Berlin. Weitere Spitzenpolitiker aus Ankara wollen in Deutschland für das Referendum in ihrer Heimat werben.

Wie der türkische Außenpolitiker Mevlüt Cavusoglu am Dienstag in Hamburg wollen sich auch andere AKP-Politiker von keinem Verbot abhalten lassen, in Deutschland für das Referendum in ihrer Heimat zu werben, zur Not im Konsulat. Das ist nämlich „exterritoriales Gelände“, und dort gilt das kommunale Versammlungsrecht nicht.

Das Beispiel zeigt, dass die Türken sich über jeden Einwand hinwegsetzen. Sie tun es mit größter Härte und Skrupellosigkeit. Die Nazivergleiche hören keineswegs auf. „Das ist ein total repressives System“, behauptet Cavusoglu gegenüber der Zeitung „Hürriyet“. Er sagt auch, „alle Praktiken ähneln denen der Nazizeit. Sie machen Druck, damit für die AKP ein Nein herauskommt.“

Türkischer Außenminister in Hamburg:

Konsul-Galerie

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf dem Balkon der Residenz des türkischen Generalkonsuls in Hamburg
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf dem Balkon der Residenz des türkischen Generalkonsuls in Hamburg © Michael Arning
Hamburg: Die Residenz des türkischen Generalkonsuls beim Besuch des Außenministers Mevlüt Cavusoglu
Hamburg: Die Residenz des türkischen Generalkonsuls beim Besuch des Außenministers Mevlüt Cavusoglu © Michael Arning
Mevlüt Cavusoglu bei seiner Rede am Dienstagabend in Hamburg
Mevlüt Cavusoglu bei seiner Rede am Dienstagabend in Hamburg © Reuters | Fabian Bimmer
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in der Residenz des türkischen Generalkonsuls in Hamburg
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in der Residenz des türkischen Generalkonsuls in Hamburg © Michael Arning
Die Residenz des türkischen Generalkonsuls am Dienstagabend
Die Residenz des türkischen Generalkonsuls am Dienstagabend © Reuters | Fabian Bimmer
Mevlüt Cavusoglu bei seiner Rede am Dienstagabend in Hamburg
Mevlüt Cavusoglu bei seiner Rede am Dienstagabend in Hamburg © Reuters | Fabian Bimmer
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf dem Balkon der Residenz des türkischen Generalkonsuls
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf dem Balkon der Residenz des türkischen Generalkonsuls © dpa | Axel Heimken
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf dem Balkon der Residenz des türkischen Generalkonsuls
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf dem Balkon der Residenz des türkischen Generalkonsuls © HA | Michael Arning
Die Fahrzeugkolonne des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu verlässt den Hamburger Flughafen
Die Fahrzeugkolonne des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu verlässt den Hamburger Flughafen © dpa | Christian Charisius
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu landet am Hamburg Airport
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu landet am Hamburg Airport © dpa | Christian Charisius
Gegendemonstranten vor der Villa des türkischen Generalkonsuls
Gegendemonstranten vor der Villa des türkischen Generalkonsuls © HA | Michael Arning
Viele türkische Fahnen im Garten der Residenz, wo jetzt der türkische Außenminister reden will
Viele türkische Fahnen im Garten der Residenz, wo jetzt der türkische Außenminister reden will © HA | Michael Arning
Etliche Fernsehsender haben sich vor der Villa des Generalkonsuls postiert
Etliche Fernsehsender haben sich vor der Villa des Generalkonsuls postiert © HA | Michael Arning
Der Hamburger Profiboxer Ismail Özen nimmt an der Gegendemo zum Auftritt des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu teil
Der Hamburger Profiboxer Ismail Özen nimmt an der Gegendemo zum Auftritt des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu teil © HA | Michael Arning
Etliche Polizisten sichern die Veranstaltung
Etliche Polizisten sichern die Veranstaltung © HA | Michael Arning
Weil eine Gegendemonstration angekündigt wurde, werden Absperrgitter geliefert
Weil eine Gegendemonstration angekündigt wurde, werden Absperrgitter geliefert © HA | Michael Arning
Rund um die Villa auf der Uhlenhorst sind Polizeiwagen vorgefahren
Rund um die Villa auf der Uhlenhorst sind Polizeiwagen vorgefahren © HA | Michael Arning
In dieser Villa an der Alster wird der türkische Außenminister auftreten
In dieser Villa an der Alster wird der türkische Außenminister auftreten © HA | Michael Arning
Die Residenz des türkischen Generalkonsuls in Hamburg auf der Uhlenhorst
Die Residenz des türkischen Generalkonsuls in Hamburg auf der Uhlenhorst © HA | Michael Arning
Polizisten vor der Residenz des türkischen Generalkonsuls, wo der türkische Außenminister eine Rede halten will
Polizisten vor der Residenz des türkischen Generalkonsuls, wo der türkische Außenminister eine Rede halten will © HA | Michael Arning
Für den türkischen Außenminister wird auf einem Balkon ein Rednerpult aufgebaut
Für den türkischen Außenminister wird auf einem Balkon ein Rednerpult aufgebaut © HA | Michael Arning
Polizisten sperren die Residenz an der Schönen Aussicht weiträumig ab
Polizisten sperren die Residenz an der Schönen Aussicht weiträumig ab © HA | Michael Arning
Das Rednerpult wird für den Außenminister vorbereitet
Das Rednerpult wird für den Außenminister vorbereitet © dpa | Axel Heimken
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Heute will sich Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) mit ihm treffen. Bisher sieht die Regierung von harten Reaktionen ab. Weder hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich die Verunglimpfungen moniert – sie überließ es ihrem Sprecher –, noch wurde der türkische Botschafter wegen der Nazivergleiche „einbestellt“. Ob eine Wahlveranstaltung stattfinden darf, wird wie in Hamburg der Kommune überlassen, es ist eine Frage des Ordnungsrechts. Mehr noch: Die Bundesrepublik hilft dem Nato-Partner, die 1,4 Millionen stimmberechtigten Türken hierzulande zur geplanten Verfassungsänderung abstimmen zu lassen.

