Hamburg. Polizisten übten am Mittwoch das Schleusen von Fahrzeugkolonnen. Die Hamburger bekamen einen Vorgeschmack, was auf sie zukommt.

Ein knatternder Hubschrauber in der Luft, Polizeimotorräder im Pulk, Polizeiwagen, die Limousinen mit Blaulicht eskortieren: Die Hamburger bekamen am Mittwoch einen kleinen Vorgeschmack auf die bei der Polizei als besonders kritisch geltenden sogenannten Schleusungen der Delegationen des G20-Gipfels. Ohne jeden Halt werden dabei die Staatschefs und ihre Mitreisenden zu Veranstaltungsorten, ihren Hotels oder zum Flughafen gefahren. Mit der Übung wollte die Polizei ihr Konzept auf Schwachstellen überprüfen.

Rund 35-mal wird die Polizei am 7. und 8. Juli diese Schleusungen vornehmen und die Delegationen durch die Stadt begleiten. Denn wenn dann Staatschefs wie Donald Trump, Wladimir Putin oder der Recep Tayyip Erdogan mit ihrem Gefolge in den Fahrzeugen sitzen, haben sie aus Sicherheitsgründen absolute Vorfahrt. „Sie werden unter keinen Umständen anhalten“, sagte ein Polizist während der Übung am Mittwoch. „Unsere Aufgabe wird es sein, die Strecke ohne Wenn und Aber freizuhalten.“

Hubschrauber begleiten die Kolonnen

Andere Angehörige von Delegationen der Gastländer, der Europäischen Union und von internationalen Organisationen wie der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds oder der Weltgesundheitsorganisation werden dagegen in den meisten Fällen nur gelotst. Das bedeutet, dass die Kolonne von der Polizei begleitet wird, aber beispielsweise an roten Ampeln hält.

Bei der Übung am Mittwoch waren es, inklusive Polizeiwagen, sieben Fahrzeuge, die im Hauptpulk fuhren. Dazu kamen Polizeimotorräder und Vorausfahrzeuge. Wenn die echten Delegationen geschleust werden, werden die Kolonnen deutlich größer sein. Um die 20 Fahrzeuge werden zu Delegationen wie der von US-Präsident Donald Trump gehören. Sein russischer Amtskollege wird dem, was die Größe der Kolonne angeht, kaum nachstehen. In der Luft werden dann mehrere und nicht nur ein Polizeihubschrauber sein. Mehrere von ihnen werden zur Aufklärung eingesetzt. Sie überwachen aus der Luft den Streckenverlauf. In anderen Hubschraubern werden, abseilbereit, Mitglieder von Spezialeinheiten der Polizei sein, die im Tiefflug die Kolonnen begleiten und bei Zwischenfällen vom Hubschrauber aus in wenigen Sekunden am Boden sein können.

Für jede Fahrt stehen mehrere Routen zur Auswahl

Fünf Stunden lang übte die Polizei das Schleusen auf drei verschiedenen Routen. Welche Streckenverläufe beim G20-Gipfel gewählt werden, ist geheim. Für jede Fahrt stehen mehrere zur Auswahl. Erst im letzten Moment wird entschieden, welche Route tatsächlich gefahren wird. Wie die Sicherungsmaßnahmen am Boden stattfinden, damit die Strecken frei bleiben, ist ebenfalls ein gut gehütetes Geheimnis des 80 Mann starken Vorbereitungsstabs.

Welchen Umfang die Schleusungen haben, zeigt schon die Zahl der Polizisten, die für Verkehrsmaßnahmen eingeplant sind. Rund 2500 Beamte werden diesem Einsatzabschnitt zugeteilt. Darunter sind auch viele Polizisten aus anderen Bundesländern. „In anderen Bundesländern werden Schleusungen teilweise etwas anders durchgeführt. Deshalb müssen sie das Hamburger Konzept trainieren“, so ein Beamter. Am Mittwoch waren bereits Beobachter von anderen Länderpolizeien vor Ort.

Der spektakulärste Wagen, der durch Hamburg geschleust wird, dürfte die „The Beast“ oder „Cadillac One“ genannte Limousine von US-Präsident Trump sein. Von dem neun Tonnen schweren, mit Titan und Karbon gepanzertem Fahrzeug soll es weltweit zwölf Stück geben, von denen jeweils das nächstgelegene zu den Besuchszielen gebracht wird. Die Fahrzeuge sollen über zahlreiche Sicherungsvorrichtungen verfügen. Es soll auch ein Fahrzeug dabei sein, das in der Umgebung der Limousine die Handykommunikation stört, um so das Auslösen von Sprengfallen durch Handys zu verhindern.

Erst am Montag hatte Innensenator Andy Grote (SPD) davor gewarnt, während des Gipfels mithilfe von Straßenblockaden zu versuchen, „The Beast“ zu stoppen. Dann würde man mit den Sicherheitsleuten vom Secret Service an­einandergeraten, die auch hier in Deutschland mit Schusswaffen ausgerüstet sein werden. Grote hatte von „drastischen Maßnahmen“ gesprochen, die dann durchgeführt werden könnten. Was „drastisch“ in dem Fall wäre, ließ er offen. Es sei aber „extrem gefährlich“.