Hamburg. Besonders die Arbeiten an der A 7 sind ein Problem. ADAC lobt Sanierungsoffensive, FDP fordert mehr Einsätze an Wochenenden.

Wer mit dem Auto durch die Stadt fährt, hangelt sich oft von einem Stau zum nächsten. Mehr als 300 Baustellen auf dem rund 4000 Kilometer umfassenden Hamburger Straßennetz hat die Verkehrsbehörde für dieses Jahr registriert, insgesamt 174 Kilometer Straße werden dabei bis Ende des Jahres saniert. Zwar wird mancherorts auch an Leitungen gearbeitet oder werden Brücken der Bahn repariert, in erster Linie aber geht es um Straßenbau: „Wir lösen den Sanierungsstau auf“, sagt der Sprecher der Verkehrsbehörde, Christian Füldner.

Und das zeige sich eben an der Zahl der Baustellen. Bis vor wenigen Jahren habe sich der Straßenzustand immer weiter verschlechtert, jetzt sei erstmals wieder Besserung in Sicht, so Füldner. Tatsächlich gibt der aktuelle Senat bei der Straßensanierung Gas. Vor dem Regierungswechsel 2011 investierte die Stadt 50 Millionen Euro im Jahr in die Sanierung, jetzt sind es mehr als 100 Millionen Euro. Erstmals seit Jahren verschlechtert sich die durchschnittliche Zustandsbewertung der Hamburger Straßen daher auch nicht mehr, sondern wurde geringfügig besser, was die Behörde als Trendwechsel wertet. „Das Fieber ist immer noch hoch, aber es sinkt“, sagt Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD).

Drastische Folgen für den Verkehr

Hinzu kommt, dass seit Ende 2014 mit dem Ausbau der A 7 zwischen Hamburg und Bordesholm eine weitere Großbaustelle den Verkehrsfluss in Hamburg empfindlich stört. In der Stadt auch noch dadurch, dass hier große Lärmschutzdeckel entstehen, die bisher zerschnittene Stadtteile wieder verbinden sollen. Allerdings hat dieses als „Stadtreparatur“ bezeichnete Projekt eben drastische Folgen für den Verkehr.

Im Gesamtabschnitt Schnelsen–Moorburg kam es an den Wochenenden der Sommerferien laut ADAC zu den meisten Staus im Großraumgebiet Hamburg. Insgesamt hätten sich in dieser Zeit auf der A 7 im Großraum Hamburg 457 Staus mit 812 Kilometern Länge gebildet.

Die einzelnen A-7-Baustellen gehören denn auch zu einer Liste des ADAC der zehn Straßenbaustellen, die derzeit für die größten Verkehrsbehinderungen sorgen. Die meisten davon sind Dauerbaustellen. Doch der ADAC verzichtet auf Kritik, sondern begrüßt die Kraftanstrengung in Sachen Straßensanierung. Nur schneller könnte es gelegentlich gehen, sagt der FDP-Politiker Wieland Schinnenburg, bis zu seinem Einzug in den Bundestag streitbarer Verkehrspolitiker in der Bürgerschaft.

Er bezieht sich bei seiner Kritik auf eine schriftliche Anfrage an den Senat, die er kürzlich gestellt hat. Danach sei nur bei drei der aktuell 151 Straßenbaustellen in mehreren Schichten pro Tag gearbeitet worden – und das auch nur an den Autobahnen, wo der Bund zuständig ist. Viel zu selten, nämlich nur zu einem Drittel, werde auch an Wochenenden gearbeitet, sagt der FDP-Politiker. Und auch Vertragsstrafen für eine zu späte Fertigstellung gebe es nicht in Hamburg, kritisiert er. Während die Verkehrsbehörde auf eine „Minimierung“ der Beeinträchtigungen durch die städtische Koordinierungsstelle spricht, sieht der FDP-Politiker angesichts der vielen Baustellen noch Verbesserungsbedarf: „Es wird an fast allen Baustellen mit angezogener Handbremse gearbeitet. Sie dauern damit länger als nötig.“

Amsinckstraße: Als Hauptverbindung zwischen Innenstadt und Elbbrücken hat die Amsinckstraße auf ihren sechs Spuren mehr Verkehr als viele Autobahnen. Umso gravierender die Auswirkungen von Baustellen: Bis Januar 2018 kommt es in der Nähe der Abzweigung zum Högerdamm bei der Brücke über den Schleusen- und Mittelkanal zu Verkehrsbehinderungen. Die Arbeiten laufen der Verkehrsbehörde zufolge aber „nach Plan“, Hamburg Wasser arbeite dort am Trinkwassernetz. Allerdings würden dort im späten Frühjahr 2018 auch Brückenarbeiten wieder anstehen.