Tatsächlich hat die Türkei beim Auswärtigen Amt um Hilfe gebeten. Die Prüfung der Bitte ist nach offizieller Auskunft auf „gutem Weg“. Dagegen sei aus Sicht des Außenministeriums „nichts einzuwenden“, im Gegenteil: „Wenn diese Menschen ihre demokratischen Rechte wahrnehmen und ihr Kreuz machen können, dann ist das in unserem Sinne, weil das ein Ausdruck von Demokratie ist.“

Cavusoglu spricht von „rechtswidriger Praxis“

In Nordrhein-Westfalen sorgen sich die Behörden um drohende Warteschlagen vor einem „Bildungszentrum“ in Dortmund. Bayern teilt mit, selbstverständlich werde man den Aufwand der Polizei der Türkei nicht in Rechnung stellen. Sie wird wie ein befreundeter Staat behandelt, ungeachtet der schrillen Begleitmusik. An Merkels Linie aber gibt es zunehmend Zweifel, inzwischen auch öffentlich. Zumal die Türkei den aggressiven Ton der letzten Tage beibehält.

Cavusoglu kann sich nicht vorstellen, dass die Hamburger Behörden seinen Auftritt im Plaza Event Center nur wegen des Brandschutzes gesperrt haben. Er sieht offensichtlich subversive Kräfte am Werk: „Indem sie Druck auf private Eigentümer, Hotels und Hochzeitssäle ausüben, lassen sie die Vereinbarungen absagen.“ Besitzer von Veranstaltungsräumen würden „bedroht“, sagte er. „Im Endeffekt ist diese antidemokratische Praxis rechtswidrig“, klagt Cavusoglu. Der AKP-Abgeordnete Mustafa Yeneroglu bezeichnet die Sperrung der Halle als neuen Tiefpunkt in den Beziehungen: „Das Sinken nimmt kein Ende.“

Gespräche seien notwendig

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) setzt derweil in Brüssel an. Er fordert die EU auf, noch vor dem Verfassungsreferendum am 16. April die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu beenden. Ankara müsse „endlich ­akzeptieren“, dass die umstrittenen Wahlkampfauftritte in Deutschland nicht erwünscht seien, sagte er dem Abendblatt. Gespräche mit türkischen Politikern seien notwendig: „Solange Präsident Erdogan aber seine unerträglichen Nazivergleiche nicht zurückgenommen hat, muss man den guten Willen auf türkischer Seite bezweifeln.“