Hamburg. Donald Trumps Hamburger “Amtssitz“ ist eine der exklusivsten Alster-Villen. Hier können Sie einen Blick ins Generalkonsulat werfen.
Hinter diesem Zaun beginnt Amerika. Und ausnahmsweise ist diesmal nicht der neue Präsident Donald Trump für die Abschottung verantwortlich. Die Eisenstäbe, der Polizeiposten, die Betonpoller – all das soll das amerikanische Generalkonsulat an der Hamburger Außenalster schützen. Es ist das Symbol für die Vertretung der USA in Hamburg und seit dem 11. September 2001 und den islamistischen Anschlägen in New York und Washington ein potenzielles Ziel von Terroristen.
Was man gerne vergisst: Das Gebäude ist eine der schönsten und wertvollsten sowie geschichtsträchtigsten Villen, die das mit reichen Kaufleuten ohnehin gesegnete Hamburg zu bieten hat. Denn zwei handelstüchtige hanseatische Patrizier ließen sich hier ihre Residenzen errichten. Gustav Michaelsen ließ das linke, stadtnähere Haus 1882 errichten. Massive Marmorsäulen wurden innen verbaut, ein grandioser Boden, wunderbare Decken, Gemälde an den Wänden – eine Millionenwert schon damals.
Exklusiver Blick ins US-Generalkonsulat
Welche Rolle Öl-Multi Esso für das Haus spielte
Kaufmanns-Kollege Julius Rée gab das Nachbarhaus in Auftrag, das 1893 entstand. Beide Villen – damals durch einen Torbogen verbunden – wurden vom damaligen Star-Architekten Martin Haller entworfen, dem legendären Baumeister des Hamburger Rathauses.
Und beide Kaufleute verkauften die Villen einige Jahre später. Historisch bemerkenswert: Die linke Villa ging von Gustav Michaelsen an Anton Riedemann, der die Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft mitbegründete, aus der später der Konzern Esso wurde. Ausgerechnet der frühere ExxonMobil-Präsident Rex Tillerson ist heute Außenminister der USA im Kabinett von Donald Trump – und damit Dienstherr der Mitarbeiter im Generalkonsulat heute. Tillersons und Trumps Bilder sollen direkt am Eingang des Gebäudes hängen. Wenn die Diplomatenpost die offiziellen Porträts denn inzwischen aus Washington angeliefert hat.
Bei der „Langen Nacht der Konsulate“ an diesem Dienstag wird die US-Vertretung nicht dabei sein – aus Sicherheitsgründen. Doch das Hamburger Abendblatt konnte mit einigen Abonnenten einen Blick hinter die Zäune, Sicherheitsmaßnahmen und historischen Mauern wagen. Dabei sahen die Leser auch, wie die beiden Villen in der Nazizeit miteinander verschmolzen wurden. Hier residierte Gauleiter Karl Kaufmann, Hitlers Hamburger Statthalter. Auch gab es im Obergeschoss eine eigene NS-Propagandaabteilung.
US-Generalkonsulat im 360-Grad-Blick
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Alliierten die Doppel-Villa. Die Amerikaner zogen mit dem Generalkonsulat 1951 ein. Clou des neuerlichen Umbaus: Ein Säulenvorbau, der dem Weißen Haus nachempfunden wurde.
Wo wohnt Donald Trump bei G20-Gipfel?
Beim G20-Gipfel am 7. und 8. Juli 2017 in Hamburg wird das Haus zum Hauptquartier der amerikanischen Delegation um Donald Trump. Ob er selbst über die Türschwelle treten wird, ist ungewiss. Nach dem Gipfel soll das US-Generalkonsulat in die HafenCity umziehen, doch das wird vermutlich erst im „Spätherbst“ passieren, wie es in Hamburger Sicherheitskreisen heißt.
Unterdessen läuft bereits der Verkaufsprozess der einmaligen Immobilie. Experten sondieren für die Amerikaner den Käufermarkt. Beim Umbau sind natürlich auch Denkmalschutzaspekte zu beachten. Und so wird sich ein Käufer, der sicher einen zwei-, wenn nicht dreistelligen Millionenbetrag für das gesamte Ensemble mit Anbau und Außenflächen zahlen muss, genau überlegen, was hier neu entstehen soll: Ein Hotel? Ein Privathaus mit Luxuswohnungen?
Der amtierende Generalkonsul Richard (Rick) Yoneoka wird seinen Amtssitz vermissen. Auch er hat wie der frühere Hamburger Besitzer Anton Riedemann und Außenminister Rex Tillerson einen „Petroleum Background“, wie man in den USA sagt. Yoneoka war „Öl-Attaché“ für den amerikanischen diplomatischen Dienst in Venezuela.