Hamburg. Bezirksamt Nord hat 100 Freikarten für das Stones-Konzert im Stadtpark bekommen – und intern verteilt. Linkspartei fordert Aufklärung.

Die Rolling Stones haben am Sonnabend die Massen elektrisiert. Im Nachgang der Mega-Veranstaltung im Stadtpark sorgt aber ein im Vorfeld der Veranstaltung vergebenes Freikartenkontingent für Aufsehen. Die Fraktion Die Linke in der Bezirksversammlung Nord hatte in einer Kleinen Anfrage an die Bezirksverwaltung Hamburg-Nord öffentlich gemacht, dass der Bezirk Hamburg-Nord im Vorfeld 100 kostenlose Tickets zugeteilt bekommen hatte. Im regulären Verkauf hätte das Kontingent einen Gegenwert von rund 10.000 Euro gehabt.

In der Anfrage, die dem Abendblatt vorliegt, zitiert die Fraktion unter anderem aus zwei E-Mails, die an einen unbekannten Verteilerkreis verschickt worden waren und in denen auf die 100 hinterlegten Freikarten verwiesen wird. In einer weiteren E-Mail ist auch von einer Kaufoption für reguläre Tickets aus einem "Sonderkontingent" die Rede. Die Politiker fragen in dem Schreiben unter anderem danach, wem genau die Tickets zugeteilt worden waren und welche Regeln für die Annahme von Geschenken und vergleichbaren Vorteilen bestehen. Zudem wollen die Abgeordneten wissen, wem die Karten aus dem Sonderkontingent angeboten worden sind.

100 Stones-Freikarten für das Bezirksamt

Allerdings hatten auch die Linkspolitiker entsprechende Freikarten zugeteilt bekommen: „Es ist richtig. Wir haben als Fraktion insgesamt zwei Karten bekommen. Allerdings haben wir, auch mit Blick auf den hohen Verkaufspreis, davon abgesehen, die Karten selbst zu nutzen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Karin Haas. Nach einem einstimmigen Beschluss der Fraktion habe man die Eintrittskarten stattdessen lieber an zwei Ehrenamtler aus den Bereichen Flüchtlingshilfe und Behindertenbetreuung unentgeltlich weitergegeben.

Eine Antwort auf die kleine Anfrage liegt derzeit noch nicht vor, auf Nachfrage bei der Bezirksverwaltung erklärt Pressesprecher Jan-Peter Uentz-Kahn allerdings schon vorab den Vorgang: „Wir haben tatsächlich 100 Freikarten erhalten. Diese sind zur einen Hälfte an die Lokalpolitik verteilt worden, zur anderen an 25 Mitarbeiter unserer Behörde, die an den Planungsprozessen intensiv beteiligt waren.“

Der planerische Aufwand sei Aufgrund der Örtlichkeit enorm gewesen, entsprechend viele Personen seien deshalb bei der Vorbereitung des Konzerts eingebunden gewesen: „Da geht es dann auch um Kontrolle. Politiker und Mitarbeiter sollten sich an diesem Tag selbst einen Eindruck von der Umsetzung vor Ort machen. Einige Vertreter waren natürlich auch in repräsentativer Funktion vor Ort“, sagt Uentz-Kahn.

Konzertveranstalter sieht kein Problem

Beim Konzertveranstalter FKPScorpio sieht man in der Ausgabe der Freitickets ebenfalls kein Problem: „Aus unserer Sicht war das ein absolut normales Prozedere. Wir hatten sicherlich keine Absicht, die politischen Parteien da in irgendeiner Art und Weise zu umgarnen“, sagt Mara Horstmann aus der PR-Abteilung von FKPScorpio. Vielmehr seien die verteilten Karten auch nur sogenannte Arbeitskarten gewesen, die zwar zum Konzertbesuch berechtigen, aber keine exklusiven Sonderleistungen wie einen Zugang zu VIP- oder Backstagebereichen beinhalten würden.