Hamburg. Wertpapier der Reederei legt in knapp zwei Monaten um 50 Prozent zu. Hohe Erwartungen bei den Analysten.

Es geht wieder aufwärts bei Hapag-Lloyd – zumindest wenn man der Börse glaubt. Die Aktie der Traditionsreederei am Ballindamm erfreut sich bei Anlegern großer Beliebtheit. Der Kurs erreicht derzeit ungeahnte Höchststände. Noch am 24. November dümpelte das Papier bei 17,40 Euro. Schon einen Monat später war es 22 Euro wert. Jetzt kostet eine Aktie mehr als 26 Euro. Innerhalb von weniger als zwei Monaten entspricht dies einem Zuwachs von 50 Prozent.

Nach einem solchen Kursfeuerwerk sah es lange Zeit nicht aus. Im November 2015 ging Hapag-Lloyd an die Börse, nur eineinhalb Monate später war das Papier zehn Prozent unter den Ausgabekurs von 20 Euro gerutscht. Praktisch während des ganzen Jahres 2016 dümpelte der Kurs zwischen 16 und 17 Euro. Der Tiefststand lag sogar bei 14,90 Euro. Die verheerende Schifffahrtskrise hatte die Frachtraten im Containertransport auf Tiefststände gedrückt. Nahezu alle großen Reedereien schrieben operativ Verlust.

Leitartikel: Die Hapag-Aktie hilft Hamburg

Doch seit einiger Zeit geht es bei den Schifffahrtsunternehmen wieder bergauf, vor allem bei Hapag-Lloyd. „Das liegt zum einen an positiven Analysten-Einschätzungen, zum anderen an der tatsächlichen Entwicklung der Frachtraten“, sagt Thomas Wybierek, Schifffahrtsexperte der Nord LB. Die Raten hätten sich auf ein neues Hoch in der Krise geschraubt.

Der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI), der die Entwicklung der Frachtraten ab China wöchentlich abbildet, sei beispielsweise am 6. Januar auf 1116 Dollar für den Transport eines Containers von Asien nach Europa gestiegen. „Im März 2016 waren es erst 205 Dollar gewesen“, so Wybierek. Nach seiner Meinung müsse man aber abwarten, ob sich der positive Trend fortsetze. „Am 13. Januar war die Rate schon wieder leicht auf 1086 Dollar gebröckelt.“

Rückenwind von Aktienanalysten

Rückenwind bekommt Hapag-Lloyd von diversen Aktienanalysten. Zuletzt hat die Privatbank Hauck & Aufhäuser für Hapag-Lloyd eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 30 Euro ausgesprochen. Einer, der Hapag-Lloyd zuletzt positiv einstufte, ist der Hamburger Analyst Christian Cohrs von Warburg Research.

Die Aktie der Reederei zähle für ihn in diesem Jahr zu den Top-Werten, schrieb Cohrs in einer Anfang Januar vorgelegten Studie mit den „Best Ideas 2017“. Aktienempfehlungen seien immer ein Abwägen zwischen Kurszielen und tatsächlicher Bewertung, sagt er. „Und die Hapag-Lloyd-Aktie war im vergangenen Jahr deutlich zu niedrig bewertet.“

„Branchenumfeld verbessert"

Hinzu komme, dass sich das Branchenumfeld verbessert habe. „Der Tiefpunkt der Frachtraten war im März und April, seitdem stabilisiert sich die Lage“, sagt Cohrs. Die Konsolidierung am Schifffahrtsmarkt schreite voran, die Neubestellungen nähmen ab, die Verschrottungen zu, die stillgelegte Flotte wachse. „Das schlechteste Umfeld sollte das Unternehmen damit hinter sich haben“, so Cohrs.

Hapag-Lloyd selbst nutzt den Aufwind, um sich frisches Kapital zu beschaffen. Die Reederei startete am Montag die Ausgabe einer neuen Anleihe mit einem Volumen von 150 Millionen Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren. Wie das Unternehmen mit Hauptsitz am Ballindamm mitteilte, soll ein Teil der Einnahmen in Höhe von etwa 47 Millionen Euro für die vorzeitige Ablösung einer Dollar-Anleihe verwendet werden, die im Herbst 2017 fällig wird. Die verbleibenden Erlöse der neuen Euro-Anleihe werden für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet. „Wir nutzen mit der neuen Anleihe einerseits das günstige Kapitalmarktumfeld. Andererseits ist der Zeitpunkt optimal“, sagt Hapag-Lloyd-Sprecher Nils Haupt.

Rekordverdächtige Anzahl von Abwrackungen

Das ist er in der Tat. Denn die jahrelangen Überkapazitäten am Schifffahrtsmarkt, der wesentliche Treiber der weltweiten Branchenkrise, scheinen nun tatsächlich abzuschmelzen. Dem Logistik-Berater MDS Transmodal zufolge hat die weltweite Containerschiff-Flotte 2016 um nur noch 1,6 Prozent auf 21,30 Millionen Standardcontainer (TEU) zugelegt. Das ist die geringste Zuwachsrate in der Geschichte der Containerschifffahrt. Grund für das geringe Flottenwachstum ist die rekordverdächtige Anzahl von Abwrackungen.

Im vergangenen Jahr wurden laut einer Studie von Clarkson Research Containerschiffe mit einer Gesamtkapazität von 702.000 TEU abgewrackt, darunter sogar mehrere Schiffe, die jünger als zehn Jahre waren. Im Gegenzug gingen die Aufträge für neue Containerschiffe 2016 im Vergleich zum Vorjahr um rund 89 Prozent zurück, so Clarkson.

Dieser Ordereinbruch wird sich aber erst 2018 und 2019 voll auf den Flottenbestand auswirken.

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