Hamburg. Zwei Anwohner aus der Sternschanze schildern ihre Erlebnisse aus der Krawallnacht. Vermummten die Pflastersteine „geklaut“.

In einer Einkaufstüte tragen sie das Beweisstück zur Polizei. Eingewickelt in Plastik, damit die Spuren nicht verwischen. In der Tüte: eine Flasche mit Spiritus. Ein selbst gebauter Molotowcocktail, der bei den Krawallen im Schanzenviertel nicht zündete? Oder doch „nur“ Brandbeschleuniger? So ganz klar ist das nicht. Fest steht: Zwei Anwohner haben die Flasche in der Nacht zum Sonnabend im Schanzenviertel sichergestellt. In jener Nacht haben sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt.

„Wir haben unseren Laden mit dem Leben verteidigt“, sagt der Geschäftsinhaber aus der Schanzenstraße, der lieber anonym bleiben möchte. Zu groß ist die Angst, dass die Täter zurückkommen und den Laden zerstören könnten. Denn den habe er mit seiner Partnerin vor der Verwüstung bewahren können.

Vermummten die Pflastersteine „geklaut“

„Wir haben Pflastersteine, mit denen sich die Randalierer bewaffnet hatten, genommen und sie in unserem Hauseingang versteckt“, sagt sie. Stundenlang hätten beide gemeinsam mit weiteren Anwohnern versucht, die Randalierer davon abzuhalten, Scheiben einzuwerfen und Barrikaden in Brand zu setzen.

Immer und immer wieder hätten sie den Vermummten in günstigen Momenten die Pflastersteine „geklaut“. „Da waren einige Jugendliche, nicht älter als 14 vielleicht, die haben zum Teil gefragt, ob sie die Steine zurückbekommen könnten“, sagt der Ladeninhaber aus der Schanzenstraße. „Denen konnte man noch sagen, dass sie abziehen sollen.“ Andere hingegen seien zu „angsteinflößend“ gewesen.

Fingerabdrücke sollen Täter überführen

„Aber wir standen so unter Adrenalin, dass wir in dem Moment keine Angst hatten.“ Seit zehn Jahren lebten beide im Schanzenviertel, doch etwas Vergleichbares wie diese „drei Nächte Terror“ rund um den G20-Gipfel hätten sie noch nicht erlebt. Und wollen sie auch nicht noch einmal erleben.

Am Montag tragen beide den mutmaßlichen Brandsatz, den sie in den Trümmern gefunden haben, zur Polizeiwache. Sie wollen den Ermittlern dabei helfen, die Straftäter der Krawallnacht zu überführen. „Wir hoffen, dass noch Fingerabdrücke darauf zu finden sind“, sagen sie.