Hamburg. Sowohl der Richterverein als auch die Präsidentin des Landgerichts Hamburg wehren sich gegen die Vorwürfe.

Der Hamburgische Richterverein verwahrt sich gegen die Behauptung, Richter seien unmotiviert. Ein Artikel mit der Überschrift „Viele Richter sind unmotiviert“ war am Dienstag im Hamburger Abendblatt erschienen. Darin ging es um das neue Buch des Hamburger Journalisten Joachim Wagner („Ende der Wahrheitssuche – Justiz zwischen Macht und Ohnmacht“).

Wagner vertrat unter anderem die These, dass nur wenige Richter bereit seien, dauerhaft über 40 bis 42 Stunden Arbeitszeit pro Woche hinauszugehen. Wagner sagte auch, dass er ein „akademisches Übersoll“ von drei Stunden pro Woche für vertretbar halte. Überdies seien „viele Richter zwar fleißig, aber nicht sonderlich effizient – weil die Organisation zu wünschen übrig lässt“.

Zwei Gruppen mit Motivationsproblemen

Für unmotiviert halte er die Richterschaft mitnichten, stellte Wagner jetzt in einem Schreiben an die Staatsanwälte und Richter im Hamburger Richterbund klar. „Das ist nicht meine Meinung, und sie entspricht auch nicht dem Inhalt meines Buches“, heißt es da. „In dem Buch habe ich lediglich zwei Gruppen mit Motivationsproblemen beschrieben: die Jobber ohne Karriere-Ehrgeiz und die über 50-Jährigen“, erklärte Joachim Wagner.

Die Aussage, Richter seien unmotiviert, weisen sowohl der Richterverein als auch Sibylle Umlauf, die Präsidentin des Landgerichts Hamburg, scharf zurück. Sie spricht in dem Zusammenhang von „antiquierten Vorstellungen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben“. „Ohne den überobligatorischen Einsatz der Richterinnen und Richter, ihr hohes Arbeitsethos und Verantwortungsbewusstsein wäre das Landgericht Hamburg bei seiner in allen Bereichen viel zu knappen Personalausstattung längst in die Knie gegangen.“

Das Abendblatt hat in der Überschrift den Inhalt des Artikels verzerrt widergegeben. Wir bitten um Entschuldigung.