Hamburg. CleverShuttle geht heute in Hamburg an den Start. Das Unternehmen verspricht bis zu 50 Prozent niedrigere Preise.

Fast täglich werden derzeit neue Mobilitätsdienste angekündigt: Anfang der Woche gab der Autohersteller Daimler bekannt, dass er mehr als 40 Millionen Euro in ein Gemeinschaftsunternehmen mit einer US-Firma investiert, die einen Mitfahrservice anbietet. Noch in diesem Jahr soll dieser mit Kleinbussen in London starten. Weitere europäische Großstädte würden dann folgen, hieß es. Am Mittwoch gab die Volkswagen-Konzerntochter Moia bekannt, sie werde ab Oktober in Hannover einen „Ridepooling-Dienst“ mit 20 Fahrzeugen und 3500 Testnutzern erproben. Und auch Hamburg wird von den neuen Mobilitätsdiensten entdeckt.

Kommentar: Mitfahren ist die Zukunft

Am heutigen Freitagabend startet das Unternehmen CleverShuttlein der Hansestadt mit seinem Sammeltaxi auf Abruf. Täglich ab 18.00 Uhr kann dann im engeren Stadtgebiet (siehe Karte) per Smartphone-App eine Mietwagenfahrt mit Chauffeur geordert werden. Im Schnitt nach zehn Minuten, so die Erfahrung des Unternehmens, kann der Wagen beim Fahrgast sein.

So funktioniert der neue Service

Der Unterschied zur Fahrt im Taxi: Der Preis ist 40 bis 50 Prozent niedriger, dafür nimmt der Passagier allerdings in Kauf, dass der Wagen kleinere Umwege fährt, damit weitere Passagiere zu- und aussteigen können. Der Shuttle kann also etwas länger unterwegs sein und die Fahrgäste sitzen womöglich neben unbekannten Mitfahrern.

Billiger als ein Taxi

Das ist durchaus wahrscheinlich: „Im Schnitt sind ein knappes Drittel unserer Fahrten geteilte Fahrten. An Wochenenden sind es bis zu 40 Prozent“, sagt Clevershuttle-Geschäftsführer Bruno Ginnuth. Er weiß das, weil das Start-up, an dem die Deutsche Bahn beteiligt ist, seinen Dienst in Berlin, Leipzig und München bereits anbietet. Anfang des Jahres waren in den drei Städten gut drei Dutzend Wagen des Unternehmens unterwegs. Mittlerweile seien es 60, sagt Ginnuth. Billiger als ein Taxi sei eine Fahrt in jedem Fall – auch, wenn der Passagier allein bleibt.

Start mit fünf Autos

In Hamburg startet CleverShuttle heute zunächst mit fünf Autos. „Bis Ende September sollen es zehn sein, bis Ende November wird die Flotte schließlich auf 20 Wagen anwachsen“, sagt Ginnuth. Die festangestellten Fahrer haben eine Personenbeförderungslizenz und sitzen hinter dem Steuer eines Toyota Mirai. Die Mittelklasse-Limousine bietet Platz für drei Fahrgäste sowie den Fahrer und ist das erste in Großserie gefertigte Auto, das mit Strom aus einem Wasserstoffmotor angetrieben wird. Der Einstieg in die neuen Formen der Mobilität in der Stadt soll umweltverträglich und emissionsfrei sein. Für den japanischen Autohersteller Toyota ist es eine gerne genutzte Möglichkeit, den Mirai bekannt zu machen. „Wir leasen die Fahrzeuge für eine wirklich günstige Rate“, sagt Ginnuth.

VW-Tochter Moia plant auch einen Service

CleverShuttle ist der erste Anbieter eines solchen Shuttledienstes in Hamburg, wird aber nicht der einzige bleiben: Die VW-Tochter Moia hat im Juni angekündigt, 2018 in der Hansestadt einen solchen Service anzubieten. Einen genaueren Termin wollte ein Unternehmenssprecher auf Abendblatt-Anfrage nicht nennen. „An der App wird gearbeitet und die Entwicklung des Fahrzeuges läuft noch“, sagte er. Moia will in der Hansestadt ein neu entwickeltes, vollelektrisches Auto mit Platz für bis zu sechs Passagiere einsetzen. Das Unternehmen plant zunächst mit einer Flotte von rund 200 Wagen, die später ausgebaut werden soll. Und wenn der Dienst in Hamburg erfolgreich laufe, wolle man das Angebot auf andere Städte in Deutschland ausweiten.

Hansa-Taxi will seine App erweitern

Auch das Taxigewerbe ist an dem Thema dran: Hansa-Taxi will seine App um eine Mitfahrerfunktion erweitern. Fahrgäste werden bei Buchung entscheiden können, ob sie Mitfahrer und kleinere Umwege akzeptieren. Der Preis wird dann anteilig auf die Passagiere umgelegt. Hansa-Taxi-Vorstandsmitglied Thomas Lohse sagte dem Abendblatt mit Blick auf den neuen kleinen Konkurrenten: „Ein ähnliches Angebot können wir unseren Fahrgästen in naher Zukunft auch machen. Dann führt Hansa-Taxi über die App taxi.eu das Taxi-Sharing in Hamburg ein. Wer also gemeinsam mit anderen Taxi fahren will, zahlt bei uns künftig deutlich weniger.“

Ersten Fahrten haben bereits stattgefunden

Und auch die in Hamburg sitzenden Macher der Taxi-Vermittlungs-App myTaxi, an der die Daimler-Tochter moovel und Xing-Gründer Lars Hinrichs beteiligt sind, kündigte vor Monaten gegenüber dem Abendblatt an, man wolle noch 2017 eine solche Mitfahrfunktion einführen. Auf Anfragen des Abendblatts zum aktuellen Stand des Projekts reagierte myTaxi nicht.

„Die ersten Fahrten in Hamburg haben bereits stattgefunden“, sagte Clevershuttle-Geschäftsführer Ginnuth dem Abendblatt mehrere Tage vor dem offiziellen Start, zu dem sich Wirtschaftssenator Frank Horch, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, Toyota-Deutschland-Chef Tom Fux und S-Bahn-Hamburg-Chef Kay Uwe Arnecke angesagt haben.

CleverShuttle kooperiert mit der S-Bahn, Moia mit dem HVV. Auch für die großen Kooperationspartner ist das neue Sammeltaxi auf Abruf der Einstieg in die Zukunft des öffentlichen aber individuellen Nahverkehrs in der Stadt.

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