.

Es war das Pop-Highlight des Jahres: Die Rolling Stones gaben am 9. September ein fulminantes Konzert im Hamburger Stadtpark. 82.000 Fans feierten mit, sie hatten bis zu 800 Euro für den Eintritt bezahlt.

Wie der "Spiegel" jetzt berichtet, hat die Show ein juristisches Nachspiel: Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt. Es gibt auch eine anonyme Anzeige. Gegen wen sich das Verfahren richtet und um welche Vorwürfe es genau geht, wollte die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen. Möglicherweise geht es um den Verdacht der Vorteilsnahme im Amt, um Bestechung oder Bestechlichkeit.

Wert der Stones-Freikarten liegt bei 10.000 Euro

Hintergrund: Der Veranstalter soll dem Bezirksamt Nord 100 Freikarten für das Konzert übergeben haben. Der Gesamtwert: 10.000 Euro. Das Amt habe die Karten angenommen, damit die Verwaltung, aber auch Kommunalpolitiker einen "unmittelbaren dienstlichen beziehungsweise politischen Eindruck" gewinnen konnten, zitiert der "Spiegel" einen Bezirksamtssprecher. Die Tickets bekamen Auszubildende und Mitglieder der Bezirksversammlung.

Das Abendblatt hatte zuvor von einer Kleinen Anfrage der Fraktion Die Linke in der Bezirksversammlung Nord an das Bezirksamt berichtet. Darin zitierte die Fraktion unter anderem aus zwei E-Mails, die an einen unbekannten Verteilerkreis verschickt worden waren und in denen auf die 100 hinterlegten Freikarten verwiesen wird. In einer weiteren E-Mail ist auch von einer Kaufoption für reguläre Tickets aus einem "Sonderkontingent" die Rede. Die Politiker fragen in dem Schreiben unter anderem danach, wem genau die Tickets zugeteilt worden waren und welche Regeln für die Annahme von Geschenken und vergleichbaren Vorteilen bestehen. Zudem wollen die Abgeordneten wissen, wem die Karten aus dem Sonderkontingent angeboten worden sind.

Karten für Ehrenamtliche

Allerdings hatten auch die Linkspolitiker entsprechende Freikarten zugeteilt bekommen: „Es ist richtig. Wir haben als Fraktion insgesamt zwei Karten bekommen. Allerdings haben wir, auch mit Blick auf den hohen Verkaufspreis, davon abgesehen, die Karten selbst zu nutzen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Karin Haas. Nach einem einstimmigen Beschluss der Fraktion habe man die Eintrittskarten stattdessen lieber an zwei Ehrenamtler aus den Bereichen Flüchtlingshilfe und Behindertenbetreuung unentgeltlich weitergegeben.

Das sagt der Konzertveranstalter

Beim Konzertveranstalter FKPScorpio sieht man in der Ausgabe der Freitickets ebenfalls kein Problem: „Aus unserer Sicht war das ein absolut normales Prozedere. Wir hatten sicherlich keine Absicht, die politischen Parteien da in irgendeiner Art und Weise zu umgarnen“, sagte Mara Horstmann aus der PR-Abteilung von FKPScorpio schon vor einigen Wochen. Vielmehr seien die verteilten Karten auch nur sogenannte Arbeitskarten gewesen, die zwar zum Konzertbesuch berechtigen, aber keine exklusiven Sonderleistungen wie einen Zugang zu VIP- oder Backstagebereichen beinhalten würden.