Mitte. Anwohner fühlen sich gestört. Die meisten Beschwerden gibt es über die Harley Days, den Schlagermove und den Hafengeburtstag.
Nach Schlagermove, CSD und nur eine Woche nach dem Ironman findet in und um Hamburg dieses Wochenende erneut eine Großveranstaltung statt: die EuroEyes Cyclassics Hamburg. Ab Sonntag, 7.30 Uhr, startet die 22. Auflage des Radrennens. Während sich einige auf das Event freuen, sind bei solchen Veranstaltungen auch stets zahlreiche Straßen gesperrt, und es ist mit Verkehrsbehinderungen, Lärm und Umsatzeinbußen für Einzelhändler zu rechnen. Zum Ärger der Anwohner und Geschäftsleute im Bezirk. Schließlich folgt ab übernächstem Donnerstag schon das Alstervergnügen.
„Es gibt immer mehr Beschwerden von Anwohnern, weil zu viele Großveranstaltungen in einem sehr kurzen Zeitraum stattfinden“, sagt Mittes Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD). Die Bezirksversammlung könne aber nicht mitentscheiden. „Das Problem ist, dass der Bezirk das nicht verhindern kann, weil zig Behörden Teilgenehmigungen für die Events erteilen und das nicht in einer Hand liegt.“
Diese Straßen sind bei den Cyclassics gesperrt
Ändern soll das demnächst ein „konzentriertes Genehmigungsverfahren“, das bereits früher galt, nach der Massenpanik bei der Love Parade in Duisburg im Jahr 2010 aber bundesweit aufgehoben wurde. Seitdem müssen Veranstalter die einzelnen Aspekte wie Sicherheit, Sauberkeit und Gehwegnutzung bei verschiedenen Stellen genehmigen lassen.
Doppelveranstaltungen verhindern
Durch eine Gesetzesänderung in Hamburg sollen die jeweiligen Bezirke in Zukunft die Gesamtgenehmigung erteilen können. „Dann kann die Bezirksversammlung mitbestimmen, und wir können beispielsweise Doppelveranstaltungen verhindern“, sagt Droßmann. Gemeint sind damit Wochenenden wie das nach den G20-Krawallen, als mit Schlagermove und Triathlon zum wiederholten Mal zwei Großveranstaltungen auf einmal stattfanden. Das hat viele Anwohner verärgert.
„Dass direkt nach den G20-Ausschreitungen auch noch der Schlagermove kam, war schon besonders schwer zu ertragen“, sagt Lisa Prädel. Die Anwohnerin auf St. Pauli ist genervt von den Verkehrsbehinderungen durch solche Großveranstaltungen und findet, es bedürfe einer besseren Planung, um sicherzustellen, dass kein Verkehrschaos ausbricht.
Grundsätzlich könne die 34-Jährige verstehen, dass eine Großstadt solche Events braucht, aber „es sind einfach zu viele, und es werden ja auch immer mehr. Erst dieses Jahr ist der Ironman dazu gekommen“. Auch City-Managerin Brigitte Engler versteht, dass Hamburg solche Events braucht, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie warnt aber auch vor „zu viel, in zu dichter Folge“. Es brauche mehr freie Wochenenden in der Innenstadt. „Das ist ein Dauerthema und beschäftigt mich seit zehn Jahren in meinem Amt“, sagt sie. Obwohl sich einiges verbessert habe, seien es in der Summe noch immer „wahnsinnig viele Veranstaltungen“. Kunden würden aufgrund von gesperrten Straßen die Innenstadt meiden, was zu Umsatzeinbußen bei Geschäftsleuten führe. Sie setzt sich dafür ein, dass der Einzelhandel nicht zu sehr belastet wird. „Bei den Cyclassics beispielsweise haben wir erwirkt, dass die vorgelagerten Rennen am Sonnabend nicht mehr stattfinden“, sagt Engler.
„Bilder, die um die Welt gehen“
Die Handelskammer dagegen hat kein Problem mit Großveranstaltungen. „Diese Events haben eine große Anziehungskraft für viele Hamburger und auch für Besucher aus der Region oder dem In- und Ausland“, sagt Geschäftsführer Jörn Arfs. Außerdem seien sie imagefördernd und transportierten schöne Bilder unserer Stadt in alle Welt. „Die Veranstaltungen sind daher bestes Stadtmarketing und zahlen auf den gesamten Wirtschaftsstandort ein.“
So sieht das auch die Inhaberin des Süßwarengeschäfts Bären-Treff in der Mönckebergstraße. „Die Kunden bleiben ja nicht aus, es sind nur andere“, sagt Simone Börner. Es entstünden kaum Probleme. Anwohner sehen das teilweise anders: „Wir kommen an solchen Wochenenden nur zu Fuß nach Hause, und der Lärm ist sehr belastend“, sagt Peter Wehrmüller. Der Altstadt-Bewohner findet, solche Veranstaltungen sollten häufiger in Randbezirken stattfinden.
Weniger Probleme mit Sportveranstaltungen
„Es würde niemand verstehen, wenn die Sportler bei solchen Veranstaltungen nur in den Außenbezirken unterwegs wären“, widerspricht Frank Reschreiter, Sprecher der Behörde für Inneres und Sport. „Die Innenstadt ist ein besonders attraktiver Ort und ermöglicht viel schönere Bilder, die um die ganze Welt gehen.“ Aber Innensenator Andy Grote sagt auch: „Unser Anliegen ist, die Menschen nicht mit Veranstaltungen zu überlasten.“ Klar sei, dass wir ein Limit erreicht hätten, „an dem wir uns nicht noch um weitere Events bemühen werden“. Eine Bewerbung für die Straßenrad-WM sei kein Thema mehr.
Dabei haben mit Sportveranstaltungen weniger Leute Probleme. „Wenn es so etwas wie eine Hitleiste gebe, dann wären die Beschwerden anlässlich der Harley Days unangefochten auf Platz eins“, sagt Sorina Weiland vom Bezirksamt Mitte. Auf Platz zwei und drei kämen Schlagermove und Hafengeburtstag. Hotelbetreiber und Gewerbe würden sich beschweren, dass sie nicht erreichbar seien. Anwohner hauptsächlich wegen Lärm. Sogar eine Beschwerde über den Weihnachtsmarkt wegen „räuchernder und stinkender Stände“ habe es bereits gegeben.