Hamburg. Sebastian Kempkens (“Zeit“) wurde offenbar angegriffen, weil er ein FreeDeniz-Schild zeigte. Hamburger Senat zeigt sich besorgt.
Der für die "Zeit" tätige Journalist Sebastian Kempkens ist bei dem Auftritt des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuşoğlu am Dienstagabend in Hamburg offenbar angegriffen worden, weil er ein Schild mit der Aufschrift FreeDeniz in die Luft hielt.
Auf Twitter berichtete Kempkens, dass Leute mit Türkeifahnen geprügelt und ihm die Brille aus dem Gesicht gehauen hätten. Einer soll gesagt haben: "Du verdankst es Erdogans Menschlichkeit, dass du noch lebst."
Der türkische Außenminister war am Dienstagabend nach einer Absage der ursprünglich angedachten Lokalität in Wilhelmsburg in der Konsulatsresidenz an der Alster aufgetreten. Neben rund 300 Anhängern kamen auch rund 200 Menschen auf die Uhlenhorst, die gegen die türkische Regierung demonstrierten – einige forderten mit besagten FreeDeniz-Schildern die Freilassung des "Welt"- Korrespondenten Deniz Yücel, der in der Türkei in Untersuchungshaft sitzt.
Konsul-Galerie
Der Senat zeigte sich angesichts der Berichte über die Angriffe gegen den Hamburger Journalisten alarmiert. "Ein solches Verhalten wäre ein schwerer Verstoß gegen die Meinungs- und Pressefreiheit und absolut inakzeptabel", so Senatssprecher Jörg Schmoll. In einem Schreiben habe der Staatsrat für Auswärtige Angelegenheiten, Wolfgang Schmidt, den türkischen Generalkonsul um Unterstützung bei der Aufklärung dieses Vorfalles und um eine Stellungnahme gebeten.
Senat: Einschüchterungen nicht zu tolerieren
In dem Brief heißt es unter anderem: „Die Vorwürfe, sollten sie sich bewahrheiten, sind aus Sicht des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg sehr gravierend.“ Die Meinungs- und Pressefreiheit sei ein Grundrecht, Einschüchterungen und körperliche Angriffe seien nicht zu tolerieren, heißt es in dem Schreiben weiter.
Auch die Grünen verurteilen die tätlichen Angriffe, von denen der Journalist Kempkens berichtet. "Diese Attacken sind ein Zeichen der Doppelmoral in ihrer schlimmsten Form, denn der türkische Außenminister Çavuşoğlu hatte sich im Vorfeld des Auftritts ja mehrfach auf die freie Meinungsäußerung bezogen", so Anjes Tjarks, Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion. "Auch wenn diese auf dem Gelände des Generalkonsulats und damit auf türkischem Hoheitsgebiet stattfanden: Dies muss lückenlos aufgeklärt werden und darf sich nicht wiederholen.“
Das türkische Generalkonsulat teilte dem Abendblatt am späten Mittwochabend mit, dass man im Zusammenhang mit den von Kempkens geschilderten Vorgängen "keinerlei Informationen" habe. In der Mitteilung heißt es weiter, dass die Sicherheit bei der Versammlung "seitens der deutschen Polizei gewährleistet" worden sei. Man halte es für angebracht, die "diese Angelegenheit den deutschen Behörden weiterzuleiten" und verspricht, im Rahmen des Vorwurfs selbstverständlich mit den örtlichen Sicherheitsbehörden" zusammenarbeiten zu wollen.