Hamburg. Baggerarbeiten und kein Ende: Eppendorfer Baum und Klosterstern völlig umgekrempelt. Ladenbesitzer klagen über Einbußen.
Schon wieder ein Bagger. Fassungslos schaut Angela Waldrich auf die rot-weißen Baken der Baustelle vor ihrem Laden. Es kommt ihr vor, als wären sie schon immer da gewesen. Im September wird das Lederwaren- und Gepäck-Geschäft Struve Jubiläum am Eppendorfer Baum feiern – 30 Jahre. Waldrich habe schon viel erlebt in dieser Zeit. Eine Dauerbaustelle wie diese war nicht dabei.
Seit fast zwei Jahren wird am Eppendorfer Baum und dem Klosterstern in Harvestehude gearbeitet. Erst hatte die Hochbahn die U1-Haltestelle barrierefrei ausgebaut, seit gut einem Jahr steckt die Verkehrsbehörde 2,2 Millionen Euro in die Sanierung von maroden Straßen, neuen Radstreifen und breiteren Nebenflächen. Der Klosterstern als zentraler Kreisverkehr erhält einen frischen Belag nebst Fahrradspur, Rothenbaumchaussee und Eppendorfer Baum werden erneuert. Heißt: Baustellen noch bis zum Jahresende. Geräuschlos ist das nicht, eher geschäftsschädigend, sagt der Handel.
Anhaltender Lärm
Viele Ladenbesitzer klagen über anhaltenden Lärm, Staub sowie schlecht gehende Geschäfte. Zumal auch der Verkehr stocke. „Die Laufkundschaft fällt fast komplett weg“, sagt Angela Waldrich. Durch die Bauarbeiten ist der Fußweg verengt, für Autofahrer gibt es kaum Möglichkeiten, ihre Wagen zu parken. „Da fahren sie natürlich lieber woanders hin.“ Nebenan, in der Meister-Parfümerie seit 1888, gibt es noch bis Montag „Baustellen-Rabatt“. Geschäftsführerin Gaby Schumacher: „Wir mussten uns behelfen.“ Es werde sogar ein Kurier-Dienst angeboten, damit Kunden nicht ins Chaos müssen.
Wenige Parkplätze, viel Ärger: Befürchtet hatten Anwohner und Geschäftsleute dieses Szenario schon vor zweieinhalb Jahren. Da lagen zwar nur die groben Planungen für den wichtigen Knotenpunkt Klosterstern vor, aber im gutbürgerlichen Milieu regte sich zeitig Widerstand. Unterschriftenlisten, Pressetermine, offene Briefe, oppositionelle Fürsprecher – die Klaviatur des Bürgerprotests wurde virtuos bedient. Die Initiative „Rettet den Klosterstern“? Formsache.
Beschwerden werden lauter
Das Entgegenkommen der Stadt ließ nicht lange auf sich warten. Es gab vier Beteiligungsformate, die Planungen wurden angepasst. Einspuriger Fahrbahnring am Klosterstern, üppigere Ladeflächen für Geschäfte am Eppendorfer Baum, kein Grün sollte gefällt werden. Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) verkündete nach massiver Kritik, dass die Zahl der Parkplätze am Klosterstern nicht auf 37 reduziert wird, sondern bei etwa 90 bleibt. Im Weihnachtsgeschäft pausierten die Arbeiten mit Rücksicht auf die Ladenbesitzer. Doch nun gleichen Klosterstern und Eppendorfer Baum wieder einer Großbaustelle, und schon werden die Beschwerden wieder lauter.
Es müsse doch möglich sein, auch während der Arbeiten einen gewissen Standard zu halten, sagt Angela Waldrich: „Die Straße muss auch jetzt attraktiv bleiben.“ Ähnlich sieht es Jacqueline Meyer-Burckhardt vom Schmuckladen Herbolzheimer: „Ein intaktes Zentrum zum Einkaufen ist zerstört worden. Die Leute kommen, um schnelle Einkäufe zu machen. Das ist nicht mehr möglich.“ Sie beobachte „wesentlich weniger Kunden“.
In der Parfümerie Meister nennt Gaby Schumacher die Sanierung „eine unendliche Baustelle“. Es dauere zu lange, sei zu dreckig. Die Klagen von Kunden würden zunehmen. Stephan Herbolzheimer von Pepita Abend-Accessoires meint: „Wir sind abhängig davon, dass die Straße attraktiv bleibt. Aber dazu gehöre auch Mobilität.“
Behörde verspricht
In der Verkehrsbehörde hat man Verständnis für das Wehklagen, ändern könne man aber wenig. Sprecherin Susanne Meinecke: „Im Vordergrund der Arbeiten stehen der neue Straßenbelag sowie eine verbesserte Verkehrsführung für alle, die mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind.“ Dazu gehöre auch die Neuordnung des ruhenden Verkehrs. „Das wird am Ende allen Anliegern zugutekommen“, verspricht Meinecke. Die Anregungen von Geschäftsleuten und Anwohnern seien in der Planung berücksichtigt worden. Nun werde so zügig wie möglich gebaut. „Ganz unsichtbar können wir es leider nicht“, sagt Meinecke.
Das räumt auch Angela Waldrich ein. Bei allen Erschwernissen seien die Bauarbeiter höflich, schnell und auskunftsbereit. „Letztlich erhöht der Umbau die Attraktivität“, sagt sie. Rein technischer Hintergrund der Großbaustelle war, dass Prüfungen an Fahrbahn und Untergrund ergeben hatten: Klosterstern und Eppendorfer Baum sind sanierungsreif. Allein der Kreisel gilt als Verkehrsknoten: Bis zu 20.000 Autos passieren das Rondell täglich