Wallringtunnel: Noch bis zum Frühjahr 2018 ist hier Geduld angesagt, die Weströhre wird laut Verkehrsbehörde bis März geschlossen bleiben. Im Tunnel (Oströhre) steht in jede Richtung nur eine Fahrspur zur Verfügung. Im Wesentlichen wird in dem gut 50 Jahre alten Tunnel die Beleuchtung und vor allem der Brandschutz erneuert. Sperrungen und Behinderungen gibt es hier daher bereits seit 2014 – und auch Kritik des Rechnungshofs an einer Kostensteigerung von 18,7 auf mehr als 30 Millionen Euro.

Hoheluftchaussee: Nachdem es umfangreiche Baumaßnahmen zur Busoptimierung gab, ist nun zwischen den Kreuzungen Gärtnerstraße und Lehmweg der rechte Fahrstreifen bis voraussichtlich Juli 2018 gesperrt.

Baumwall: Ob Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer – die bereits 2012 eingerichtete Baustelle fordert nach Ansicht des ADAC allen Verkehrsteilnehmern einiges ab und dauert voraussichtlich noch bis Ende 2018. Gesperrt ist hier, weil dort mit einem besseren Hochwasserschutz gleichzeitig eine neue Elbpromenade gebaut wird. Allerdings haben sich die Arbeiten gegenüber ersten Plänen deutlich um eineinhalb Jahre verzögert, wie es bei der Umweltbehörde heißt, die für diese Baumaßnahme zuständig ist. Die Behörde begründet dies mit der sehr nahen Wasserlage und den „sehr beengten Verkehrsverhältnissen“.

Meiendorfer Straße: Parallel zur Baustelle auf der A 1 bei Stapelfeld (auf jeden Fall bis 15. November.) ist diese Vollsperrung nach Meinung des ADAC auf der Ausweichroute zwischen den Kreuzungen Oldenfelder Stieg und Saseler Straße besonders ärgerlich. Sie dauert auf jeden Fall bis zum 30. November.

Lessingtunnel: Die Vollsperrung der Direktverbindung von der Innenstadt nach Altona soll Ende November aufgehoben werden. Der Tunnel ist eigentlich eine gigantische Brücke, seit Sommer 2016 werden hier die S-Bahn-Querungen saniert. Nach einer längeren Pause folgen dann aber weitere Baumaßnahmen, dann werden dort mit der Verlagerung des Altonaer Fernbahnhofs (bis 2024) eben die Fernbahngleise demontiert und der „Tunnel“ verbreitert. Eine Dauerbaustelle mit Atempause.

A 7 Flensburg–Hamburg zwischen Stellingen und Volkspark: Bis Dezember 2018 kommt es aller Voraussicht nach zu vielen Staus durch die Dauerbaustelle für den Deckel.

A 7 Flensburg–Hamburg zwischen Dreieck HH-Nordwest und Stellingen: Auch hier sorgen viel Verkehr und die Baustelle für den Deckel Stellingen für starke Behinderungen. Zudem ist die Geschwindigkeit auf 60 km/h beschränkt. Die Baustelle ist bis Dezember 2019 geplant.

A 7 Auffahrt Schnelsen: Die Auffahrt in Richtung Süden ist noch bis Dezember 2018 gesperrt. Dies führt nach Einschätzung des ADAC zu deutlich mehr Verkehr und Staus in den umliegenden Gebieten.

A 7 Hamburg–Hannover zwischen Waltershof und Moorburg: Auch diese notwendige Sanierungsmaßnahme hat sich bereits mehrfach als „Stau-Hotspot“ herausgestellt, wie der ADAC sagt. Sie bleibt eine Geduldsprobe bis Ende 2023.