Hamburg. Hamburg verliert im ersten Quartal Ladung, Hauptkonkurrent Antwerpen legt zu. Experten erwarten für Gesamtjahr nur noch Stagnation.

Der Hamburger Hafen kann seinen Abwärtstrend aus dem vergangenen Jahr nicht aufhalten. Auch in den ersten drei Monaten 2016 ging der Hafenumschlag signifikant zurück. Erstmals seit Jahren sank das Aufkommen aller Ladungsarten: Der Massengutumschlag verlor 1,9 Prozent auf 11,5 Millionen Tonnen, der konventionelle Stückgutumschlag sank um 3,5 Prozent auf 420.000 Tonnen. Die bedeutendste Ladungsart, der Containerumschlag, ging um 3,4 Prozent auf 2,23 Millionen Standardcontainer (TEU) zurück, teilte die Marketinggesellschaft des Hafens mit.

Damit vergrößert sich der Abstand zu Antwerpen. Dessen Hafen hat nämlich im gleichen Zeitraum 4,6 Prozent mehr Container umgeschlagen. Antwerpen hat erst vor einigen Monaten den Hamburger Hafen als die Nummer zwei in Europa abgelöst. Auf absehbare Zeit wird Hamburg diesen Platz nicht zurückerobern können.

Mehr Containerverkehr mit USA und Finnland

Als Gründe für die anhaltenden Probleme führt die Marketinggesellschaft die üblichen Argumente an: Die Russlandkrise sorgt für eine geringe Nachfrage. Der Containerverkehr mit China, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens, reduzierte sich um acht Prozent. Hinzu kamen Routenänderungen im Zubringerverkehr. So fährt die Reederei-Allianz G 6, zu der auch Hapag-Lloyd gehört, Göteborg mit seinen großen Seeschiffen inzwischen selbst an, anstatt die Ladung in Hamburg auf kleinere Schiffe umzuladen. Deshalb ist der Containerverkehr des Hafens mit Schweden zurückgegangen.

Alles das konnte durch Zuwächse in anderen Fahrtgebieten nicht ausgeglichen werden. Zwar hat der Containerverkehr mit den USA und Finnland deutlich zugenommen. Aber insgesamt geht es nur um 180.000 Boxen, und diese wurden in erster Linie leer dorthin transportiert.

Rückgang sei auch durch viele Feiertage bedingt

Dennoch zeigten sich die Verantwortlichen der Hafen Hamburg Marketing am Montag zuversichtlich: „Das erste Quartal 2015 war noch ein sehr gutes. Deshalb fällt der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum streckenweise drastisch aus“, sagte der Vorstand des Hafen Marketings, Axel Mattern. Der Vergleich mit dem vierten Quartal 2015 zeige hingegen ein deutlich freundlicheres Bild: „Wir haben die Talsohle durchschritten und erwarten nicht, dass es zu weiteren Einbrüchen kommt“, so Mattern. Gleichwohl bleibt seine Prognose für dieses Jahr verhalten: „Wenn wir insgesamt das gleiche Ergebnis wie im Vorjahr schaffen würden, dann wäre das super.“ Damit allerdings würde der Hamburger Hafen auf einem Umschlagniveau stagnieren, das er bereits vor zehn Jahren erreicht hat.

Negativ stößt auf, dass der Abtransport der Container per Hafenbahn im ersten Quartal um 2,8 Prozent zurückgegangen ist. Denn gerade der schnelle und zuverlässige Bahntransport ist einer der wenigen Vorteile mit denen Hamburg gegenüber anderen Häfen im Nordseegebiet punkten kann. Aber auch dafür liefert Mattern eine einfache Begründung: „Das liegt daran, dass in diesem Jahr Ostern ins erste Quartal fiel.“ Der Rückgang sei durch die vielen Feiertage bedingt. Immerhin habe die mit der Bahn transportierte Tonnage sogar um 1,3 Prozent zugelegt.

Weitertransport über Hamburg günstiger

Auffallend ist zudem der Zuwachs bei den Schiffsanläufen der außergewöhnlich großen Containerfrachter. Während die Anzahl der Schiffe mit einer Kapazität bis zu 14.000 Standardcontainern von Januar bis März um 7,8 Prozent sank, wuchs die Zahl der Schiffsanläufe mit einer Kapazität bis 19.000 um 84 Prozent. „Ein weiterer Beweis dafür, dass wir die Elbvertiefung dringend benötigen“, sagte Matterns Co-Vorstand Ingo Egloff.

Egloff hatte nach all den negativen Zahlen auch etwas Positives zu verkünden: So habe eine unabhängige Studie ergeben, dass der Transport eines Containers von Shanghai nach Freiburg im Breisgau über Hamburg günstiger und auch schneller sei als über die Wettbewerbshäfen in den Niederlanden und Belgien. Vorausgesetzt der Weitertransport geschieht per Bahn. „Uns wird immer vorgeworfen, wir seien teuer und umständlich. Das stimmt nicht“, sagte Egloff. Der Transport eines Containers ist über Hamburg 14 Euro billiger als über Rotterdam und 148 Euro billiger als über Antwerpen.