Wedel/Hamburg. Ein Gutachten befasst sich mit Alternativszenarien und deren Kosten. Anwohner kämpfen mit Problemen durch alte Anlage.

Eines ist klar: Hamburgs Umweltbehörde plant Großes, wenn es um die künftige Wärmeversorgung der Stadt geht. Da ist die Rede vom ersten Stroh-Heizwerk der Stadt, vom größten Solarkollektoren-Feld Deutschlands (40.000 Quadratmetern in Altenwerder für Solarwärme) und vom weltweit größten Aquiferspeicher seiner Art. Doch die neue Hamburger Fernwärme, die deutlich mehr auf erneuerbare Energien und Abwärme statt auf Kohlekraftwerke wie in Wedel setzt, hat ihren Preis.

Allein für die Planung der verschiedenen Szenarien wurden sechs Millionen Euro vom Aufsichtsrat der Wärmegesellschaft freigegeben. Unter anderem wurde auch eine Expertise zu den erneuerbaren Energien im Fernwärmenetz mit Handlungsvorschlägen vom Hamburg Institut eingeholt. Matthias Sandrock stellte das 48-seitige Ergebnis dem Energiebeirat vor. Dabei kamen erstmals Kostenschätzungen auf den Tisch.

Mehrere Möglichkeiten für Hamburgs Versorgung

Allein die neue Fernwärmetrasse mit Elbquerung bei einer möglichen Süd-Variante schätzt der Gutachter auf 100 Millionen Euro. Hinzu kämen weitere Investitionen in Anlagen und Speicher. Sechs Varianten hat das Hamburg Institut ausgemacht, mit der die Fernwärmeversorgung auch zukünftig gesichert wäre, wenn das alte Steinkohlekraftwerk in Wedel vom Netz geht. Darunter sind die vom Umweltsenator präferierten Nord- und Süd-Varianten.

Bei der Nordvariante würde in Stellingen ein Biomasse- sowie ein Stroh-Heizkraftwerk entstehen. Die Kosten für das Strohheizkraftwerk werden mit 50 Millionen Euro beziffert. Zudem wäre eine Fernwärmetrasse nötig, die noch einmal zwölf Millionen Euro kosten könnte. Am Standort Wedel wäre zudem eine Großwärmepumpe geplant, deren Errichtung mit 50 Millionen Euro zu Buche schlüge. Die Süd-Variante umfasst ebenfalls neue Heizkraftwerke am Standort Stellingen. Allerdings würde der Standort Wedel aufgegeben und an der Kläranlage Dradenau eine Wärmepumpe errichtet sowie auf Solarthermie in Altenwerder gesetzt.

Heizkraftwerk wird zurzeit teuer saniert

Das Wedeler Heizkraftwerk versorgt derzeit laut Vattenfall-Geschäftsführer Pieter Wasmuth 120.000 Hamburger Haushalte mit Wärme. Das in die Jahre gekommene Kraftwerk muss dringend ersetzt werden. Derzeit investiert Vattenfall mehr als 80 Millionen Euro in die Sanierung des Kraftwerks, damit es bis voraussichtlich 2021 weiterlaufen kann. So viel Zeit wird es mindestens brauchen, eine Ersatzlösung zu finden und zu bauen. Laut Umweltsenator Jens Kerstan soll die Prüfung aller Varianten bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Voraussichtlich 2017 soll noch eine Investitionsentscheidung fallen.

Umweltverbände und Anwohner drängen auf eine schnelle Ersatzlösung, vor allem, weil das Kraftwerk Probleme bereitet. Unter anderem spuckt es seit Sommer Asche. Eine Anwohnerinitiative wehrt sich dagegen und kündigt nun eigene Schadstoffmessungen an.