Börsenwert der Reederei steigt um eine Milliarde Euro. Bekommt die Stadt ihr Geld zurück?

Wie sich das Blatt wenden kann: Als Hapag-Lloyd Anfang November 2015 an die Börse ging, träumten nicht wenige von einer neuen Hamburger Volksaktie. Ein international bekanntes, eng mit der Geschichte der Hansestadt verbundenes Traditionsunternehmen wagte den Sprung aufs Parkett. Das erzeugte Fantasien und die Hoffnung, dass die Bürger zumindest einen Teil der 1,1 Milliarden Euro Steuermittel, die die Stadt in die Reederei investiert hat, zurückbekommen könnte.

Doch der Traum war schnell ausgeträumt. Der Börsenstart gelang nur holperig, und kurz darauf sackte die Aktie der großen Reederei um mehr als zehn Prozent unter ihren Ausgabepreis von 20 Euro das Stück. Selbst Stützungskäufen gelang es nicht, den Wert des Papiers anzuheben. Das Unternehmen sei „einen Tick“ zu gering bewertet, sagte der Vorstandschef von Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, damals enttäuscht.

Hapag-Lloyd: Die Aktie läuft wie geschnitten Brot

Was heißt hier „einen Tick“? Das Unternehmen war an der Börse offenbar massiv unterbewertet. Anders lässt sich die Entwicklung des Kurses innerhalb der vergangenen eineinhalb Monate kaum erklären. Die Aktie läuft, um es ganz einfach auszudrücken, inzwischen „wie geschnitten Brot“ und hat den Börsenwert der Traditionsreederei vom Ballindamm kräftig ansteigen lassen. Im November kostete das Wertpapier 17,40 Euro, heute 26 Euro. Einfach gesagt: Vor eineinhalb Monaten war das Unternehmen noch gut zwei Milliarden Euro an der Börse wert. Heute sind es knapp drei Milliarden. Und einige Analysten zählen Hapag-Lloyd zu den Top-Werten des Jahres.

Darüber darf sich jeder Hamburger freuen. Er hat nämlich auch etwas davon. Wir sollten nicht vergessen, dass die Stadt mit 1,1 Milliarden Euro Steuermitteln an dem Unternehmen beteiligt ist. Zweimal mussten die Finanzexperten der Regierung von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) den Wert ihrer Anteile aufgrund des schlechten Kurses schon nach unten korrigieren. Da ist es besonders erfreulich, wenn es wieder aufwärtsgeht.

Um den Unkenrufen der Pessimisten zuvorzukommen, sei an dieser Stelle gleich gesagt: Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Auch Hobby-Anleger wissen genau, dass die Aktienmärkte sehr volatil sind. Aktienkurse ändern sich sekündlich, und was heute am Markt geliebt wird, kann morgen schon wieder verkauft sein – oder heute Abend.

Eines macht aber Hoffnung, dass der Trend diesmal anhält: Gemeint ist die allgemeine Entwicklung. Der schlechte Aktienkurs der Vergangenheit war nämlich weniger Ausdruck des Unternehmenszustands als vielmehr des Umfelds, in dem Hapag-Lloyd operiert. Und dieses Umfeld war von der seit mittlerweile acht Jahren bestehenden Schifffahrtskrise geprägt. Die allgemeinen Frachtraten waren so niedrig, dass Hapag-Lloyd wie alle Reedereien kaum mehr die Kosten ihres Schiffsbetriebs erlöste.

Olaf Scholz: "I want my money back"!

Genau das hat sich geändert. Alle Indizes weisen auf steigende Frachtraten hin. Die Überkapazitäten an Schiffen werden langsam abgebaut. Die Analysten prognostizieren eine Erholung der Schifffahrtsmärkte. Das stärkt Hapag-Lloyd.

Olaf Scholz sagte, als die Stadt in Hapag-Lloyd investierte, in Anlehnung an die verstorbene britische Premierministerin Margaret Thatcher: „I want my money back! Ich will mein Geld zurück!“ Mit ein bisschen Glück kann Scholz das noch erleben, wenn er lange genug Bürgermeister bleibt.