Hamburg. Inhalt wurde reduziert, Preis angehoben: Verbraucherzentrale kürt Mogelpackungen 2016. Auch ein Weihnachtsmann ist dabei.
Weniger Inhalt, aber ein höherer Preis – das ist das Kennzeichen für Mogelpackungen im Einzelhandel. Den größten Ärger der Verbraucher zog im vergangenen Jahr das Evian-Mineralwasser auf sich, wie eine Online-Abstimmung der Verbraucherzentrale Hamburg ergab. „Das Evian-Wasser in der 1,25-Liter-Flasche ist die Mogelpackung des Jahres 2016“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Von den abgegebenen 23.414 Stimmen entfielen 38,3 Prozent auf das Produkt von Danone Waters.
Das Unternehmen hatte die Füllmenge der Evian-Flasche im April 2016 von 1,5 auf 1,25 Liter reduziert. Gleichzeitig wurde der Preis für das Mineralwasser im Handel angehoben. Unterm Strich betrug die teils versteckte Preiserhöhung in einigen Supermärkten bis zu 50 Prozent. „Viele Verbraucher fanden diesen rasanten Preisanstieg anscheinend besonders unverschämt“, sagt Valet.
Danone rechtfertigt Preis und Verpackung für Evian
Danone Waters spricht von einem ganz neuen Produkt, das in den Markt gekommen sei. Außerdem sei die neue PET-Flasche, die den visuellen Ansprüchen von Glas gerecht wird, teurer in der Herstellung. Deshalb habe man erstmals seit längerer Zeit die Preise für die Kunden angehoben. In der Fachpresse begründet Danone Waters den Verkauf von Evian als „Premiumwasser“ mit hohen Wachstumsraten in diesem Marktsegment. Darin sieht Valet den wahren Grund für die dreiste Preiserhöhung.
Auf den weiteren Plätzen der Online-Abstimmung folgen dicht hinter der Evian-Mineralwasserflasche das Produkt Choco Crossies von Nestlé mit 35,1 Prozent der Stimmen, mit größerem Abstand dann die Crunchips von Lorenz Bahlsen Snack-World (10,1 Prozent) und der Milka Weihnachtsmann von Mondelez (9,3 Prozent).
Choco Crossies: 150 statt 160 Gramm
In die Schachtel der Süßigkeit Choco Crossies kommen bei gleichbleibender unverbindlicher Preisempfehlung von 2,09 Euro, wie der Hersteller Nestle schreibt, jetzt nur noch 150 statt 160 Gramm Füllmenge. Nestle begründet das mit gestiegenen Preisen für Kakaobutter und Mandeln. „Ausgehend von einst 200 Gramm hat der Hersteller die Füllmenge des Produkts in den letzten sechs Jahren gleich mehrmals reduziert“, sagt Valet.
Die Füllmenge der Crunchips von Bahlsen Snack-World wurde von 200 auf 175 Gramm reduziert. Die versteckte Preiserhöhung liegt bei knapp 15 Prozent, so die Verbraucherschützer. Der Hersteller begründet die Mengenreduzierung mit dem Wettbewerb. Die meisten Konkurrenten hätten eine 175-Gramm-Packung in den Regalen.
Milka-Weihnachtsmann hat abgespeckt
Schließlich mussten auch die Milka-Weihnachtsmänner um bis zu 35 Gramm abspecken. Statt 210 Gramm ist die große Figur nur noch 175 Gramm schwer. Die Verbraucherzentrale beziffert die Preiserhöhungen bei diesem Beispiel zwischen drei und 20 Prozent. Hersteller Mondelez verweist lediglich auf ein neues Design für die Weihnachtsmänner in dessen Zusammenhang auch die Größe geändert wurden.
Die Mogelpackungen finden sich vor allem im Supermarkt. „Betroffen sind vor allem Süßwaren, Waschmittel und Drogerieartikel“, sagt Valet. „Die Mogelpackungen, die wir herausfinden sind eher nur die Spitze des Eisberges.“ Jedes Jahr erhält die Verbraucherzentrale Hamburg weit mehr als ein tausend Beschwerden zu Mogelpackungen.