Stellingen. Stadtreinigung investiert in Stellingen bis 2023 rund 220 Millionen Euro in Abfalltrennung und Recycling.

Die Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor segnet das Zeitliche. Nach ihrer Stilllegung im Juni 2015 hat an der Schnackenburgallee 100 der Rückbau der Anlage begonnen. Er soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein. Auf dem etwa 110.000 Quadratmeter großen Grundstück soll bis Mitte 2023 ein modernes „Zentrum für Ressourcen und Energie“ (ZRE) entstehen.

Der Abbau der alten Anlage wird knapp fünf Millionen Euro kosten, in das neue ZRE wird die Stadtreinigung etwa 220 Millionen Euro investieren. Die Arbeiten liegen voll im Zeitplan, hieß es aus der Stadtreinigung.

Das ZRE soll den Einstieg ins effektive Recycling schaffen

Das neue ZRE soll die Recyclingquote nachhaltig erhöhen: In den eng bebauten Stadtteilen in Hamburgs Nordwesten haben viele Hauseigentümer nicht genug Platz für die vielen Mülltonnen, deren Aufstellung zur Mülltrennung erforderlich wären. Deshalb will die Stadt den Hausmüll selbst sortieren und verwerten. Etwa 140.000 Tonnen aus Hamburgs Nordwesten soll das ZRE verarbeiten können, das gesamte Hausmüllaufkommen der Stadt liegt bei 450.000 Tonnen im Jahr. Das Gros wird also auch nach 2023 noch in der Müllverbrennungsanlage Borsigstraße verfeuert werden.

Das ZRE soll aber den Einstieg ins effektive Recycling schaffen und zunächst verkäufliche Wertstoffe wie Metall und Kunststoff aus dem Müll holen.

Die an der Schnackenburgallee produzierte Wärme deckt im Sommer 100 Prozent des Bedarfs

In einem weiteren Schritt wird die Biofraktion aus dem Müll gezogen: Haus- und Bioabfall werden vergoren, um Gas zu gewinnen und es ins Erdgasnetz einzuspeisen. Außerdem werden Biomasse und Festbrennstoffe aus Bioabfall gewonnen, die in einem Kraftwerk zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt werden. Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas und -masse ist klimaneutral.

Die an der Schnackenburgallee produzierte Wärme deckt im Sommer 100 Prozent des Bedarfs, den derzeit noch das abgängige Kraftwerk Wedel befriedigt. Im Winter kann das ZRE immerhin 20 Prozent der Wedeler Wärme ersetzen. Die derzeit noch fehlenden Energie muss zugekauft werden.

Wegen der verbesserten Recyclingquote können aber Müllverbrennungskapazitäten abgebaut werden. Die Anlage am Rugenberger Damm, die jährlich 340.000 Tonnen schafft, wird künftig nicht mehr mit Hamburger Hausmüll beliefert werden. Die Verträge laufen aus. Die Anlage gehört zu 45 Prozent der Stadt, zu 55 Prozent Vattenfall.

Die MVA Stellinger Moor war die erste Müllverbrennungsanlage, die in Hamburg nach dem Zweiten Weltkrieg in den boomenden 70er-Jahren gebaut wurde. 42 Jahre lang verbrannten im nahezu ständigen Stellinger Feuer in rund 360.000 Betriebsstunden mehr als 7 Millionen Tonnen Abfall. Damit wurden fast drei Millionen Megawattstunden Strom und einer Million Megawattstunden Fernwärme erzeugt.

Im Winter 1997/98 erweiterte die Stadtreinigung das Müllkraftwerk zu einem Müllheizkraftwerk. Neben der von Anfang an erzeugten elektrischen Energie koppelte die Stadtreinigung zusätzlich Dampf für Fernwärme aus, mit der bis zuletzt das Volksparkstadion, die Arena und etwa 14.000 Hamburger Haushalte versorgt wurden.